In den flämischen Zeitungen steht auch das weitere Schicksal des Opelwerks in Antwerpen im Mittelpunkt.
Poststreik gegen Modernisierung auf dem Rücken der Bediensteten
Zum Poststreik analysiert La Libre Belgique die unterschiedlichen Standpunkte der verschiedenen Parteien. Während Ecolo, die PS und die cdH die Befürchtungen der Postbediensteten durchaus verstehen, verlangen die flämischen Liberalen, dass der Post die staatlichen Subsidien pro Streiktag gekürzt werden.
Weiter heißt es zu den Standpunkten der frankophonen Sozialisten und Zentrumshumanisten, natürlich braucht die Post eine Modernisierungskur, und eine solche ist zum großen Teil ja auch bereits erfolgt. Es darf jedoch nicht soweit gehen, dass Einsparungen auf Kosten der Beschäftigten und des Dienstes am Kunden durchgeführt werden. In diesem Zusammenhang wird vor allen Dingen kritisiert, dass die heutigen Briefträger schrittweise durch so genannte Postzusteller ersetzt werden sollen, die nur noch einige Stunden am Tag für gerade mal 8,65 Euro pro Stunde Briefe austragen sollen.
Im gleichen Zusammenhang notiert Le Soir, bei der Post hat sich schon vieles geändert, doch die unangenehmsten Neuerungen auf dem Rücken des Personals scheinen noch bevorzustehen.
EU-Gipfeltreffen: Vordergründige Einigkeit aber fehlende Solidarität
Het Belang Van Limburg kommentiert das gestrige Gipfeltreffen der europäischen Regierungschefs in Brüssel und schreibt dazu unter anderem, die deutsche Bundeskanzlerin Merkel ist nach wie vor gegen eine europäische Krisenbekämpfung in Form milliardenschwerer Stützungsprojekte, die ein erster Linie wohl von Deutschland bezahlt werden müssten. Der Gipfel hat klar gemacht, dass es einen europäischen Katastrophenplan nicht gibt, und dass die viel gerühmte europäische Solidarität hinter der Neigung, die eigenen nationalen Probleme nach dem Motto „Jeder für sich“ zu behandeln, leider zurückstecken muss.
Weniger pessimistisch äußert sich zum gleichen Thema La Libre Belgique, wo es heißt, es ist schon erfreulich, dass die europäischen Regierungschefs einen Sonntag opfern, um sich über die Krise auszutauschen und eine gemeinsame Marschroute festzulegen. Sinn hat das Ganze allerdings nur, wenn man in diesem Geist der Verständigung beim nächsten Gipfeltreffen in der zweiten Märzhälfte auch die sich aufdrängenden Entscheidungen trifft.
Im gleichen Kontext gibt sich Le Soir eher skeptisch, mit der Frage: Hat Europa die Krise tatsächlich unter Kontrolle? Nichts ist weniger sicher, denn die Vorzeichen einer schlimmen Entgleisung der europäischen Solidarität angesichts der Krise sind nicht zu leugnen. An anderer Stelle lässt Le Soir Premierminister Van Rompuy zu Wort kommen, der die Auffassung vertritt, dass die derzeitigen Finanz- und Wirtschaftsprobleme durch die von den Medien verbreitet übertriebene Katastrophenatmosphäre verschlimmert werden. Die Krise, so der Premierminister, hat eine psychologische Dimension bei den Verbrauchern, die man durch Pessimismus nicht noch vergrößern sollte.
Opel Antwerpen: Flämische Regierung will helfen und stellt Bedingungen
In verschiedenen flämischen Zeitungen steht die Zukunft von Opel Antwerpen zentral. So unterstreicht De Morgen auf seiner Titelseite, dass die flämische Regierung bereit ist, viel Geld für das Antwerpener Opelwerk auf den Tisch zu legen, stellt dafür allerdings gewisse Bedingungen. Unter anderem fordert sie für Opel einen schlüssigen europäischen Rettungsplan sowie die Unterstützung der deutschen Regierung, um zu vermeiden, dass Milliarden Steuergelder in einem Fass ohne Boden verschwinden.
Gazet Van Antwerpen schreibt zum gleichen Thema, für die 2.700 Opel-Mitarbeiter in Antwerpen und viele tausend Menschen in Zulieferbetrieben bleibt die Zukunft nach wie vor unsicher. Die Karten für die Antwerpener Opelniederlassung kann man nicht als gut bezeichnen. Viel hängt ab von der deutschen Solidarität und von deren Bereitschaft, das Antwerpener Werk bis 2012, das heißt bis dort ein neues Opel-Modell in Produktion gehen kann, über Wasser zu halten.
Baufachmesse trotzt der Krise
Abschließend noch eine gute Nachricht von der an diesem Wochenende erfolgten Eröffnung der großen Baufachmesse Batibouw in Brüssel. La Derniere Heure prophezeit der Ausstellung angesichts des großen Andrangs zum Auftakt einen neuen Besucherrekord und voraussichtlich gute Geschäfte. Trotz der Krise gibt es angeblich noch jede Menge Baukandidaten, die bereit sind, für die Verwirklichung ihres Projektes über 250.000 Euro auf den Tisch zu legen. Die Hälfte von ihnen besitzt schon eine Baustelle und weitere 30% haben bereits ein Grundstück im Auge. Die große Mehrheit von ihnen ist entschlossen, den Traum von den eigenen vier Wänden in diesem oder im nächsten Jahr zu verwirklichen.