La Libre Belgique meint: Der Enthusiasmus, den der erste schwarze Präsident auslöst, ist ein Zeichen dafür, welchen Misskredit sein Vorgänger angesammelt hat. Nie zuvor hat man mit so viel Erleichterung dem Abgang eines Staatschefs beigewohnt. Bushs Amerika war das Amerika der Attentate vom 11. September, aber auch die Nation von Guantanamo und Abu Ghraib, das Land der sozialen Ungerechtigkeit und der gewaltigen Militärausgaben, die Nation der subprimes und der hohen Ölpreise. Amerika geht es heute schlechter als nach der Amtszeit von Vater Bush.
De Standaard widmet Obama 20 Sonderseiten. In ihrem Kommentar schreibt die Zeitung: Bush stützte sich auf Amerikas militärische Macht. Obama will sie mit Diplomatie kombinieren. Er hat auch mit großem Nachdruck die Praktiken verworfen, die Amerikas moralische Autorität untergraben: Folterung, Abhören, Einsperren ohne Prozess oder illegale Kriegsführung. Doch Obama ist kein Revolutionär. Er will Amerika größer und sozialer machen, doch er schwört dem System des freien Marktes nicht ab. Er wird an erster Stelle den amerikanischen Interessen dienen, doch heute überwiegt die Hoffung, dass ein neues Zeitalter anbricht.
La Derniere Heure bemerkt: Nach acht Jahren der schlimmsten Präsidentschaft der amerikanischen Geschichte ist es nur normal, dass sein Nachfolger alle Hoffnungen auf sich vereint. Die ganze Welt erwartet von ihm, dass er den Weg aus der Depression findet und hofft auf Frieden, Gerechtigkeit und Wohlfahrt. Doch selbst wenn Obama Berge versetzen kann, wird es ihm nicht gelingen, alle Dämonen zu besiegen. Als Präsident der Vereinigten Staaten wird er zuerst Amerika dienen und damit viele in anderen Ländern enttäuschen, die zu stark mit ihm rechnen.
Obama ist Hoffnung
De Tijd unterstreicht: Obama verkündet die Botschaft der Hoffnung und der Veränderung. Millionen Amerikaner zählen auf ihn, um das Land aus dem wirtschaftlichen Morast zu ziehen. Die Herausforderungen sind groß. Es ist viel Geld nötig, um den Finanzsektor zu retten. Es treffen immer noch schlechte Nachrichten ein, der Kampf gegen die Krise ist noch nicht gewonnen.
Unter dem Titel „Es wird zuviel von Obama erwartet“ schreibt Gazet Van Antwerpen: Durch seine Popularität hat Obama mehr Kredit als seine Vorgänger. Doch vielleicht werden seine Wähler deswegen schneller enttäuscht sein. Die Ernüchterung wird folgen. Doch es ist gut, dass die Hoffnung so groß ist. Hoffnung ist ein starker Motor. Die Welt braucht ein starkes Amerika, das an seine Zukunft glaubt. Ein Amerika, das an sich selbst zweifelt, ist für niemanden gut. Obama ist der Präsident, den das Land jetzt braucht.
Het Laatste Nieuws unterstreicht: Der Traum von Martin Luther King verwirklicht sich. Die Bedeutung dieses Ereignisses kann kaum überschätzt werden. Die Gleichheit aller Amerikaner erstreckt sich jetzt auch auf das höchste Amt im Staate. Obama kann keine Wunder vollbringen, aber vielleicht neues Vertrauen geben.
De Morgen findet: Obama muss jetzt die hochgeschraubten Erwartungen erfüllen. Viele haben ihre Hoffnung in ihn gesetzt. Die Veränderung wird ihm schwer fallen. Er muss eine Krise meistern, die die Ausmaße der großen Depression der dreißiger Jahre annimmt. Sie kann nur bezwungen werden, wenn Obama mit dem Rest der Welt ein neues Gleichgewicht findet. Mit Europa, mit dem Nahen Osten und Russland, aber auch mit China, Indien und Brasilien.
L'Echo behauptet: Obama hat drei Trumpfkarten, nämlich die große Unterstützung in seinem Land und in der Welt, eine professionelle Regierung und eine beeindruckende Begabung für Entdramatisierung und Sammlung.
Le Soir notiert: Bisher hat der neue amerikanische Präsident keinerlei Erklärung über das Problem der Palästinenser abgegeben. Doch Obama hat viele Israelis beunruhigt, indem er in seinem Wahlkampf behauptete, ein Dialog mit dem Iran sei besser als eine Konfrontation. Er muss jetzt Israel überzeugen, dass ein Frieden in seinem eigenen Interesse ist.