Düstere Wirtschaftsaussichten - Gefahr für Opel Antwerpen
2009 wird das Jahr der Arbeitsplatzvernichtung, warnt heute Vers l'Avenir. Jedenfalls schrillen schon alle Alarmglocken. Sämtliche Indikatoren sind im roten Bereich. Allein im Januar mussten 781 Betriebe Konkurs anmelden. Dadurch gingen über 2000 Arbeitsplätze verloren. Die Konjunkturaussichten für 2009 sind katastrophal: Die Wirtschaft wird um 1,7% schrumpfen. Das bedeutet, in den kommenden zwei Jahren gehen 100.000 Arbeitsplätze verloren: 23.000 durch direkten Arbeitsplatzabbau, weitere 70.000 wegen des zu erwartenden Einstellungsstopps.
Das, was Unheilspropheten schon seit Monaten voraussagen, ist nun eingetreten, bemerkt dazu auch Het Nieuwsblad. Schlimmer noch, die Unheilspropheten waren noch zu optimistisch. Das Jahr 2009 ist erst einen Monat alt, und die Krise hat uns schon in Herz getroffen. Doch sind die beängstigenden Januar-Statistiken wahrscheinlich auch erst der Anfang. Über der belgischen Autoindustrie braut sich schon eingewaltiges Unwetter zusammen.
Bei Opel Antwerpen stehen 2500 Jobs auf der Kippe, titelt denn auch heute Het Laatste Nieuws.
Gazet van Antwerpen warnt: Heute wird im amerikanischen Detroit letzte Hand an einen weltweiten Umstrukturierungsplan für den Autokonzern General Motors gelegt. Ob in der künftigen Strategie noch Platz für das Opelwerk in Antwerpen ist, ist äußerst fraglich. 2011 läuft bei Opel Antwerpen die Astra-Produktion aus. Die Zukunft beruht im Moment allein auf Versprechungen. Auch vor dem Hintergrund des wachsenden Protektionismus in den USA müssen die Opel-Mitarbeiter in der Schelde-Stadt tatsächlich um ihre Zukunft bangen.
Ein Ende des Antwerpener Opel-Werks zu befürchten, ist keine bloße Panik-Mache mehr, meint auch De Morgen. Man darf nämlich auch nicht vergessen, dass Antwerpen „nur“ im kleinen Flandern liegt, und eben nicht im mächtigen Deutschland, wo die Opel-Zentrale angesiedelt ist. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mehr Einflussmöglichkeiten als Herman Van Rompuy und Kris Peeters zusammen.
Wo ist Europa?
Hier rächt sich einmal mehr, dass Belgien das wohl globalisierteste Land der Welt ist, notiert dazu Het Laatste Nieuws. Im Zuge der Bankenkrise hat Belgien die letzten wirtschaftlichen Machtzentren verloren. Wir haben unsere Zukunft nicht mehr selbst in der Hand. Wir sind abhängig von Entscheidungen, die im Ausland getroffen werden. Im Fall Opel sind das die USA und Deutschland. Und in diesen Krisenzeiten gilt die Parole: Jeder ist sich selbst der Nächste. Da hilft uns auch Europa nicht.
Het Belang van Limburg ist der gleichen Meinung. Europa gibt es nicht, meint das Blatt. Oder besser gesagt, die EU besteht zwar, wenn es darum geht Regeln aufzustellen, aber nicht dann, wenn es darauf ankommt. Die EU-Länder versuchen ausnahmslos in erster Linie ihre Unternehmen zu retten. Dabei merken sie nicht, dass auch die großen EU-Länder in der Welt kleine Fische sind. Darum müssten die EU-Länder zusammenarbeiten. Leider tun sie es nicht.
Im gleichen Zusammenhang bemerkt De Standaard: Es wird nicht mehr lange dauern, da wirft man den Medien wieder vor, die Krise herbei zu reden. Doch sind es wirklich die Medien, die die Abwärtsspirale durchbrechen müssen? Dazu müsste es schließlich gute Neuigkeiten zu verbreiten geben. Da wäre z.B. hilfreich, wenn man berichten könnte, dass viele Länder sich zusammensetzen, um gemeinsam nach Auswegen zu suchen. Jetzt versucht jeder nur, dafür zu sorgen, dass der soziale Kahlschlag möglichst beim Nachbarn stattfindet.
Fortis und kein Ende
Zweites großes Thema in der Tagespresse ist heute einmal mehr das Schicksal der Fortis-Gruppe, genauer gesagt, die wohl alles entscheidende allgemeine Aktionärsversammlung vom 11. Februar.
Am vergangenen Freitag hatte ja die Regierung zusammen mit Fortis und BNP Paribas Nachbesserungen an dem ursprünglichen Deal vorgenommen. Wichtigste Neuerung: die Fortis-Versicherungen würden nicht an BNP Paribas verkauft und damit Teil der Fortis-Gruppe bleiben.
In diesem Zusammenhang notiert das Börsenblatt L'Echo: Fortis setzt auf Forcing. Tatsächlich setzt die Finanzgruppe den Anlegern die Pistole auf die Brust. Entweder, die Aktionäre segnen die Neufassung des Deals mit BNP Paribas ab, oder es gilt die ursprüngliche Fassung von Anfang Oktober. Die Anleger haben also nur die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Über der Aktionärsversammlung hängt allerdings der dunkle Schatten des chinesischen Versicherers Ping An, bemerkt dazu La Libre Belgique. Ping An hält 5% er Fortis-Aktien. Offenbar hat man die Chinesen verärgert, weil man sie nicht an den Verhandlungen über Nachbesserungen am Fortis-Deals beteiligt hat. Das könnte sich als irreparable Taktlosigkeit erweisen, tatsächlich droht Ping An jetzt mit einem Nein zum Fortis-Deal. Vielleicht, so meint La Libre Belgique, ist die Regierung am Ende gezwungen, den Vertrag mit den Franzosen noch einmal zu überarbeiten.
Fortis-Untersuchungskommission hat schon Sand im Getriebe
De Standaard und Le Soir schließlich sorgen sich um die geplante parlamentarische Untersuchungskommission zur sogenannten Fortis-Gate Affäre. Nach Ansicht von Experten steht der Ausschuss nämlich vor einem entscheidenden Problem: Die Arbeiten des Parlaments drohen mit dem laufenden Verfahren in dieser Angelegenheit in Konflikt zu geraten. Wie soll man etwa Magistrate verhören, gegen die schon ein Disziplinarverfahren läuft? Schon jetzt stellt sich also die Frage, was der Untersuchungsausschuss am Ende tatsächlich beleuchten kann.