Für Le Soir gewinnt das Ja für eine Annahme des Übergangs von Fortis in französische Hände an Boden. Dennoch, so notiert das Blatt, bleibe es, was den Ausgang des Votums der Aktionäre angeht, spannend. Die Tage ähnelten sich nicht, schreibt Le Soir und verweist darauf, dass am Wochenende das Lager der Neinsager zum Verkauf der Bankaktivitäten von Fortis an BNP Paribas die Nase vorne gehabt habe, was zu viel Unsicherheit über die Zukunft geführt habe, gestern dann aber das Ja wieder Boden hatte gutmachen können.
Die Vorstellung, dass die Aktionäre dem Deal mit BNP Paribas morgen den Garaus machen, lässt indes auch bei der belgischen Regierung den kalten Angstschweiß ausbrechen. Sie müsste dann im Alleingang eine Führungsrolle bei Fortis übernehmen, und das wiederum sei schwindelerregend. Ein Beispiel: Alleine die Bürgschaften für den Interbankenverkehr bei Darlehen würden gut 150 Milliarden Euro darstellen. Für einen Staat wie Belgien eine kolossale Summe, meint Le Soir.
Droht Bankrott bei Ablehnung des Fortis-Deals?
Auch De Morgen macht erneut mit diesem Thema auf und titelt hierzu: „Fortis-Holding warnt bei Nein zu BNP-Deal vor dem Bankrott“. Sollte morgen tatsächlich die Absprache mit der französischen Großbank von den Aktionären abgeschossen werden, dann drohe nach Angaben der Führungsmannschaft bei Fortis ein Bankrottszenario.
Die Führung des Bankversicherers, die selbstverständlich versuche, die getroffenen Absprachen zur Zukunft von Fortis zu verteidigen, verweist derweil darauf, dass die Anfang des Jahres nachverhandelten Punkte auch beinhalten, dass die Versicherungsaktivitäten von Fortis in der Holding verbleiben und nicht auch abgestoßen werden. Unterdessen wisse die Börse nicht mehr, wie sie mit dem Hin und Her um Fortis umzugehen habe. Die Notierung der Aktie fahre Achterbahn um schlussendlich gestern mit einem leichten Gewinn zu schließen.
Vers L'Avenir titelt heute in diesem Zusammenhang auf Seite 1: „Die Fortiskunden sind beunruhigt“. Am Tag vor der Entscheidung zur Zukunft der Fortis wisse niemand so recht, wie die Abstimmung morgen ausgehe. Und auch die Konsequenzen eines Ja oder eines Nein seien den Wenigsten bewusst. In den Filialen der Bank würden die Kunden zahlreiche Fragen zur Zukunft ihres Finanzinstitutes stellen. Unterdessen würden die Aktionäre sich auf morgen vorbereiten, was zu einem verstärkten Lobbying in den beiden Lagern führe.
Reynders: Der Staat hat für die Aktionäre sein Mögliches getan
Das Wirtschaftsblatt L'Echo zitiert Finanzminister Didier Reynders und titelt heute „Der Staat hat das maximal Mögliche für den Fortis-Aktionär getan“. Gleichzeitig müsse klar sein, dass man von Seiten der Regierung und des belgischen Staates nicht mehr tun könne. Auf finanziellem Gebiet etwa habe man alle Mittel zur Nachverhandlung des Deals mit BNP Paribas ausgeschöpft. Denn, so Finanzminister Reynders in einem Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt, es gelte schließlich auch, Etatspielräume für ein nötiges Konjunkturprogramm oder das Sozialsystem sicherzustellen.
Delhaize sortiert teure Unilever-Produkte aus
Het Laatste Nieuws macht heute mit einem ganz anderen Thema auf. Belgiens auflagenstärkste Zeitung berichtet über einen Streit zwischen der Supermarktkette Delhaize und Unilever. Gut fünfzig Produkte dieses Lieferanten werden von Delhaize wegen zu hoher Preise nicht mehr bezogen und fehlen deshalb vorerst in den Regalen der Supermärkte. Dabei geht es um Weichspüler, Suppen, Tee oder Brotaufstrich. Den Verbrauchern empfehle die Supermarktkette in ihren Filialen für fehlende Produkte selber Alternativen.
Wahlhelfer drücken sich, Freiwillige gesucht
De Standaard hat heute neben der Abstimmung der Fortis-Aktionäre auch eine andere Wahl auf der Titelseite, den Urnengang vom 7. Juni nämlich. Der Titel in Form einer Anzeige lautet hierzu: „Gesucht: Freiwillige für Wahlbüros“. Weniger als vier Monate vor den Regional- bzw. Gemeinschafts- und Europawahlen im Juni wären zahlreiche Kommunen bereits auf der Suche nach Personal für die Besetzung der einzelnen Wahlbüros.
Immer häufiger würde dabei auf Freiwillige zurückgegriffen. Viele der durch Losentscheid ermittelten Wahlhelfer würden nämlich versuchen, ihrer Bürgerpflicht zu entkommen, und sich der Verpflichtung am Wahltag zu entziehen. Vielerorts stapele sich in den zuständigen Stellen die diesbezügliche Korrespondenz, in der Bürger alle möglichen Ausreden anführen würden, um am Tag des Urnengangs nicht in den Wahllokalen sitzen zu müssen. Dies erkläre den Wusch vieler Städte und Gemeinden, für diesen Tag auf Freiwillige zurückzugreifen, so De Standaard.
Wie weit rechts wählt Israel?
La Libre Belgique macht heute ebenfalls mit einer Wahl auf, allerdings einer im Ausland. Das Blatt berichtet ausführlich über die Parlamentswahlen in Israel und fragt sich, ob die Wähler dort für einen Rechtsruck sorgen. Der Krieg im Gazastreifen habe den Wahlkampf bestimmt und dazu beigetragen, dass das rechte Parteienspektrum bis hin zu extrem Rechts im Aufwind sei. Die Frage, die sich stelle, sei die nach dem Abschneiden der derzeitigen Außenministerin Livni und der damit verbundenen Zukunft einer Mitte-Links-Regierung für Israel.