Bangen um Opel Antwerpen geht weiter
„Generalmobilmachung für Opel Antwerpen“, so die Balkenüberschrift in La Libre Belgique. Das Schicksal des Montagewerks bleibe ungewiss, notiert das Blatt und beschreibt ein Rettungsszenario über das im Augenblick viel geredet werde. Eine eigenständige Opel-Struktur, die sich vom finanziell angeschlagenen Mutter-Konzern General Motors abnabeln würde. Derweil würden in Belgien alle staatlichen Ebenen gemeinsame Anstrengungen unternehmen, um das Antwerpener Opelwerk zu retten. Hierzu würden steuerliche Anreize und Finanzspritzen in Betracht gezogen.
Kommentierend schreibt La Libre Belgique, dass der Countdown laufe. Bis Ende März müsse man jetzt abwarten, dann will General Motors Einzelheiten seines Sanierungsplans für Europa offen legen, was bei Opel Antwerpen möglicherweise schwere Konsequenzen haben kann. In Deutschland, wo Opel 26.000 Mitarbeiter beschäftige, würde ebenfalls zur Rettung der Arbeitsplätze bei dem Autobauer mobil gemacht. Derweil müsste bei uns das Beispiel Opel als klarer Hinweis dafür verstanden werden, dass nötige Veränderungen unserer Wirtschaft vorangetrieben werden müssen, um die Industrie konjunkturunabhängiger zu machen.
Gazet van Antwerpen titelt zu diesem Thema: „Überlebenschance bei 25%“. Die Gewerkschaften im Antwerpener Opelwerk glaubten an ein Loslösen der europäischen Opelfabriken aus dem Schoß des Not leidenden US-Mutter-Konzerns General Motors. 47.000 Arbeitsplätze müssen bei GM weltweit abgebaut werden. 20.000 in den USA und 27.000 in Werken außerhalb der Vereinigten Staaten.
Um ein Ende für das Opelwerk in Antwerpen abwenden zu können, klammerten die Gewerkschaften sich an die Idee eines möglichen Verkaufs von Opel. Verstärkt werde diese Hoffnung durch das Vorhaben Deutschlands, zwei Milliarden Euro in den Autobauer zu investieren. Auch Flanderns Regionalregierung denke zur Rettung der Arbeitsplätze an eine Finanzspritze für Opel, schreibt Gazet van Antwerpen. Doch die Zeit drängt. Berlin wolle vor dem 27. Februar ein Konzept für ein etwaiges Stand Alone-Szenario für Opel ohne GM vorliegen haben.
Auch De Morgen berichtet heute, dass sowohl die belgische Föderal- als auch die flämische Regionalregierung bereit sind, eine etwaige Finanzspritze für Opel zu prüfen. Derzeit müsse man aber erst einmal das deutsche Vorgehen hierbei abwarten. Die Bundesregierung in Berlin, habe das Heft in die Hand genommen und General Motors aufgefordert, spätestens Ende nächster Woche Klarheit über geplante Entlassungen in europäischen Opelwerken zu schaffen.
Danach wolle Deutschland zusammen mit den dort betroffenen Bundesländern prüfen, ob staatliche Finanzhilfen möglich sind. Unterdessen habe die europäische Direktion von GM bestätigt, dass ein Teilverkauf der Konzern-Töchter Opel und Vauxhall eine der Möglichkeiten im Rahmen des Sanierungskonzeptes für den US-Autohersteller ist.
Auch Het Laatste Nieuws berichtet, dass die europäischen Regierungen an einem Rettungsplan mit Investitionen in Höhe von drei Milliarden Euro für Opel arbeiten. Selbst wenn es zu massiven Investitionen einiger europäischer Regierungen kommen sollte, um Opel in einer eigenständigen Struktur am Leben zu erhalten, benötige man hierfür langfristig einen industriellen Partner aus der Autobranche.
Dabei sei es durchaus möglich, dass ein solcher Partner rascher auftaucht als man dies annehmen würde. Nach Angaben von Het Laatste Nieuws soll der deutsche Automobilhersteller BMW Interesse an einer Übernahme von Opel haben. Das Blatt beruft sich dabei auf einen Journalisten aus der Autoszene. Dieser gehe davon aus, dass BMW und Opel komplementär wären, etwa so wie Volkswagen und die Konzerntochter Audi.
Belgischer Konjunkturplan ausgebremst
Le Soir macht heute mit der vom flämischen Regionalparlament eingeleiteten Prozedur eines Interessenkonfliktes zur Ausbremsung des belgischen Konjunkturplans auf. Eine Maßnahme aus diesem Paket zur Stimulierung der Wirtschaft missfalle Flandern und sorge dafür, dass das gesamte Konjunkturpaket damit auf Eis liege.
Im Leitartikel kommentiert das Blatt dieses flämische Vorgehen als unverantwortlich. Das Land werde unerträglich. Streitigkeiten zwischen Gemeinschaften und Regionen würde die Politik für die Menschen lähmen. Die politischen Positionierungen der einzelnen Sparringspartner verwandele das Führen und Verwalten des Staates in einen großen Zirkus. Man müsse feststellen, dass die politische Landschaft Belgiens mehr denn je an Schizophrenie leide.
Yves Leterme ist zurück
De Standaard schließlich bringt heute schließlich Yves Leterme auf die Titelseite und berichtet, dass der Ex-Premier mit voller Kraft erneut Politik machen wolle. Erster Schritt hierzu sei sein Auftreten als Listendrücker für die flämischen Christdemokraten der CD&V in Westflandern.
Es werde erwartet dass Leterme im zweiten Halbjahr Außenminister in der Regierung Van Rompuy werde, sollte Belgiens Chefdiplomat Karel De Gucht das Außenministerium verlassen und als Kommissar zur EU wechseln.