Paukenschlag bei Fortis
Das Wirtschaftsblatt De Tijd titelt heute auf Seite 1 „Paukenschlag bei Fortis“. Die Saga des Bankversicherers habe gestern eine unerwartete Wende genommen. Der vermeintliche neue Chef der Fortis-Holding Georges Ugeux habe seinen Rücktritt erklärt, nachdem er erst kurz zuvor in den Vorstand des Bankversicherers gewählt worden war.
Die Aktionäre hatten eine Dreierspitze bestimmt, die nach der Ablehnung des Übergangs der Fortis-Bank in französische Hände einen Ausweg aus der so entstandenen Situation finden sollte. Diese Dreierspitze reichte Ugeux anscheinend nicht.
Als deutlich wurde, dass er nicht Vorstandvorsitzender wurde, so schreibt De Tijd, zog sich Ugeux schließlich völlig zurück und verzichtete auf einen Posten in der Führungsriege der Fortis-Holding. Vermutlich käme es unterdessen bereits am Wochenende zu neue Verhandlungen der Regierung zur Zukunft der Fortis. Auch wenn in der Umgebung des Premierminister Van Rompuy dies niemand bestätigen wollte.
Neue Verhandlungen mit BNP Paribas
Auch De Standaard macht mit dem Königsdrama bei Fortis auf und notiert, dass schließlich Jozef de Mey, der Kandidat des chinesischen Fortis-Aktionärs Ping An, überraschend als Sieger aus dem Streit um den Posten des Verwaltungsratsvorsitzenden bei der Fortis-Holding hervorgegangen sei. Es sei dies die sovielste Episode mit Paukenschlageffekt in der langen Geschichte der Fortis.
Gleichzeitig weiß De Standaard zu berichten, dass vermutlich spätestens nächste Woche neue Verhandlungen mit der französischen Großbank BNP Paribas geführt werden sollen, um einen neuen Übernahmedeal zu diskutieren und eine Verbindung der Bankaktivitäten von Fortis mit denen der BNP Paribas doch noch möglich zu machen.
Diese Verhandlungen hätten jetzt erste Priorität. Gerüchte, wonach die französische Großbank inzwischen ihr Interesse an Fortis aufgegeben habe und eine Übernahme nicht mehr ins Auge fasse, oder aber die Regierung praktisch über die Fortis-Holding hinweg mit BNP Paribas verhandele oder verhandeln wolle, diesen Gerüchten wurde gestern, so schriebt De Standaard, von offizieller Seite widersprochen.
Bankrott der Fortis-Holding in Sicht?
De Morgen greift dasselbe Thema auf und glaubt, dass der befürchtete Bankrott der Fortis-Holding realistischer geworden ist. Die Ratingagentur Standard und Poors hat die Kreditwürdigkeit der Holding nämlich drastisch herabgestuft. Sie wird jetzt mit Doppel-B eingestuft. Dies, so De Morgen, sei das Äquivalent von Schrott.
Diese Abwertung, notiert das Blatt, sei die Folge des zurückgewiesen Verkaufs der Fortis-Bank an die französischen BNP Paribas Gruppe. Nach Angaben der Ratingagentur sind die Folgen für die Fortis-Holding hiervon negativ und habe das ganz selbstverständlich dann eine schlechtere Bewertung der Kreditwürdigkeit zur Folge.
Die Bewertung bezieht sich derweil auf die Einstufung von lang- und kurzfristigen Verpflichtungen der Holding. Durch diese Einstufung wird es für die Fortis-Holding praktisch unmöglich, bei anderen Kreditgebern noch Darlehen zu erhalten, da die Holding jetzt den Stempel „nicht vertrauenswürdig“ trägt. Die finanziellen Probleme der Holding dürften dadurch, so schreibt De Morgen jetzt besonders akut werden. Doch dies war zu erwarten.
Reynders: Der Steuerzahler hat genug getan
In La Libre Belgique erscheint heute ein ausführliches Interview mit Finanzminister Reynders zu diesem Thema. Das Blatt übertitelt das heute abgedruckte Gespräch mit „Der Steuerzahler hat genug getan“. Dies sei einer der Kerngedanken des Finanzministers, der davon ausgeht, dass der Staat mit Steuergeldern genug für die Aktionäre der Fortis-Gruppe getan hat.
Die Zeitung zitiert Didier Reynders mit den Worten, er habe viel Verständnis für die Anleger. Sie hätten aber die besonders herben Verluste vor dem Eingreifen der Staaten hinnehmen müssen. Die Fortis-Aktie sei mit 5 Euro notiert worden, als man den Staat um ein Eingreifen gebeten habe. Dabei wisse man, dass der Kurs zuvor bei bis zu 35 Euro gelegen hatte.
Panne bei Proximus
Ein ganz anderes Thema bringen andere Blätter auf die Titelseite. Die Panne beim Mobilfunknetzbetreiber Proximus nämlich. Le Soir titelt hierzu „Die Megapanne macht es deutlich: Man kann auch ohne Mobiltelefon leben. Die Belgacom-Tochter Proximus sei Donnerstagabend das Opfer eines EDV-Problems geworden. War dies die Folge vernachlässigter Investitionen in Netztechnologie? fragt Le Soir.
Das Unternehmen streite dies ab. Der Mobilfunknutzer und -kunde habe das Nachsehen gehabt. Es sei nämlich der wohl bedeutendste Ausfall im GSM-Netz des Netzbetreibers seit dessen Einrichtung gewesen. Hunderttausende von Endkunden seien die Opfer gewesen und hätten, wo immer sie auch waren, keine Verbindung zu einem Handynetz gehabt.
Auch Het Nieuwsblad bringt dieses Thema auf die Titelseite und informiert, dass gestern zur selben Zeit ein ähnliches Problem bei Proximus erneut aufgetreten sei.