Papst sieht Kondome dogmatisch
Was will er eigentlich, fragt sich La Libre Belgique auf Seite 1 und unterstreicht den größer werdenden Graben zwischen dem dogmentreuen Kirchenoberhaupt und der Wirklichkeit des Alltags. Die jüngste Aussage des Papstes, das Kondom verschlimmere noch das Aids-Problem, so stellt die Zeitung fest, hat weltweite Empörung ausgelöst.
Doch hier handelt es sich wohl nicht um einen Kommunikationsfehler des Papstes, sondern um eine ganz bewusst gewählte Strategie, für die der Papst sich entschieden hat, auch wenn sie in der christlichen Gemeinschaft ein tiefes Unbehagen auslöst.
Reform des Verhältnisses Politik-Justiz nötig
Kommen wir ins eigene Land mit den Schlussfolgerungen der Fortis-Kommission, die nach allgemeiner Ansicht bei der Klärung der Frage, ob die Politik in der Akte Fortis Druck auf die Justiz ausgeübt hat, hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist.
Für Het Belang Van Limburg hat sie jedoch peinlich deutlich gemacht, dass ein Teil der belgischen Magistratur sich als unantastbar fühlt und glaubt, dass für sie die Rechtsnormen nicht gelten. Man darf gespannt sein, ob Regierung und Parlament hier für die dringend notwendige Reform sorgen werden. Dazu gehört allerdings eine gehörige Dosis an politischem Mut, denn die hohen Justizvertreter haben in jüngster Zeit gezeigt, dass sie fester im Sattel sitzen als die Regierung.
Vers L'Avenir analysiert die Situation der wallonischen Sozialisten knapp drei Monate vor den Regionalwahlen. Die PS, so stellt die Zeitung fest, ist zwar dabei, sich von der föderalen Wahlschlappe von vor zwei Jahren zu erholen, doch wird sie im wallonischen Parlament laut Meinungsumfragen voraussichtlich bis zu zehn Sitze verlieren. Parteichef Di Rupo wittert offenbar die Gefahr und steigt persönlich als Spitzenkandidat in die Wahlarena. Ferner ist aus dem Artikel zu erfahren, dass die Zahl der jugendlichen PS-Wähler mit gerade mal zwanzig Prozent eher gering ausfällt.
Rechtssicherheit für Menschen ohne Papiere reklamiert
Le Soir kommentiert die immer noch fehlenden Kriterien zu einer Regularisierung der vielen tausend in Belgien lebenden Menschen ohne Papiere. Genau ein Jahr, nachdem dazu eine Lösung angekündigt wurde, mobilisierten gestern große Teile der Gesellschaft in Brüssel für eine unverzügliche Regelung des Problems. Doch befürchtet die Zeitung, dass sich in dieser Hinsicht - trotz des wachsenden Drucks auf die Regierung Van Rompuy - vor den Regionalwahlen nichts mehr tun wird.
Kommentierend heißt es dazu, für die demokratischen Parteien ist das Asylproblem seit jeher ein Minenfeld, doch Immobilismus in dieser Frage schadet nicht nur den Interessen des Staates, sondern steht auch in krassem Gegensatz zu den Grundsätzen der Demokratie und der menschlichen Würde. Das müssen die Politiker endlich einsehen.
De Morgen notiert im gleichen Kontext, hier geht es um zehntausende Menschen, die nicht zum Spielball wahltaktischer Überlegungen werden dürfen. Auch Menschen ohne Papiere haben ein Anrecht auf Rechtssicherheit.
Polizeichefs auf Abwegen - bei vollem Gehalt
Was ist eigentlich mit unseren Polizeikommissaren los? Diese Frage stellt Gazet Van Antwerpen unter Hinweis auf die verschiedensten Probleme der Polizeichefs von Löwen, Charleroi und Antwerpen mit der Justiz. Seit gestern ist nun auch der oberste Dienstherr der Brüsseler Polizei wegen Urkundenfälschung vom Dienst suspendiert. Ihr Fehlverhalten ist für den Durchschnittsbürger ebenso unverständlich wie die Tatsache, dass sie während ihrer Dienstsuspendierung das volle Gehalt kassieren, selbst wenn die begangenen Fehler unumstößlich bewiesen sind.
Dazu notiert Het Nieuwsblad: So etwas ist natürlich unannehmbar, und man kann nur begrüßen, dass Innenminister De Pad hier Abhilfe versprochen hat. Es ist nämlich nicht nur Zeit, dass den Polizeiskandalen ein Ende bereitet wird, sondern auch, dass alle Beamten, die ihren Polizeidienst ehrlich versehen, wieder erhobenen Hauptes auf die Straße gehen können.
Belgische Topgehälter: Es klingelt bei Bellens, es tröpfelt bei De Brigode
Um belgische Spitzengehälter geht es auf Seite 1 von La Derniere Heure. Rekordhalter ist demnach mit zwei Millionen Euro brutto jährlich Belgacom-Chef Didier Bellens. Stolze 1,5 Millionen kassiert Anderlechts Star Boussoufa und der Chef der Fortis-Holding kann trotz der milliardenschweren Verluste seines Unternehmens immerhin noch 800.000 jährlich einstreichen.
Dagegen wirkt Premierminister Van Rompuy mit 200.000 brutto im Jahr fast schon unterbezahlt, während der Starpräsentator der RTBF-Fernsehnachrichten, François De Brigode, mit 36.000, das heißt 3.000 Euro netto im Monat, von einem Stargehalt wohl weit entfernt ist.