"Teuflisch effizient", titelt heute La Libre Belgique. "Die Roten Teufel heben ab", so die Schlagzeile von La Dernière Heure. Belgien hat Mazedonien im Qualifikationsspiel für die WM 2014 mit 2:0 geschlagen.
Es war vielleicht kein gutes Spiel, aber die Nationalelf nutzte konsequent ihre Chancen. La Dernière Heure hat die Leistungen der Nationalspieler einzeln unter die Lupe genommen. Für das Blatt war Eden Hazard der Mann des Spiels. Hervorgehoben werden auch der zweite Torschütze Kevin De Bruyne und Torwart Thibaut Courtois.
Die Roten Teufel haben sich zu Wadenbeißern entwickelt, meint La Dernière Heure in ihrem Kommentar. Früher hätten sie ein Auswärtsspiel gegen einen Gegner wie Mazedonien vielleicht nicht gewonnen. Das Rezept: herausragende Einzelspieler wie De Bruyne oder Hazard, zugleich aber Solidarität, Zusammengehörigkeitsgefühl. Diese Roten Teufel überzeugen immer mehr.
"Öh, es tut mir leid"
Zweites großes Thema insbesondere in Flandern ist das Urteil im De Gelder-Prozess. "Lebenslang für De Gelder", titelt De Standaard. "Sie verdienen keinen Platz in dieser Gesellschaft", zitiert Het Nieuwsblad aus dem Urteil des Schwurgerichts von Gent. Het Laatste Nieuws hebt auf seine Titelseite die Entschuldigung hervor, die De Gelder an die Opfer und Angehörigen gerichtet hat: "Öh… Es tut mir leid".
Viele Zeitungen ziehen in ihren Leitartikeln eine Bilanz des rund vierwöchigen Verfahrens. Und die fällt eher durchwachsen aus. Viele Fragen seien offen geblieben, glauben die meisten Beobachter. Es war der Prozess der Psychiater, meint Gazet Van Antwerpen: die Gutachten der Gerichtspsychiater einerseits und auf der anderen Seite der Experten, die die Verteidigung angestellt hatte, standen sich diametral gegenüber. Für die Berufsgruppe der Psychologen und Psychiater war dieser Streit vielleicht nicht die beste Werbung, meint Gazet Van Antwerpen.
Es war am Ende nur ein therapeutischer Prozess, meint auch De Standaard. Weil wir nicht in den Kopf von Kim De Gelder hineinschauen konnten, bleibt die Frage nach dem "Warum", nach dem Motiv, unbeantwortet. Vielmehr kamen ausgiebig die Opfer und Angehörigen zu Wort. Für sie war das Verfahren heilsam, therapeutisch eben. Und auch die Tatsache, dass Kim De Gelder für zurechnungsfähig erklärt wurde, entspricht wohl eher einem gesellschaftlichen Schutzmechanismus: Gegen das Böse kann man sich schützen, gegen den reinen Wahnsinn nicht. Einzig für De Gelder selbst hat das Urteil keinen therapeutischen Charakter. Auf ihn warten jetzt Jahrzehnte hinter Gitter, ohne Behandlung und deshalb auch ohne Hoffnung.
De Morgen glaubt, dass man sich zu sehr auf die Frage nach der Schuldfähigkeit von Kim De Gelder fokussiert hat. Dass der junge Mann geistesgestört ist, das dürfte wohl jedem klar sein. Man hat sich aber zu keinem Zeitpunkt einmal nüchtern mit dem Geisteszustand von Kim De Gelder auseinandersetzen können. Von Anfang an musste man den Eindruck haben, dass es hier ausschließlich um Rache ging. Die Aussicht, dass De Gelder in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt interniert werden könnte, erschien als Horrorvision. Dabei wäre das alles, nur kein Freispruch gewesen.
Hauptsache weggesperrt?
Zurechnungsfähig oder nicht, hier geht's doch letztlich nur um Worte, bemerkt La Dernière Heure. Jedem leuchtet doch ein, dass ein Kim De Gelder nicht ganz gesund sein kann. In eine Kinderkrippe zu stürmen, um dort Kleinkinder kaltblütig zu töten, das sind doch nicht die Taten eines normalen Menschen. Auch während des Verfahrens machte De Gelder nicht unbedingt einen geordneten Eindruck. Der Mann hat ein ernstes Problem. Und es ist gut, dass er für Jahrzehnte von der Gesellschaft fern gehalten wird. Ob nun zurechnungsfähig oder nicht, das ist nur eine Frage der Begrifflichkeit.
Wir müssen uns dennoch fragen, wie wir künftig mit Tätern à la De Gelder umgehen wollen, meint Het Nieuwsblad. Im Augenblick gibt es nur schuldfähig oder nicht, schwarz oder weiß. Dabei gibt es unzählige Grauzonen. De Gelder können wir jetzt vergessen, meint Het Nieuwsblad, nicht aber die Fragen, die das Verfahren aufgeworfen hat.
"Je t'aime, moi non plus"
Le Soir und De Morgen veröffentlichen heute die Ergebnisse einer Umfrage, bei der sich zunächst alles um die Frage nach der Zukunft des Landes dreht. Demnach glauben zwei Drittel der Befragten, dass Belgien überleben kann bzw. sollte. Sollte das Land doch auseinanderbrechen, dann würden die Wallonen mehrheitlich eine Allianz mit Brüssel bevorzugen. Diese Liebe wird aber nicht erwidert. In Brüssel ist es umgekehrt: Sieben von zehn Brüsselern würden dann doch lieber unabhängig werden wollen.
Das zeigt doch, dass die frankophonen Politiker im Grunde keine Vision haben, meint Le Soir in seinem Leitartikel. Es gibt keine frankophone Nation in diesem Land, keinen frankophonen Staat. Und die Politiker haben keinen Plan. Natürlich muss man nicht jeden Tag darüber nachdenken, was denn wohl wäre, wenn das Land auseinanderbricht. Um sich den Flamen gegenüber zu positionieren, wird es aber höchste Zeit, sich ein politisches Projekt zu geben.
Schaulaufen der Kampfhähne
Auch heute befassen sich einige Blätter naturgemäß mit der Haushaltskontrolle. Die Föderalregierung sucht ja nach Mitteln und Wegen, um den Haushalt wieder in die Spur zu bekommen. "Wenn es da nicht immer diese scheinheiligen Inszenierungen gäbe", beklagt Haushaltsstaatssekretär Melchior Wathelet in Le Soir. Er könne schon das Drehbuch schreiben, meint Wathelet. Jetzt müssen wir uns wieder zwei Wochen lang Hahnenkämpfe anschauen zwischen dem Rechten und dem Linken Lager. Er finde das sehr ermüdend, sagt Wathelet. Hier werde nur Zeit vergeudet.
Het Belang Van Limburg greift in seinem Leitartikel eine Idee auf, die seit gestern wieder kursiert. Demnach denkt man in der Föderalregierung auch über die Streichung eines Feiertags nach. Das wäre gegebenenfalls der Pfingstmontag. Dafür plädiert unter anderem die CD&V. Doch können selbst die Christdemokraten nicht beziffern, welche finanziellen Auswirkungen die Streichung eines Feiertages hätte. Klar: Auf der einen Seite arbeiten wir einen Tag länger für dasselbe Geld. Auf der anderen Seite wird aber etwa das Hotel- und Gaststättengewerbe nicht so glücklich sein, wenn die Terrassen oder Restaurants künftig am Pfingstmontag verwaist sind. Allzu oft gibt es eben in ein und derselben Geschichte genauso viele Gewinner wie auch Verlierer.
"Yes, he can"
Viele Zeitungen ziehen heute auch eine Bilanz der belgischen Wirtschaftsmission, die in den letzten Tagen Thailand besucht hat. Angeführt wurde die Delegation traditionsgemäß von Kronprinz Philippe und Prinzessin Mathilde. "Yes, he can", lobt De Standaard die Fähigkeiten des Prinzen, "Er kann es". Zwar verhalte sich der Prinz zuweilen wie ein Mauerblümchen, gleichzeitig gibt es aber kaum jemanden, der einfacher die Türen zu den höchsten Stellen eines Gastlandes öffnen kann. Und er macht das auf eine Art und Weise, an der es nichts zu mäkeln gibt.
Le Soir beschäftigt sich vor allem mit einem kleinen Sätzchen, das die Zeitung aufgeschnappt hat: Ob er bereit ist, den Thron zu besteigen, wurde Prinz Philippe gefragt. Und ob er wohl bis zu seinem Tod regieren würde. Wer will das schon vorhersehen können, antwortet der Prinz. Man schaue nur einmal nach Rom, wo sogar ein Papst zurückgetreten ist. So mancher sieht darin eine Anspielung auf König Albert II., der also möglicherweise in den Augen des Prinzen es dem Papst gleich tun sollte. Prinz Philippe redete dann aber Klartext: Das müsse man nicht ihn fragen, das sei allein Entscheidung des Königs.
Bild: Dirk Waem (belga)