Unter dem Titel „Fortis - BNP Paribas, letzter Anlauf“ schreibt Le Soir: BNP Paribas verlangt nur eine teilweise Garantie des belgischen Staates. Die Föderalregierung will darüber reden, aber nur in gewissen Grenzen. Es gibt noch eine Öffnung in der Frage der Garantie für die künftigen Verluste der Fortis-Bank. Die Bitte um Steuervorteile, die ebenfalls von BNP geäußert wurde, ist für Belgien inakzeptabel.
De Standaard stellt die Frage: Weshalb sollte die Regierung die Fortis-Bank zu ungünstigen Bedingungen verkaufen? Tut sie nicht besser daran, die Bank zu behalten? Doch das ist ein gefährliches Szenario. Wirtschaftsexperten sind sich nicht darüber einig, ob das Land ein solches Risiko tragen kann, vor allem, weil auch Dexia und KBC noch nicht aus der Gefahrenzone sind. Doch mit den Bedingungen, die BNP in den letzten Tagen gestellt hat, ist das Risiko für Belgien bei einem Verkauf von Fortis mindestens genauso groß wie bei einer Verstaatlichung.
La Libre Belgique fügt hinzu: Auch wenn BNP die besten industriellen Garantien für Fortis-Bank bietet und der Verkauf für den belgischen Staat das kleinere Risiko ist, ist es beruhigend, festzustellen, dass inzwischen jeder einen Alleingang für Fortis für möglich hält. Man muss der Bank eine Zukunft geben. Mit oder ohne BNP. Ideologische Debatten sind angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise lächerlich.
Sturzflug für die Banken
L'Echo sorgt sich um den Kursverfall der Banken. Dexia und KBC haben gestern über zwanzig Prozent verloren. Das ist nicht auf die Angst vor einer Verstaatlichung der großen Banken zurückzuführen, sondern auf einen allgemeinen Verlust des Vertrauens in die Finanzmärkte. Die belgischen Banken sind zudem sehr stark den Märkten in Zentral- und Osteuropa ausgesetzt.
De Tijd beziffert dies auf 100 Milliarden Euro, ein Drittel des belgischen Bruttoinlandsprodukts. Allein KBC hat für 43 Milliarden Euro Kredite in diesen Ländern ausstehen. Die belgischen Banken könnten in der Türkei, der tschechischen Republik, Polen und Ungarn bedeutende Verluste erleiden.
Gestern verloren KBC, Dexia und Fortis nahezu anderthalb Milliarden Euro an der Brüsseler Börse. Ihre Kurse erreichten einen historischen Tiefstand, notiert De Morgen. Bei KBC und Dexia gibt es keinen direkten Anlass dafür, es sei denn die Furcht vor einem Einsturz der zentral- und osteuropäischen Wirtschaftssysteme. Die belgischen Banken werden in diese internationale Entwicklung hineingezogen. Die Anleger verkaufen ihre Anteile in Panik.
Leitzinssenkung genügt nicht
Het Laatste Nieuws berichtet ebenfalls auf seiner Titelseite über den Sturz der Banken. Der Abwärtstrend ihrer Anteile hört nicht auf. Der Markt ist ein bodenloses Fass geworden. Dass die europäische Zentralbank gestern nur eine Senkung des Leitzinses ankündigte und keine neuen Unterstützungen für die Wirtschaft, besorgte den Anlegern einen weiteren Kater.
Ein niedriger Zinssatz ist kein Wundermittel, unterstreicht Het Nieuwsblad. Auch die Senkung des Zinssatzes der europäischen Zentralbank auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren hat nichts geändert. Es fehlt an Vertrauen. Solange Menschen um ihren Arbeitsplatz bangen, konsumieren sie nicht. Man kann einen Teil des Vertrauens wieder herstellen, indem man sich bemüht, die Staatsschuld unter Kontrolle zu halten.
Die Vizepremiers vor dem Untersuchungsausschuss
Der parlamentarische Untersuchungsausschuss über die Fortis-Affäre hat die Vize-Premierminister der Leterme-Regierung für kommenden Montag vorgeladen. Het Nieuwsblad behauptet: Es ist schon sonnenklar, dass Reynders mindestens genauso aktiv versuchte, das Gericht zu beeinflussen wie Leterme und Vandeurzen.
Het Belang van Limburg wartet mit Spannung auf die Erklärungen von Yves Leterme und Didier Reynders. Die CD&V hat Angst. Leterme gab sich gestern kampflustig, doch seine Partei befürchtet, dass sein Schuss nach hinten losgeht. Didier Reynders steht in seiner eigenen Partei unter Druck, und die PS hat ihn im Visier. Kann er sich am Montag nicht herausreden, ist es nicht ausgeschlossen, dass die PS ihm den Todesstoß versetzt. Vorgezogene Neuwahlen sind wieder einen Schritt näher gerückt.