Zur Situation bei der General Motors-Tochter Opel notiert Het Belang van Limburg: Niemand weiß, wann die Spirale der weltweiten Wirtschaftskrise gestoppt wird. Die Prognosen werden immer schlechter. Opel Antwerpen wird wahrscheinlich schließen müssen, weil es nur eine Filiale ist. Nicht weil der Betrieb schlecht arbeitet, sondern weil die wirklichen Chefs in Amerika wohnen.
Gazet van Antwerpen fügt hinzu: Die europäischen Gewerkschaften versuchen, Druck auf die Staaten auszuüben und möchten die europäischen Werke von ihren amerikanischen Konzernen lösen. Doch diese Versuche ändern nichts an dem grundlegenden Problem, dass es auf dem Automarkt einen Überschuss der Produktionskapazität gibt. Wer sanieren will, muss einschneidende Maßnahmen ergreifen. Die schwächsten Betriebe fallen zuerst.
Het Nieuwsblad meint: Selbstverständlich müssen alle Regierungen alles versuchen, um Opel Antwerpen zu retten. Doch es wird nicht ausreichen, eine logistische Drehscheibe für Europa zu werden. Dadurch bleibt man von anderen abhängig. Man muss dringend etwas Eigenes entwerfen, so wie Finnland Nokia aufgebaut hat.
L'Echo stellt fest: Der belgische Automobilmarkt geht unter dem Einfluss der Globalisierung und der Wirtschaftskrise zurück. In Belgien hat man bisher nur defensive Maßnahmen ergriffen. Nötig wäre ein Umstellungsprozess, um sich auf die Zeit nach dem Automobil vorzubereiten.
Keine staatliche Hilfe für Automobilsektor
De Standaard unterstreicht: Die Regierung kann keine Milliarden hervorzaubern, um Sektoren über Wasser zu halten, so wie sie es für die Banken tun musste. Dazu fehlt ihr das Geld. Es wäre auch verantwortungslos, Milliarden Steuergelder in wirtschaftliche Aktivitäten zu stecken, die keine Zukunftsaussichten mehr haben. Man muss vorrangig dafür sorgen, dass man bereit ist, bei den ersten Anzeichen eines neuen Aufschwungs dabei zu sein.
De Morgen überlegt: Man kann sich nicht vorstellen, dass die Nationalregierungen sich plötzlich berufen fühlen, Autobauer zu werden. Im Finanzsektor denkt man an Verstaatlichungen, weil man ihn nicht fallen lassen kann, wenn nicht die ganze Wirtschaft einstürzen soll. Niemand verdient es, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Doch heutzutage ist es besser, bei Fortis beschäftigt zu sein als bei Opel.
Het Laatste Nieuws stellt fest: In Belgien verschlingt die Finanzkrise die ganze Energie. Gleichzeitig ist die Mehrheit durch die bevorstehenden Wahlen gelähmt. Unsere Politiker schieben die im September und Oktober gefassten Beschlüsse vor sich her, so als ob hierzulande nichts dringend wäre.
Das Ende des Gemeinschaftsdialogs
La Libre Belgique schreibt auf ihrer Titelseite: Der flämische Ministerpräsident Peeters hat sein gemeinschaftspolitisches Testament vorgelegt und den Frankophonen eine Reihe unerfüllbarer Forderungen gestellt. Die Zeitung kommentiert: Ohne einen konstruktiven Dialog zwischen Frankophonen und Flamen wird nichts geschehen. Das Ausbleiben eines gemeinschaftspolitischen Abkommens gibt nur Wasser auf die Mühlen der Extremisten in beiden Landesteilen. Das wird man an den Wahlresultaten sehen können.
Zum gleichen Thema bemerkt Le Soir: Peeters und Reynders haben das Todesurteil für den Gemeinschaftsdialog verkündet. Nord und Süd stehen sich wieder feindlich gegenüber wie in den schlimmsten Augenblicken des vergangenen Jahres. In den nächsten Monaten wird es nicht einmal zu einem Entwurf eines Abkommens kommen. Das Zusammenwirken der Wirtschaftskrise und des gescheiterten Dialogs begünstigt die populistischen und separatistischen Parteien. Am Abend des 7.Juni werden die Frankophonen ein radikales Flandern entdecken, das ihnen nur noch erlaubt, das Datum für die Scheidung festzulegen.