Vers l'Avenir zeichnet ein Porträt des künftigen Regierungschefs. Seit mehr als 20 Jahren war er hinter den Kulissen der Macht tätig. Er war einer der Architekten des belgischen Föderalstaates. Er kennt die alten und neuen Politiker. Er ist ein harter Arbeiter, weise, diskret, und er ist ein Staatsmann, wie man sie in Belgien nicht mehr findet.
La Libre Belgique unterstreicht: Van Rompuy hat den Auftrag angenommen, obschon er große Bedenken hatte. Seine Partei hat starken Druck auf ihn ausgeübt. Er muss noch einige Details regeln, ehe er Premierminister werden kann. Die flämischen Liberalen wollen von ihm das Amt des Kammervorsitzenden übernehmen. Die Koalition muss sich darauf einigen, wie der interinstitutionelle Dialog weitergeführt wird und den Auftrag für den parlamentarischen Untersuchungsausschuss über den Fortis-Verkauf umschreiben.
Het Nieuwsblad behauptet: Es war schließlich der König, der Van Rompuy überzeugen konnte. Hätte er abgelehnt, wäre das zu einem Drama für die CD&V geworden. Es gibt genügend Gründe, um weiter zu regieren. Die Parteien wollen auf keinen Fall die Wähler in diesen Krisenzeiten die Karten neu verteilen lassen. Das föderale Regierungsschiff bleibt ein Wrack.
Le Soir meint: Die flämischen Liberalen wollten Dehaene nicht. Van Rompuy war für die CD&V der einzige Ausweg. Das allgemeine Interesse, dem Land eine neue Krise zu ersparen und das Interesse seiner Partei haben Van Rompuy umgestimmt. Das Amt bleibt ein gefährliches Geschenk. Er braucht viel Talent, um dieser zerstrittenen Regierung wieder Vertrauen und Zusammenhalt zu geben.
Mission impossible: Ein unmöglicher Auftrag
Het Belang van Limburg schreibt: Van Rompuy steht vor einem unmöglichen Auftrag. Die Regionalwahlen werfen schon ihre Schatten voraus. Die Staatsreform kommt nicht weiter. Van Rompuy hat den Ruf eines Staatsmannes. Das Amt des Premierministers kann diesem Ruf Schaden zufügen.
De Morgen fügt hinzu: Die Art und Weise, wie Van Rompuy sein Amt ausüben wird, ist entscheidend für die Zukunft der flämischen Christdemokratie. Wenn er als Premierminister ein politischer Führer ist, kann seine Partei davon profitieren. Es muss sich noch heraus stellen, ob er eine solide Regierung bilden kann, der es gelingt, das Land von dem Debakel der Leterme-Regierung zu erlösen.
Gazet van Antwerpen warnt: Selbst ein Denkmal wie Van Rompuy läuft die Gefahr, in einigen Monaten gestürzt zu werden. Viel wird davon abhängen, wie die Koalitionspartner mit ihm umgehen. Er weiß, wie hart es in Ministerratsitzungen zugeht. Doch vor allem verfügt er über gute Kontakte in der anderen Gemeinschaft. Im Vorfeld der Regionalwahlen wird er sich vor allem gegen parteipolitische Strategien zur Wehr setzen müssen.
Die Rolle der CD&V
La Derniere Heure erklärt: Um ein großer Premierminister zu sein, braucht ein Politiker vor allem Unterstützung durch eine große Partei. Eine solche Partei hat Van Rompuy nicht.
Het Laatste Nieuws gibt zu bedenken: meistens sucht sich ein Premierminister seine Partner, sein Programm und seine Minister aus. Van Rompuy muss die Regierung eines anderen weiterführen, mit zerstrittenen Partnern. Er ist nicht der absolute Führer seiner eigenen Partei. Er hat allerdings den Vorteil, dass alle wissen, dass er sich nicht an sein Amt klammern wird. Das kann ihm Bewegungsfreiheit geben.
De Standaard stellt fest: Es ist schlecht um Belgien bestellt, wenn niemand hier Premierminister werden will. Das Amt ist tatsächlich hoffnungslos. Vor allem, weil die Föderalregierung nicht die Regierung eines Landes ist, sondern von zwei Ländern, die sich gegensätzlich entwickeln und sich über die Aufgaben der Föderalregierung nicht einig sind. Am besten führt Van Rompuy das Tarifabkommen und den Konjunkturplan aus, bringt den Staatshaushalt in Ordnung, managt die Bankenkrise und bezahlt die Pensionen. Den Rest, einschließlich der Staatsreform, überlässt er besser den Gliedstaaten.