Kondom-Kontroverse
Wegen heftiger Kritik am Papst ist der Vatikan über Belgien verärgert, schreibt das Grenz-Echo. Mit großer Mehrheit war in der Kammer eine offizielle Note verabschiedet worden, in der die jüngsten Äußerungen des Papstes über Kondome als inakzeptabel bezeichnet wird. Die belgische Regierung soll offiziell beim Heiligen Stuhl protestieren, heißt in dieser Entschließung.
„Vatikan weist Belgien scharf zu Recht“, titelt De Morgen. Die Verurteilung der Kondom-Äußerung des Papstes sei in einem demokratischen Land nicht akzeptabel, findet der Vatikan.
La Libre Belgique bringt als Schlagzeile, der Vatikan ist erstaunt über die Position des belgischen Parlamentes gegen Papst Benedikt XVI. Und Le Soir wird noch deutlicher „Das Verhältnis Brüssels mit dem Vatikan hat sich deutlich verschlechtert“. Könnte es sein, dass der Vatikan Angst hat, Belgien könnte andere Länder dazu inspirieren, das Kondom-Verbot des Papstes ebenfalls zu kritisieren.
Kritik des Vatikans zulässig?
Im Kommentar meint De Morgen, der Papst ist böse auf unser Land. Während seiner Afrikareise hatte er trotz der verheerenden Aids-Epidemie, die auf dem Kontinent wütet, erklärt: Kondome würden diese Epidemie nur noch verschlimmern. Wenn ein Parlament einen Iman verurteilen darf, der in seiner Moschee Hass gegen den Westen predigt, dann darf ein demokratisch gewähltes Parlament auch gegen den Papst protestieren, der Millionen Afrikaner zu einem Verhalten auffordert, dass ihnen und ihren Kindern den Tod bringen kann, kommentiert De Morgen.
Le Soir meint im Leitartikel Josef Razinger war sich der Tragweite seiner Kondom-Äußerung vollstens bewusst. Er hatte sie sorgfältig vorbereitet. Es wäre seine Aufgabe gewesen, sich zu diesem Thema nuancierter zu äußern, oder zu schweigen. Er hat sich dafür entschieden eine klare Position zu beziehen. Jetzt muss sich der Vatikan nicht wundern, wenn das entsprechend kritisiert wird.
G20 und Marschallplan
Het Laatste Nieuws zieht im Kommentar einen Vergleich zwischen dem G20 Gipfel in London und der belgischen Politik. Der Unterschied zwischen der Tatkraft der internationalen Politiker und der Passivität der belgischen Politik könnte nicht größer sein. Vor den Wahlen von 2007 war uns alles mögliche versprochen worden, fast 2 Jahre später ist noch überhaupt nichts geschehen. An der Spitze der belgischen Regierung steht ein Mann, der durchaus weiß, was getan werden müsste. Aber er unternimmt nichts, weil seine Regierung nicht regieren will.
Vers l'Avenir kommentiert die ersten Ergebnisse des wallonischen Marshallplans. Dessen erste Bewertung viel durchaus positiv aus, aber das darf wenige Wochen vor den Wahlen auch nicht verwundern. Wenn dieser Marschallplan es schafft, alle Verantwortungsträger auf das selbe Projekt einzustimmen, dann hat er sein Ziel durchaus erreicht. Die Wiederbelebung der Wallonie ist nicht nur ein wirtschaftliches, sondern auch ein politisches Projekt.
Diesem Thema widmet sich auch der Leitartikler von La Libre Belgique. In der Wallonie aber auch im Rest des Landes zeigen alle Indikatoren auf Rot. Die Arbeitslosigkeit steigt, die Stahlindustrie steckt in der Krise und der Staatshaushalt verbucht Defizite. Der Marschallplan ist das einzige Instrument, um die Zukunft vorzubereiten. Aber diese Anstrengung muss noch verstärkt werden.
Arm trotz Arbeit
Het Nieuwsblad befasst sich mit der gestern vorgestellten Armutsstudie. Demnach ist jeder 20. Belgier mit bezahlter Arbeit arm. Besonders betroffen sind allein erziehende Mütter, die nur Teilzeitarbeit erledigen können, weil sie sich auch noch um ihre Kinder kümmern müssen. Oder ältere Menschen, die keine eigene Wohnung besitzen. Gebraucht werden dringend günstige Sozialwohnungen und Kinderbetreuungsplätze. Das Geld hierzu wäre problemlos aufzutreiben, wenn endlich die Steuern korrekt und gerecht eingetrieben würden, meint Het Nieuwsblad.
Was nun, Herr Koekelberg?
Gazet van Antwerpen schließlich kommentiert die Position von Polizeichef Fernand Koekelberg. Gegen ihn läuft ein erneutes Disziplinarverfahren, weil er eine anonyme Klage gegen Innenminister De Padt nicht an die Justiz weitergeleitet hat, wozu er auf jeden Fall verpflichtet gewesen wäre. Fernand Koekelberg muss den Hut nehmen. Mit dem Mann ist immer irgendwas nicht in Ordnung. Zuerst werden seine Sekretärinnen unter zweifelhaften Bedingungen befördert, dann wird seine Sprecherin aus dem Amt gejagt und jetzt reicht er eine Klage gegen den Innenminister nicht weiter. Das sind zu viele Zwischenfälle. Der Polizeichef hat eine Vorbildfunktion und die kann Koekelberg nicht mehr erfüllen. Wann greift die Regierung endlich ein, fragt Gazet van Antwerpen.