Gazet Van Antwerpen stellt fest: Van Rompuy machte einen sehr sicheren Eindruck in seiner Antwort auf die scharfe Kritik der Opposition. Der Regierungschef war nicht angeschlagen. Nichts deutete darauf hin, dass dieser Mann gegen seinen Willen Premierminister wurde. Im Gegenteil, er sprach als habe er jahrelang nichts anderes getan. Der Stilbruch mit seinem Vorgänger war auffallend. Die Mehrheit fand großes Gefallen an seinem Auftreten. Er erhielt tosenden Applaus, wie es ihn in der Kammer schon lange nicht mehr gab.
De Morgen schreibt: Man hätte fast glauben können, Van Rompuy sei bei seinem Vorgänger Verhofstadt in die Lehre gegangen. Es machte ihm Spaß, die Opposition umzuwerfen. Er holte einige große Begriffe aus der Schublade, er sprach mit der notwendigen Bravour und großen Gesten und verwies mehrmals nach Europa. Seine Rede war Ausdruck seiner Überzeugung.
Endlich wieder ein Premierminister
Le Soir meint: Belgien hat wieder einen echten Premierminister. Das Parlament spendete ihm nach einer überzeugenden Replik einen langen Applaus. Van Rompuy ist im ersten Anlauf gelungen, was Leterme monatelang vergeblich versuchte, nämlich sich als Premier zu profilieren. Wenn Van Rompuy in der Kammer die Frage der Opposition beantwortet, fällt auf, dass er sein Amt ausfüllt und dass man ihm zuhört.
La Libre Belgique findet: Mit Van Rompuy hat man das Gefühl, dass ein solider Steuermann an Bord gegangen ist. Er übt die Regierungsarbeit diskret aus, hat große Aktenkenntnis und entwickelt eine Regierungsmethode, die anspruchsvoll und effizient ist und Resultate erbringen wird. Das Land könnte dadurch endlich wieder eine echte Regierung erhalten.
Auch Het Laatste Nieuws ist voll des Lobes. Wir haben jetzt einen Premierminister einer ganz anderen Art, der in der Lage ist seine Gegner mit einem subtilen Vergleich viel härter zu treffen als alle Schreihälse zusammen. Es ist ein Mann von Kultur, der die Kunst der Metaphern und der Aphorismen beherrscht, alle Klassiker zitieren kann, und der schon weiß, was seine Gegner planen, während sie ihren Plan noch überdenken. Dieser Regierungschef weiß seit dem ersten Augenblick in seinem Amt, wie er die Probleme anpacken will.
Kein zweites 2008
Das Grenz-Echo kommentiert: Die Regierung kann das Vertrauen nur herstellen, indem sie tatkräftig zupackt und für die nötige politische Stabilität sorgt. Das Mindestpensum für die kommenden Wochen ist die Bewältigung der Wirtschaftskrise, das Tarifabkommen im Privatsektor, der Staatshaushalt und der Gemeinschaftsdialog über die Staatsreform. Wenn sie das nicht schafft, hat die Regierung Van Rompuy keine Daseinsberechtigung. Belgien kann sich kein zweites 2008 leisten.
Die Kritik der Opposition bei der Debatte im Parlament spitzte sich auf den geplanten Untersuchungsausschuss über den Verkauf der Fortis-Bank an BNP Paribas zu.
De Tijd erklärt: Die Opposition übt Kritik an den Plänen, an erster Stelle einen Bericht einer Expertengruppe über eine eventuelle Einmischung der Regierung in die Gerichtsverfahren über den Fortis-Verkauf abzuwarten. Diese Kritik ist nicht gerechtfertigt, weil der Untersuchungsausschuss auf der Grundlage eines solchen Berichts immer noch die Möglichkeit hat, Zeugen anzuhören.
Spezialisten behaupten schon seit Jahren, dass ein gut belegter Expertenbericht eine absolute Vorbedingung für einen guten Untersuchungsausschuss ist. Die Bevölkerung hat ein Recht auf die Wahrheit. Hat der Mann mit 800.000 Stimmen ihr Vertrauen missbraucht? Hat nur die CD&V falsch gehandelt? Hoffentlich bringt die Untersuchung die Wahrheit ans Licht.