Leterme ehrgeizig
Mit zwei ausführlichen Interviews läutet der im vergangenen Herbst zurückgetretene Altpremier Yves Leterme sein Comeback auf der politischen Bühne ein. In Het Laatste Nieuws wird er folgendermaßen zitiert: "Die Liberalen wollten mein Fell". Für seinen Rücktritt macht er in erster Linie den Gerichtsmagistraten Ghislain Londers verantwortlich. "Sein Brief war der Anlass für meinen Rücktritt, aber im Grunde ging es um eine politische Abrechnung. Die Open VLD wollte mich schon länger einen Kopf kürzer machen", so Leterme in Het Laatste Nieuws.
La Libre Belgique bringt als Schlagzeile: "Leterme sieht sich als Opfer eines Mini-Staatsstreichs" und kündigt seine Rückkehr an. "Ich will die Kollegen der anderen Parteien vorwarnen, ich bin gefährlich. Ich habe die Wahlen 2004, 2006 und 2007 gewonnen", zitiert die Zeitung den flämischen Christdemokraten.
Der Leitartikler von Het Laatste Nieuws schreibt: Diese Woche tauchten gleich zwei Spitzenpolitiker wieder im Scheinwerferlicht auf: Guy Verhofstadt und Yves Leterme. Verhofstadt bereitet vorsichtig seinen Europawahlkampf vor und spricht über alles, nur nicht über Politik. Ganz anders Leterme. Er vertritt konkrete Meinungen, fällt harte Urteile und steckt voller Ehrgeiz und Rachegefühle.
Le Soir bringt als Schlagzeile auf Seite 1: "Didier Reynders, der Parteivorsitzende der MR, ist von seiner Wolke gefallen". Das sieht Het Nieuwsblad im Kommentar ähnlich: Für Finanzminister und MR-Chef Reynders kündigen sich schwierige Monate an. Er kommt nicht unbeschädigt aus der Fortis-Affäre heraus und täglich wird die Kritik am schlechten Management des Finanzministeriums lauter. Darüber hinaus kündigte Louis Michel seine Rückkehr in die belgische Politik an, und dies tut er nicht, um Reynders zu dienen. Wenn am 7. Juni die Sozialisten größer als die Liberalen werden, sind die Tage von Reynders gezählt.
Rassismusstudie
"Jeder zehnte Belgier ist ein Rassist", titelt De Morgen, jeder dritte meint, die ethnische Zugehörigkeit habe einen Einfluss auf die Intelligenz. Das belegt eine Meinungsumfrage des Zentrums für Chancengleichheit und Rassismusbekämpfung. Sie kommt auch zu dem Schluss, dass viele Belgier rassistische Vorurteile haben, obschon sie persönlich keine Ausländer kennen.
Dazu die Schlagzeile in Le Soir: "Rassistische Vorurteile sind in Belgien sehr solide". So meinen fünfzig Prozent der Belgier, dass vor allem Ausländer aus Osteuropa und Nordafrika für die Zunahme der Kriminalität verantwortlich sind. Im Kommentar meint die Brüsseler Tageszeitung: Ob man es will oder nicht, Rassismus bleibt eine schlimme Krankheit unsere Gesellschaft. Der Rassismus hat aber konkrete Gründe: Angst, Ignoranz und Vorurteile. Hiergegen helfen nur konkrete Bildungsprogramme. Wir brauchen weniger Ghettoschulen, Beschäftigung für alle, Wohnungen zu vernünftigen Preisen und eine echte soziale Gerechtigkeit. Die multikulturelle Gesellschaft verlangt Kompromisse, aber auch die Einsicht, dass jeder Rechte und Pflichten hat.
EU-Gipfel ohne echtes europäisches Krisenprogramm
Gestern ging in Brüssel der Frühlingsgipfel der Europäischen Union zu Ende. Dazu meint De Tijd im Kommentar: Europa unternimmt zu wenig gegen die Krise. Alle EU-Staaten haben auf eigene Kappe viel Geld in ihre eigenen Banken und in eigene Wirtschaftsbelebungsprogramme investiert und sie wollen sich von ihren europäischen Kollegen nicht reinreden lassen. Es fehlt ein echtes europäisches Programm, aber ohne ein solches lässt sich die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise nicht in den Griff kriegen.
Obama macht das in den USA völlig anders, kommentiert Het Belang Van Limburg. Er rettet nicht nur bedrohte Unternehmen, sondern investiert in die ganze Wirtschaft und trifft dabei deutliche Entscheidungen. So investiert er zum Beispiel in grüne Technologie. Die Amerikaner zeigen unter den aktuellen Bedingungen mehr Mut als die Europäer.
Schlechte Wartung des Straßennetzes
Die wichtigste Schlagzeile in Vers L'Avenir: Unsere Straßen werden am schlechtesten unterhalten. Dabei verfügt Belgien über das dichteste Straßennetz Europas. Bei uns werden nur 1.500 Euro pro Kilometer investiert, in den Niederlanden sind es 2.300. Der Automobilverband Touring schlägt Alarm.
Alkoholverkauf an Jugendliche wird verboten
De Standaard schließlich meldet, dass schon in Kürze ein absolutes Alkoholverkaufsverbot an Jugendliche unter 16 Jahren in Kraft tritt. Das ist eine sehr gute Sache, findet der Leitartikler. Wer A sagt, muss aber auch B sagen. Ein solches Verkaufsverbot hat nur Sinn, wenn es auch Kontrollen und Sanktionen gibt.