"Das Zyprische Puzzle zerreißt Europa", titelt L'Echo. "Befördert Zypern Europa erneut in die Krise?", fragt sich Het Belang Van Limburg auf Seite eins. Der Rettungsplan für Zypern sorgt für allgemeine Polemik. Unter anderem soll ja eine Sondersteuer auf Bankguthaben erhoben werden. Das gilt auch für Spareinlagen unter 100.000 Euro.
"Zyprer auf den Barrikaden gegen die Europäische Sparsteuer", schreibt De Morgen auf Seite eins. Darüber ein Foto, das ein junges Mädchen zeigt, das ein riesiges Plakat trägt. Darauf steht: "Hände weg von Zypern". Und auch Experten zeigen dem Rettungsplan die Rote Karte: "Vom Spargeld lässt man die Finger", zitiert Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite einige namhafte Wirtschaftswissenschaftler. Der Plan sei "dumm, sehr gefährlich und amateurhaft", sagen die Fachleute.
Hände weg vom Spargeld
Am Wochenende ist eine zyprische Granate explodiert, meint L‘Avenir in seinem Leitartikel. Es war vielleicht keine Atombombe und doch zeigen die Ereignisse, wie schwach die Eurozone immer noch ist. Die Bürger in Zypern fühlen sich bestohlen; ein Diebstahl am helllichten Tag ermuntert durch die EU. Damit wird das Vertrauen erschüttert; und das ist ja die Grundlage eines jeden Bankgeschäfts. Und davon könnten andere Krisenländer angesteckt werden. Ab jetzt können jederzeit neue zyprische Granaten explodieren.
Diese Gefahr scheinen auch die Euro-Finanzminister inzwischen gesehen zu haben. Die Ressort-Chefs der 17 Euro-Länder hielten am Abend eine Telefonkonferenz ab. Dabei wurde vereinbart, dass der Rettungsplan für Zypern angepasst werden soll. Die Regierung in Nikosia wird demnach ermahnt, Sparguthaben unter 100.000 Euro von der Sonderabgabe auszuklammern. “Die Einlagengarantie bis 100.000 Euro bleibt“, titelt denn auch De Standaard. Doch ist das Unheil schon angerichtet, glaubt Le Soir. Seit dem frühen Samstagmorgen hat wohl jeder verstanden, dass die Einlagengarantie im Ernstfall über die Klinge springt. Die Finanzminister der Eurozone haben einen schweren Fehler gemacht. Zwar stammt die Idee, auch Guthaben bis 100.000 Euro zu besteuern, von der zyprischen Regierung. Die Euro-Gruppe hätte das aber nie zulassen dürfen. Die Botschaft lautet jetzt: Nichts ist in Beton gegossen.
Europa: Nichts ist mehr heilig
Die EU versündigt sich an den eigenen Prinzipien, beklagt auch Gazet van Antwerpen. Die Einlagengarantie von 2008 erweist sich als ein bloßes Stück Papier. Jetzt wird der Kapitalflucht Tür und Tor geöffnet. Die Rechnung bezahlen bereits Länder wie Spanien, Portugal oder Italien.
Allein La Libre Belgique kann der zyprischen Sonderabgabe auf Sparguthaben etwas abgewinnen. Die Bürger auf der Mittelmeerinsel müssten doch wissen, dass ihr Land schlecht regiert worden ist, dass ihre Wirtschaft künstlich aufgebläht wurde durch Kapitalströme aus Russland und Großbritannien. Ein Steuersatz von 6,75 Prozent ist im Übrigen gar nicht so unverschämt wie es aussehen mag. Die Sparer in Zypern haben über Jahre hinweg für ihr Geld eine Rendite von 5 Prozent bekommen. Sie verlieren im Grunde nur das, was sie innerhalb von zwei Jahren im Vergleich zu anderen Sparern in der EU profitiert haben.
Es ist einfach nur die Kommunikation, die mal wieder zu wünschen übrig lässt, ärgert sich L’Echo. Die Eurozone glänzt einmal mehr durch Kakophonie. Schon wieder diese halbgaren Entscheidungen, bei denen mal eben heilige Kühe geschlachtet werden, wie die Einlagengarantie. Schon wieder dieses halbherzige Zurückrudern. Zypern steht für 0,5 Prozent des Bruttoinlandproduktes der Eurozone. Die Schäden, die die zyprische Krise verursacht hat, sind ungleich verheerender.
“Dilettanten-Haufen“
Was ist hier eigentlich los, fragt sich De Standaard. Auf den ersten Blick muss man den Eindruck haben, dass es sich bei den Verantwortlichen der Europäischen Zentralbank und der Eurozone um einen Haufen Dilettanten handelt. Das allerdings möchte man nun wirklich nicht glauben. Andere Möglichkeit: Man wollte ein Zeichen setzten. Als Warnung, es den Zyprern gleich zu tun. Der zyprische Bankensektor galt ja als künstlich aufgebläht und zudem als sicherer Hafen für Steuerflüchtlinge. Nur: Wenn es nur Sinn und Zweck war, die Zyprer zu bestrafen, man dafür aber Grundprinzipien über Bord warf, dann wird die Eurozone wohl geleitet von Pokerspielern.
Papst Franziskus: Vielversprechender Stilbruch
Heute wird ja auch der neue Papst Franziskus in sein Amt eingeführt. Der belgische Kardinal Godfried Danneels wird bei der Zeremonie eine Schlüsselrolle übernehmen, berichtet unter anderem Het Nieuwsblad. In einem Exklusiv-Interview mit La Libre Belgique erläutert Danneels übrigens warum er mit der Wahl des Argentiniers Jorge Mario Bergoglio so zufrieden ist. “Heute ist der Tag von Franziskus“, schreibt De Standaard auf Seite eins.
Die Amtseinführung eines neuen Papstes ist immer noch ein Weltereignis, meint Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Wenn selbst mit Elio Di Rupo der wichtigste PS-Politiker des Landes vor dem höchsten Prälaten der Welt auf die Knie geht, dann muss es sich doch um ein wichtiges Ereignis handeln. Der neue Papst weckt Hoffnungen und Erwartungen. Erst recht nach den Stilbrüchen, die er in den letzten Tagen begangen hat. Er will für eine Kirche stehen, die für die Schwachen eintritt und das kann in der Tat den Bruch mit der Vergangenheit aus Prunk und Missbrauchsskandalen bringen.
Heilloses Abenteuer
“CD&V schiebt die Staatsreform auf die lange Bank“, titelt derweil Het Nieuwsblad. Die Partei reagiert damit auf den Vorstoß des N-VA-Spitzenpolitikers Geert Bourgeois, der hatte am Samstag vollmundig angekündigt, dass die N-VA im Falle eines Wahlsiegs im kommenden Jahr für die, Zitat, “totale Autonomie“ von Flandern eintreten werde.
Inzwischen wurde Bourgeois schon von seinem Parteichef De Wever zurückgepfiffen, wie unter anderem Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite berichtet. Doch stehen die Worte von Bourgeois weiter im Raum, meint Het Belang van Limburg. Und die lassen für 2014 Schlimmes befürchten. Die N-VA droht Flandern in ein heilloses Abenteuer zu stürzen. Es wäre vielleicht sinnvoller, zunächst die laufende Staatsreform zu Ende zu bringen.
Ähnlich sieht das Het Nieuwsblad. Die N-VA will den Wählern weismachen, dass sie mal eben eine neue Staatsreform übers Knie brechen kann. Das erinnert an die Krisen von 2007 und 2010. Es reicht nicht, zu sagen, was man will, man muss auch erklären, wie man seine Ideen umzusetzen gedenkt. Deswegen hat die CD&V wohl recht, wenn sie erst die laufende Staatsreform zu Ende bringen will.