Zur Rettung der KBC Bank durch die flämische Regierung sagt Finanzminister Reynders in einem Interview mit La Derniere Heure: In der Föderalregierung war die Diskussion festgefahren, weil einige Kollegen vor einer Rettungsoperation ein Sachverständigengutachten und schriftliche Dokumente verlangten. Ich gratuliere der flämischen Regierung, die schnell und durchgreifend gehandelt hat. Doch ich befürchte, dass dies zum Präzedenzfall wird. Wenn mein Haus brennt, hoffe ich, dass die Feuerwehr nicht zuerst Sachverständige zu Rate zieht und Papiere ausfüllen lässt, ehe sie mit dem Löschen beginnt.
De Standaard bemerkt: Diesmal stritten die föderalen Minister miteinander. Der Liberale Reynders trat für Staatshilfe ein, der wallonische Sozialist Di Rupo widersetzte sich. Verstehe wer will. Wird die föderale Regierung wieder einstimmig und effizient auftreten, wenn eine weitere belgische Bank Probleme hat? Oder wird sie darauf zählen, dass erneut eine Regionalregierung die Kastanien aus dem Feuer holt? Dann muss man sich die Frage stellen, wozu eine Föderalregierung noch dient.
Flandern kann alleine leben
Gazet van Antwerpen unterstreicht: Durch ihre starke Marktposition in Flandern ist die KBC bedeutend für die flämische Wirtschaft. Für die Frankophonen ist sie eine flämische und katholische Bank. Daher die Diskussionen. Als die wallonisch-sozialistische Versicherungsgesellschaft Ethias in Schwierigkeiten war, hat Flandern sehr wohl geholfen. Das ist bezeichnend für die Solidarität in diesem Land.
Het Laatste Nieuws fügt hinzu: Flandern hat den Frankophonen damit gezeigt, dass es sie nicht mehr nötig hat. Flandern ist in der Lage, sich selbst zu verwalten.
La Libre Belgique erklärt: Es war eine deutliche, schnelle, solidarische und kohärente Entscheidung Flanderns, seine Bank nicht fallen zu lassen. Auffallend ist vor allem der Kontrast zwischen dem flämischen Handeln und der Verwirrung auf der föderalen Ebene.
Le Soir stellt die unterschiedliche Behandlung der Banken fest. Fortis wurde von der Föderalregierung zerstückelt und ging teils an die Niederlande und teils an Frankreich. Im Namen der Beschäftigung und der Sparguthaben verwehrte man den Aktionären einen Teil ihres Geldes. Die flämische Regionalregierung hat nicht gezögert, Kapital in die KBC zu investieren und die Interessen der Anleger zu verteidigen. Die KBC-Aktionäre sind gerettet, die Fortis-Aktionäre werden zum zweiten Mal zur Kasse gebeten.
Bankenkrise ist noch nicht vorbei
Das Magazin Le Vif sorgt sich: Die KBC ist kein Einzelfall. Die Wirtschaftskrise macht sich schon bei den Banken bemerkbar. Die Föderalregierung und die Sachverständigen, die ihr beim Lösen der Bankenkrise helfen, sehen die Gefahr und erwägen eine zweite Hilfe für den Sektor nach den 20 Milliarden Euro, die er im Herbst erhalten hatte. Doch eine solche Rettungsaktion wird einen negativen Einfluss auf die Staatsfinanzen haben, während man bereits einen Rückgang des Wachstums und ein hohes Haushaltsdefizit erwartet.
De Tijd ist überzeugt, dass die KBC eigentlich keine echten Probleme hatte. Es ist nicht eine Frage der KBC, sondern des gesamten Bankensektors. In Zeiten der Kreditkrise haben Banken es offensichtlich schwerer, an frisches Geld zu kommen als ein risikovoller Newcomer.
L'Echo stellt ebenfalls fest: Nichts geht mehr zwischen den Finanzinstitutionen und den Investoren. Beim kleinsten Problem stürzen die Kurse einer Bank an der Börse so stark, als drohe ihr die Pleite. Der ganze Sektor wird noch lange Zeit eventuelle Anleger abschrecken.
De Morgen meint: Die Folge der KBC Rettungsaktion ist, dass die Regierungen jedes Mal Geld zur Verfügung stellen müssen, sobald eine Bank Probleme hat. Dabei besteht keine Garantie, dass diese Kapitalspritzen zu einem strukturellen Wiederaufbau beitragen. Im Gegenteil, man muss befürchten, dass reihum jeweils die schwächste Bank von Spekulanten angegriffen wird. Die Finanzkrise, die Wirtschaftskrise mit ihren Folgen auf dem Arbeitsmarkt, die hohe Verschuldung des Staates, das ist eine explosive Mischung, die man bisher noch nicht kannte und deren Folgen man daher auch nicht einschätzen kann.