„Israel startet totalen Krieg in Gaza“, so die Balkenüberschrift in De Morgen. Die Bodenoffensive habe die Anzahl der Toten unter den Palästinensern in einer Woche auf 520 steigen lassen. Kommentierend bemerkt die Zeitung, dass die internationale Staatengemeinschaft, die Vereinten Nationen und, allen voran, die Europäische Union sich ein Ohnmachtszeugnis ausgestellt hätten.
Als Antwort auf den Einsatz ausufernder militärischer Gewalt, die Israel nun schon während mehr als einer Woche gegen die Palästinenser im Gazastreifen anwendet, komme von der internationalen Gemeinschaft nicht mehr als die Bemerkung, äußerst besorgt zu sein und bestenfalls mit Erschütterung zu reagieren. Selbst die am Wochenende begonnene Bodenoffensive konnte hieran nichts ändern. Zwar habe der UNO-Sicherheitsrat vier Stunden über das Thema debattiert, eine Resolution aber kam wegen mangelnder Übereinstimmung nicht zustande, kommentiert De Morgen.
Während Weltmächte wie Russland und China zwar einen Waffenstillstand wünschten, sich bei der UNO aber hierfür nicht durchsetzen konnten, stünden die Vereinigten Staaten weiter mit geschlossen Augen hinter Israel und gingen mit dem jüdischen Staat durch dick und dünn. Die USA würden wohl auch nach diesem x-ten Militärabenteuer Israels wieder militärische Ausrüstung und Milliarden Dollars bereitstellen. Das Stillschweigen des neuen US-Präsidenten hierzu spreche Bände.
Auch De Standaard macht die Situation in Gaza zum Titelthema. „Israel erwartet lange Offensive“, so der Aufmacher der flämischen Tageszeitung. Die Bodenoffensive habe gestern mindestens 42 Todesopfer gefordert, die meisten von ihnen Zivilisten, so das Blatt. Im Leitartikel fordert auch De Standaard, die militärische Reaktion Israels scharf zu verurteilen. Auch wenn Israel in den vergangenen Jahren vom Gazastreifen aus mit allerlei professionellen oder selbstgebastelten Waffen beschossen wurde, die ein normales Leben im Grenzgebiet so gut wie unmöglich machten, könne dies nicht bedeuten, dass die ungemein große Brutalität der militärischen Reaktion Israels hierauf nicht zu verurteilen ist.
Natürlich sei die Verantwortung hierfür sowohl bei der Hamas-Bewegung als auch bei Israel zu suchen. Allerdings, so kommentiert De Standaard, würde der Krieg, den Israel jetzt entfesselt habe, einen Frieden in der Region nicht näher bringen. Israel täusche sich überdies bei der Vorstellung, die Hamas, die eine breite Unterstützung der Bevölkerung genießt, militärisch schlagen zu können.
„Die Hölle in Gaza“ - mit diesem Titel macht Le Soir heute auf. Die Berichte aus dem Gazastreifen würden trotz der Dementis Israels inzwischen davon zeugen, dass das Leben der gut anderthalb Millionen Bewohner dieses winzigen Territoriums unerträglich geworden ist.
Im Leitartikel geht die die Brüsseler Tageszeitung auf den Zynismus ein, den Israel nach Angaben des Autors an den Tag lege. Zynisch wäre, wie Israel zu behaupten, dass in Gaza keine humanitäre Krise stattfinde. Zynisch sei es aber auch, wenn Ägypten seine Grenze mit dem Gazastreifen schließe und so dieses Palästinensergebiet zur Falle werden lasse.
Damit nicht genug, auch die tschechische Ratspräsidentschaft lege Zynismus an den Tag, wenn sie die am Wochenende begonnene Bodenoffensive Israels als defensiv beschreibe. Israel werfe derweil Flugblätter über Gaza ab, auf denen die Bewohner aufgefordert werden, gefährliche Zonen zu verlassen und Schutz zu suchen, obwohl keinerlei Schutz- oder Fluchtmöglichkeiten dort bestehen. Zynismus bis zur Übelkeit, so das Fazit im Leitartikel von Le Soir.
Auch für La Libre Belgique dreht sich die infernale Spirale im Gazastreifen weiter. Die Internationale Gemeinschaft erscheine machtlos, wenn es darum gehe, der Gewalt ein Ende zu bereiten. Wer auf ein rasches Ende des Konfliktes durch diplomatische Vermittlung gehofft hatte, müsse in doppelter Hinsicht seine Hoffnung begraben.
Zum einen wegen der am Wochenende begonnenen Bodenoffensive und zum anderen wegen der Haltung der USA. Die Vereinigten Staaten, für einige Tage noch die von George W. Bush, werden auch nach der Machtübernahme von Barack Obama, so kommentiert La Libre Belgique, wohl keinen Finger krumm machen, um Israel daran zu hindern, sein Ziel, nämlich das Ausschalten des militärische Apparates der Hamas, zu erreichen.
Gazet Van Antwerpen bricht die Thematik auf die regionale Ebene herunter. Aufmachertitel hier: „Kein Gaza-Krieg in Antwerpen“. Personen, die den Konflikt in Antwerpen austragen wollten, müssten in der Scheldestadt auf ein hartes und repressives Auftreten der Polizei gefasst sein. Dies erklärte Antwerpens Bürgermeister Janssens gestern Abend nach Bekanntwerden eines gescheiterten Brandanschlags auf die Wohnung einer jüdischen Familie.
Nach der versuchten Brandstiftung, so schreibt auch Het Laatste Nieuws, bei der Unbekannte Benzin in den Briefkasten der Wohnung im Antwerpener Stadtteil Borgerhout gossen, verstärke die Polizei dort ihre Präsenz und gehe vermehrt auf Streife. In den letzten Tagen waren bei der jüdischen Gemeinde in Antwerpen ein gutes Dutzend Todesdrohungen aus islamistischen Kreisen eingegangen, so Het Laatste Nieuws.