Historischer Amtsantritt
Für La Derniere Heure war der gestrige Tag schlichtweg „historisch“. Obama, so schreibt die Zeitung, habe es in seiner Antrittsrede geschafft, den Erwartungen gerecht zu werden. Jetzt allerdings müssten diesen Worten auch Taten folgen.
Obama, so schreibt La Derniere Heure, habe es in seiner Rede verstanden, deutlich zu machen, dass man nicht davon ausgehen dürfe, alle Probleme und Herausforderungen sofort angehen und lösen zu können.
Eine Aufgabe für jeden Amerikaner
Vers L'Avenir titelt hierzu „Die neue Welt von Obama“ und schreibt, dass der neue US-Präsident es schon bei seiner Antrittsrede nicht versäumt habe, Seitenhiebe an den inzwischen aus dem Amt geschiedenen George W. Bush auszuteilen.
Dabei kritisierte Obama Bushs Vorgehen im Kampf gegen den Terror und beschuldigte ihn einer Verletzung der humanistischen Prinzipien der Vereinigten Staaten. Er sei gegen die falsche Wahl, bei der die innere Sicherheit den Idealen übergeordnet wurde.
Es breche ein neues Zeitalter der Verantwortung an. Jeder Amerikaner müsse sich bewusst werden, dass er gegenüber sich selber, der Nation und der Welt Aufgaben habe.
Obamas Schicksal spiegelt Weg der USA
„Hoffnung statt Angst“ so der ganzseitige Aufmachertitel von La Libre Belgique zu Barack Obamas Amtseinführung. Im Leitartikel kommentiert das Blatt die gestrige Eidesleistung des 44. US-Präsidenten und notiert, dass das persönliche Schicksal Obamas den in einem halben Jahrhundert von seinem Land zurückgelegten Weg widerspiegele.
Mehr als seinen ambitionierten Konjunkturplan und mehr als seinen festen Entschluss, Amerika wieder den Platz einer respektierten Weltmacht zurückzugeben, werde man aus dem von Obama in seiner Antrittsrede skizzierten Regierungsprogramm vor allem eines in Erinnerung behalten, nämlich seine klaren Aussagen, mit denen er den Amerikanern jene Werte ins Gedächtnis gerufen habe, die die USA groß gemacht hätten, und die jetzt erneut zur Stärkung des Landes beitragen sollen.
Der Mann, der seinen Wahlkampf im Zeichen der Veränderung führte, sei sich bei seiner Antrittsrede selber treu geblieben.
Amerika will sich Führungsrolle verdienen
„Die Welt ändert sich, und wir mit ihr“, so der Titel von Le Soir heute. Die Brüsseler Tageszeitung notiert im Leitartikel, dass der neue US-Präsident der Welt wieder Appetit auf Amerika mache. Dies sei eine fundamentale Veränderung gegenüber der eher ablehnenden Haltung gegenüber den USA, die bislang vorherrschte.
Amerika, so erklärt uns Barack Obama, würde nicht länger ausschließlich mit Panzern und Raketen räsonieren, sondern auf Allianzen und Überzeugung setzen. Amerika besitze eine Stärke, die nicht erlaube, gleich was zu tun.
Amerika wisse, dass Größe nie gegeben sei, sondern verdient werden muss. Amerika sei bereit, erneut eine Führungsrolle in der Welt zu übernehmen, weil diese Welt sich verändere und die USA diesem Wandel ebenfalls folgen müssen. Hierfür, so Le Soir, stehe Obama.
Obama sachlich und problembewusst
Het Laatste Nieuws fragt sich auf der Titelseite, ob ein neues Amerika auch eine neue Welt bedeute. Mit Tränen in den Augen hätten Millionen Menschen überall auf der Welt gestern die Eidesleistung des ersten farbigen US-Präsidenten verfolgt.
Der neue Präsident der Vereinigten Staaten habe in seiner Rede äußerst sachlich geklungen. Von Effekthascher keine Spur, und dennoch habe seine Rede bei vielen Zuhörern für Gänsehaut gesorgt.
Im Leitartikel notiert Het Laatste Nieuws unter dem Titel „Das Weiße Haus hat wieder einen Chef“, dass Beobachter Kennedy erwartet, aber Churchill bekommen haben. Gestern habe man nicht mehr jenen Obama erlebt, der überzeugen und begeistern muss, sondern einen neuen Präsidenten gesehen, der sich rational sachlich über die Herausforderungen, die ihn erwarteten, äußerte. „No time to waste“ - es gelte keine Zeit zu verlieren.
Barack Obama sei ab der ersten Minute in seinem neuen Amt Präsident gewesen. Obamas gestrige Antrittsrede habe weniger vom Stil Kennedys oder Martin Luther Kings gehabt, sondern eher an die Worte Winston Churchills erinnert, der angesichts der Konfrontation mit Hitler im Zweiten Weltkrieg der Bevölkerung Großbritanniens erklärt hatte, er könne nichts anderes versprechen als Blut, Tränen, Arbeit und Schweiß.
Auch Barack Obama habe ein beinahe düsteres Bild vom Ernst der wirtschaftlichen Situation der USA gezeichnet und zum handeln aufgerufen.
Rückkehr zu amerikanischen Werten
„The time has come“ - es ist soweit, so der Aufmachertitel von De Morgen heute. Es sei ein neues Zeitalter der Verantwortung angebrochen, schreibt die Zeitung. Im Leitartikel notiert De Morgen, „historisch“ sei vermutlich das am häufigsten missbrauchte Wort in der modernen Medienwelt. Diesmal jedoch passe es.
Obama, als erster farbiger US-Präsident, sei der lebende Beweis, dass Veränderung möglich ist und die Ideale des amerikanischen Traums noch immer lebendig sind. Das Brillante an der Antrittsrede des neuen Präsidenten sei gewesen, dass der von Obama angekündigte Kurswechsel wie eine Rückkehr zu ursprünglichen Werten und Idealen der Gründerväter der USA klang.
Auch für De Standaard schließlich ist die Vereidigung von Barack Obama geschichtsträchtig. Der neue Mann im Weißen Haus habe das Zeug, einer der besten Präsidenten in der Geschichte der USA zu werden, resümiert die flämische Tageszeitung.