Le Soir berichtet darüber unter dem Titel „Reynders kapituliert“ und kommentiert: Der Eigensinn von Reynders, sein Ego, seine Unfähigkeit, auf seine Freunde zu hören, ließen ihn glauben, die FDF werde wieder einmal nachgeben. Mit dem Ergebnis, dass Aernoudt, der dem Sozialismus den Kampf angesagt hat, sich schließlich als der beste Verbündete der PS entpuppt.
Wenn die MR am 7. Juni nicht den Wahlsieg davonträgt, der es ihr gestatten würde, den Wechsel in der Wallonie herbeizuführen, den Reynders seit zwei Jahren ankündigt, ist er gezwungen, daraus die Konsequenzen zu ziehen und zu gehen.
De Morgen unterstreicht: Die FDF wollte Aernoudt nicht. Nicht etwa, weil er Flame ist, sondern vor allem weil die MR mit ihm ein Stück weiter in den Rechtsliberalismus eines Jean-Marie Dedecker abgleiten würde. Prompt erklärte sich die cdH bereit, der FDF Unterschlupf zu bieten. Reynders hatte ein Problem, doch er hat es schnell gelöst.
Reynders Thron wackelt
La Libre Belgique spricht von einer „Bauchlandung“. Reynders hatte die Entwicklung nicht vorhergesehen. Zum ersten Mal missbilligen seine Anhänger seine Politik. Nicht allein die FDF oder die MCC, sondern auch waschechte Liberale. Wenn die MR am Abend des 7. Juni nicht vor der PS liegt, ist Reynders schachmatt.
La Derniere Heure stellt fest: Die MR hat sich isoliert und wird sich anstrengen müssen, um in der Wallonie unumgänglich zu werden. Reynders hat die gesamte MR in Gefahr gebracht. Es hat ihn Überwindung gekostet, einen Rückzieher zu machen. Jetzt muss er die Regionalwahlen gewinnen. Eine Niederlage würde ihm persönlich angelastet. Immer mehr Mitglieder seiner Partei warten schon darauf.
Gazet Van Antwerpen glaubt: Der MR-Vorsitzende war sich dessen bewusst, dass ein Andauern des Konflikts zu einer Eskalation geführt hätte. Er hat LiDé schnell vor die Tür gesetzt. Die FDF hat gesiegt, und Reynders hat einen schlechten Eindruck gemacht. Bei Mehrheit und Opposition wurde er als Vizepremier- und Finanzminister schon aufs Korn genommen. Jetzt ist er auch als Parteivorsitzender angeschlagen. Die PS freut sich.
Wirtschaftlicher Kriegszustand
Het Laatste Nieuws stellt fest: Die FDF hat Reynders innerhalb einer Woche zwei Mal in die Enge getrieben. Der FDF-Präsident Maingain sprengte die Staatsreform und erreichte den Abgang von Aernoudt. Die FDF braucht ein schlechtes Verhältnis zu den Flamen, weil ihr das Stimmen einbringt. Dieser Zustand macht das Land unregierbar. Nach den Wahlen müssen die großen Parteien der Erpressung durch kleine Parteien ein Ende bereiten.
Unterdessen befindet das Land sich im Kriegszustand, behauptet Het Nieuwsblad. Ein Betrieb nach dem anderen muss schließen. Die Regierung hat die Entwicklung nicht unter Kontrolle. Wir brauchen ein wirtschaftliches Kriegskabinett, das das Ruder in die Hand nimmt. Statt dessen sind die politischen Führer im Winterurlaub.
De Standaard meldet auf seiner Titelseite, dass die Ausgaben für Arbeitslosenunterstützung um 14 Prozent auf elf Milliarden Euro gestiegen sind. Um den Arbeitsmarkt zu verbessern, müssen die Gliedstaaten ihn besser in den Griff bekommen. Die frankophonen Parteien wollen keine Staatsreform, sondern eine Bekämpfung der Krise. Doch eine Regionalisierung der Beschäftigungspolitik ist Krisenpolitik.
De Tijd erklärt: Es ist schon keine Frage mehr, ob Banken verstaatlicht werden müssen, sondern nur, wie man das tun kann. In den Vereinigten Staaten entsteht darüber ein Konsens. Dabei ist Verstaatlichung in Amerika wie Fluchen in der Kirche. Aber um den freien Markt zu retten, ist sie unvermeidlich.