Fall Jason: Kinder oft schutzlos
In den französischsprachigen Zeitungen bildet das tragische Ende des dreijährigen Jason, dessen Leiche gestern in Lüttich gefunden wurde, einen inhaltlichen Schwerpunkt.
La Derniere Heure meldet auf ihrer Titelseite, dass der Kleine von seinem Vater mit einem Schuh erschlagen wurde. Kommentierend heißt es zu diesem Drama, dass gefährdete Kinder wie Jason in der Französischen Gemeinschaft - wo übrigens jährlich rund viertausend Fälle von Missbrauch und Misshandlung gemeldet werden - nicht genügend Schutz genießen.
So war es zum Beispiel in diesem Fall bekannt, dass der Vater wegen Misshandlung bereits vorbestraft war und trotzdem wurde ihm das Sorgerecht für Jason nicht entzogen. Das veranlasst die Zeitung zu der Bemerkung, dass man sich hierzulande manchmal mehr um die Gefahr, die von Mobilfunkantennen ausgeht, kümmert, als um die Gefährdung von Kindern.
Kommt Leterme zurück?
Gazet Van Antwerpen erinnert daran, dass heute vor genau einem Jahr Yves Leterme belgischer Premierminister wurde. Im Dezember musste er wegen der Fortis-Affäre zurücktreten. Weiter heißt es: Der Mann hat enorm gearbeitet, doch hätte er angesichts der ständigen Querelen in seiner Regierung etwas mehr Rückgrat zeigen müssen. Dennoch war es nicht schlecht, dass er durch Herman Van Rompuy ersetzt wurde, denn dessen besonnener und reservierter Stil passt zweifellos besser zu der ausgesprochen schwierigen Situation, in der sich Belgien derzeitig befindet.
Het Nieuwsblad verweist auf ein Interview Letermes bei einem flämischen Privatsender, in dem er nicht ausschloss, möglicherweise bereits kurzfristig wieder Premierminister zu werden oder zumindest als Minister in die Föderalregierung zurückzukehren. Wahrscheinlich als Außenminister, tippt die Zeitung, denn der jetzige Außenminister De Gucht wird höchstwahrscheinlich nach den Wahlen die Regierung verlassen, um an Stelle von Louis Michel das Amt eines europäischen Kommissars zu übernehmen.
Im Vorfeld der Wahlen: Politikverdrossenheit
Het Belang Van Limburg gelangt in seinem Leitartikel zum Thema Wahlfieber zu der Feststellung, dass das politische Leben hierzulande praktisch zum Stillstand gekommen ist. Die Föderalregierung Van Rompuys hat seit ihrem Bestehen, genau wie zuvor die Regierung Leterme, noch nicht funktioniert. Schuld daran sind die internen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Regierungsparteien, so dass man nur hoffen kann, dass bis zum Wahltermin vom 7. Juni keine größeren wirtschaftlichen Katastrophen mehr passieren, denn von der Regierung ist keine Rettung zu erwarten.
Vers L'Avenir analysiert in ihrer Wahlserie die Position der liberalen MR, die Meinungsumfragen zufolge bei 25 % der Stimmen liegt, was praktisch dem Resultat bei der letzten Regionalwahl des Jahres 2004 entspricht. Weiter hält die Zeitung fest, dass die MR im Wesentlichen die Partei der Freiberufler und Selbständigen ist und Didier Reynders als Parteichef bei 51 % der wallonischen Wähler Vertrauen genießt.
De Morgen hebt hervor, dass das Vertrauen der Belgier in die Politik in den letzten zwei Jahren einen historischen Tiefpunkt erreicht hat. Schuld daran ist in erster Linie die konstante Krisenatmosphäre seit den Wahlen vom Juni 2007. Seither, so heißt es im Kommentar der Zeitung, versuchen die Mehrheitsparteien sich eher gegenseitig zu neutralisieren, als ein gemeinsames Regierungsprogramm zu verwirklichen.
Komplizierte Steuererklärungsformulare
Herbe Kritik an der Steuerpolitik von Finanzminister Reynders übt Het Laatste Nieuws. Einmal mehr habe der Minister dafür gesorgt, dass das Ausfüllen der Steuererklärung von Hand komplizierter wird, um mehr Bürger dazu zu bringen, die Steuererklärung elektronisch, das heißt über tax on web auszufüllen.
Dabei ist dieses System nach Darstellung der Zeitung bislang ein eklatanter Misserfolg. Reynders behauptet zwar, dass inzwischen eine Million Belgier tax on web verwenden, doch in Wirklichkeit sind es kaum 300.000.
Schnaps, das war ihr erstes Wort - Alkoholkonsum gefährdet Jugendliche
Abschließend noch ein Blick auf La Libre Belgique, die auf ihrer Titelseite den wachsenden Alkoholkonsum der belgischen Jugendlichen als ernst zu nehmende Gefahr hervorhebt. Bereits mit zehn hat eines von drei belgischen Kindern, meist im Familienkreis, ein alkoholisches Getränk konsumiert.
Mit dem Alter wächst dann auch der Konsum, nicht zuletzt auch bei Mädchen, die zumindest am Wochenende genau so tief ins Glas schauen wie die Altersgenossen vom starken Geschlecht. Dazu meint ein von der Zeitung befragter Psychiater, den Alkohol zu verbieten habe keinen Sinn, doch sollte man den Jugendlichen verdeutlichen, dass er nicht weniger gefährlich ist als Rauschgift.