In Het Nieuwsblad lautet die Schlagzeile hierzu „Italien bebt“. Mehr als 150 Tote, 1.500 Verletzte und mehr als 30.000 Obdachlose seien die Folge, notiert das Blatt. Das Erdbeben habe eine Stadt von der Karte gefegt und ausradiert. Überall in L’Aquila würden Menschen mit bloßen Händen in den Trümmern der eingestürzten Häuser der Bergstadt nach vermissten Familienangehörigen suchen. Einige mit Tränen in den Augen, andere mit dem Mut der Verzweiflung. Viele der Einwohner von L’Aquila, so berichtet ein Sonderkorrespondent der Zeitung, seien zu Fuß oder mit dem Auto aus der Stadt geflüchtet, als die Erde gestern morgen um 3 Uhr 32 bebte. Der eine oder andere sei sogar noch im Schlafanzug gewesen, als er durch das Beben aufgeschreckt sein Haus verließ.
Wer überlebte, könne oder dürfe, so schreibt Het Nieuwsblad, derzeit noch nicht wieder nach Hause. Entweder weil seine Wohnung eingestürzt ist, oder aber vom Einsturz bedroht ist. Für all diejenigen, die kein Dach mehr über dem Kopf habe,n sei in aller Eile am Stadtrand von L’Aquila ein Zeltlager aufgeschlagen worden. Doch Angesichts der großen Zahl der durch das Erdbeben obdachlos gewordenen reicht diese Maßnahme bei weitem nicht aus.
De Standaard macht hierzu auf der Titelseite mit der Balkenüberschrift „die Hoffnung stirbt zuletzt“ auf. 85 km von Rom entfernt habe man gestern Abend noch immer nach Opfern des Erdbebens in der Region der Abruzzen gesucht. 20“ hätten die Erdstöße gedauert. Als das Beben vorüber war, hätten viele Menschen in den Straßen gestanden und mit Schrecken feststellen müssen, dass ihre Häuser teilweise oder ganz zerstört waren.
Auch De Standaard notiert, dass für viele nach der Katastrophe in L’Aquila jetzt das Warten auf Unterschlupf begonnen habe. Insgesamt seien wohl mehrere 10.000 Menschen aus 26 Städten und Dörfern durch das Beben obdachlos geworden und hätten die letzte Nacht in einem Zelt oder im Auto verbringen müssen. Regnerisches Wetter und Temperaturen um den Gefrierpunkt hätten die Situation vieler noch schwieriger werden lassen. Nach dem Beben gestern morgen habe man noch zahlreiche leichte Nachbeben registrieren können. Derweil seien unter den Opfern wohl keine Belgier. Dies gehe aus Informationen des Außenministeriums hervor. Die betroffene Region sei kein Touristenmagnet, hieß es.
Auch La Libre Belgique sieht Italien tief getroffen. Das Blatt fragt sich, ob eine ähnliche Katastrophe auch hierzulande möglich wäre. Seismologen würden dies mit Ja beantworten und über die Untätigkeit der zuständigen Stellen im Land klagen. Ihrer Ansicht nach trage man den auch hierzulande bestehenden Risiken von Erdbeben nicht genügend Rechnung. Jedenfalls sei ein Beben mit einer Stärke, wie es jetzt Italien erschüttete, durchaus auch in Belgien möglich, zitiert La Libre Belgique einen Brüsseler Seismologen. Wissenschaftliche Untersuchungen hätten bereits ausgewiesen, dass seit dem 14. Jahrhundert hierzulande wenigstens drei Erdbeben mit einer Stärke von 6 bis 6,5 auf der nach oben offenen Richterskala, stattfanden. So z.B. im September 1692 in der Region um Verviers. Historische Aufzeichnungen ließen den Schluss zu, dass diese Erdstöße durchaus die Stärke 6 bis 6,5 auf der Richterskala erreichten. Auch wenn solche Erdbeben nicht vorherzusagen seien, gingen Wissenschaftler davon aus, dass ein solches Beben der Stärke 6 oder höher alle 300 Jahre hierzulande registriert werden könnte.
„Italien weint“, so der Aufmachertitel von Gazet van Antwerpen heute. Das Blatt vergleicht die Stärke des Erdbebens und die Folgen mit den Auswirkungen der Explosion einer kleinen Atombombe. Trotz der hohen Opferzahl und der umfangreichen Schäden ersuche Italien vorläufig nicht um ausländische Hilfe, schreibt die Antwerpener Tageszeitung. Die Rettungsdienste im besonders betroffenen L’Aquila hätten gut 1.700 Mann Verstärkung aus ganz Italien erhalten. Die EU-Kommission habe derweil wissen lassen, dass sie im Falle einer entsprechenden Bitte Italiens Soforthilfe bereit stellen könne. Der jährliche Solidaritätsfond der Europäischen Union der bei Naturkatastrophen genutzt werden kann, hat eine Deckung von einer Milliarde Euro.
Het Laatste Nieuws widmet dem Erdbeben in Italien fast die gesamte Titelseite und informiert über einen Wissenschaftler, der vor einigen Wochen das Erdbeben vorhergesagt hatte. Allerdings habe man die Warnung in den Wind geschlagen und den Wissenschaftler sogar wegen Panikmache vor Gericht zerren wollen. Gleichzeitig forderte man ihn auf, seine Vorhersage des schweren Bebens, die er im Internet veröffentlich hatte, aus dem Netz zu nehmen.
Auch De Morgen titelt auf Seite eins zum Erdbeben in Italien. „In tiefer Trauer“ ist hier die Balkenüberschrift. Italien habe inzwischen aus der ganzen Welt Solidaritätsbekundungen erhalten. US-Präsident Obama und sein russischer Amtskollege Medvedev hätten Italien ebenso ihr Mitgefühl ausgedrückt, wie auch Belgiens Premierminister Herman Von Rompuy.
Le Soir schließlich fragt auf der Titelseite, ob das Drama vorhersehbar gewesen sei. Informiert aber auch auf Seite eins heute über einen Entscheid des Staatsrats wonach das Tragen eines Schleiers in Schulen der französischen Gemeinschaft während des Unterrichts verboten werden kann.
Die Presseschau von Dienstag, dem 07. April 2009
Fast das gesamte Spektrum der belgischen Inlandspresse macht heute mit dem Erdbeben auf, das Italien gestern erschütterte.