La Libre Belgique findet, das Abkommen ist nicht ideal, doch man muss realistisch bleiben. Im aktuellen Umfeld einer weltweiten Krise ist die Fortis-Bank bei BNP am besten aufgehoben. Es ist vor allem eine Vernunftehe. Es wäre sehr gewagt, wenn die Aktionäre diese Einigung in Gefahr bringen würden, in der Hoffnung, mit unrealistischen Alternativen höhere Dividenden zu kassieren.
Gazet van Antwerpen schreibt: Für Aktionäre, die vor kurzem Fortis-Anteile zum Preis von einem Euro kauften, ist die Übernahme eine gute Sache. Der Wert ihrer Anlage hat sich schon verdreifacht. Doch für die anderen, die die Anteile an 30 Euro kauften, bleibt wenig oder nichts. Man muss realistisch genug sein, um einzusehen, dass es keine Wunderlösung gibt.
Het Laatste Nieuws behauptet: Wenn die Sache jetzt noch scheitert, geht es nicht mehr allein um Fortis. Dann hat die Föderalregierung nur noch die Möglichkeit, zurückzutreten. Dass es so lange gedauert hat, ein verbessertes Abkommen auszuhandeln, lag daran, dass man nicht scheitern wollte. Man hat sich nicht für eine Verstaatlichung entschieden, mit der die größte Bank des Landes unter belgischer Kontrolle geblieben wäre. Für den Staat wäre das ein zu großes Risiko gewesen.
Der belgische Staat ist zu klein, um eine Bank eines solchen Ausmaßes zu tragen, vor allem, weil Fortis nicht das einzige Problem ist. Auch Dexia ist an der Börse in Gefahr. Die Bank der Gemeinden ist in eine Spirale geraten, und man fragt sich, ob sie ihr noch ohne Verstaatlichung entgehen kann.
Auch Het Belang van Limburg weist darauf hin, dass Fortis doppelt so groß ist wie das belgische Bruttoinlandsprodukt, mithin doppelt so groß wie Belgien. Die Probleme der Fortis-Bank sind noch nicht alle unter Kontrolle. Durch das Abkommen hängt Fortis nicht länger wie ein Mühlstein um den Hals der Regierung. Sie hat jetzt die Hände frei, um sich auf allgemeine Wahlen am 7.Juni vorzubereiten.
Le Soir stellt fest: Belgien ist kein ehrgeiziges Land. Fortis ist nur eines von vielen Unternehmen, die seit 1988 an Frankreich verkauft wurden. Man weiß schon, dass die französischen Versprechen über den Erhalt der Arbeitsplätze und der Entscheidungszentren in Belgien leere Worte sind. Belgien ist immer noch gutgläubig und vertrauensselig. Einziger guter Punkt: Der belgische Staat wird zum Hauptaktionär der größten europäischen Bank. Doch auch das wird nicht lange dauern.
Neue Regeln für königliche Dotation
De Morgen meldet auf seiner Titelseite, wallonische und flämische Parteien hätten einen Konsens über die Verteilung der Dotation an das Königshaus erzielt. In Zukunft sollen nur der Thronfolger und die Witwe des verstorbenen Staatsoberhauptes noch Anrecht auf die königliche Dotation haben. Prinz Laurent und Prinzessin Astrid sollen leer ausgehen. König Albert strebe eine solche Regelung noch vor dem Ende der seiner Herrschaft an.
Meinungsumfragen
Het Nieuwsblad analysiert die jüngste Meinungsumfrage über die Wahlabsichten in Flandern. Allen Ereignissen zum Trotz sind die Wähler sehr stabil. Die hauptsächlichsten Verschiebungen findet man bei den drei zentrumsrechten Parteien, die ihre Wähler untereinander verteilen. Nach den Wahlen wird die orange-blaue Koalition wohl auf eine dritte oder vierte Partei ausgeweitet werden müssen.
Das kann sowohl die Liste Dedecker, die N-VA oder die SP.A sein. Dedecker und N-VA werden auf jeden Fall die Staatsreform ganz oben auf die Tagesordnung stellen. Das macht ein gemeinschaftspolitisches Abkommen nicht leichter. Hoffentlich werden im Wahlkampf keine Dinge gesagt, die die Staatsreform völlig unmöglich machen.
De Standaard veröffentlicht die Ergebnisse einer Umfrage unter der flämischen Bevölkerung über Europa. 60% finden, dass Europa einen Präsidenten braucht. 61% sind gegen einen Beitritt der Türkei und 52% meinen, Europa sei zu groß geworden. 70% der Flamen fühlen sich als Europäer.