Le Soir notiert: Wilfried Martens hat auf zwei Gebieten Fortschritte gemacht. Man will die bisherige Koalition beibehalten und bis 2011 weiter machen. Das ist wenig, aber in dieser Zeit chronischer Unstabilität schon gewaltig. Das Chaos der letzten Tage hat glücklicherweise noch nicht zu einer dramatischen Situation geführt, die bewiesen hätte, dass das Land unregierbar geworden ist.
Vers l'Avenir schreibt: Die meisten großen Parteien plädieren für ein schnelles Ende der politischen Krise und Stabilität. Doch vorgezogene Neuwahlen hätten den Vorteil, das tatsächliche Kräfteverhältnis zwischen den Parteien zu verdeutlichen, von dem das Überleben einer Regierung abhängt. Im regionalpolitischen Wahlkampf wird die Gemeinschaftspolitik erneut die Beziehungen zwischen den Landesteilen vergiften.
Für La Libre Belgique kann Martens bereits eine positive Bilanz vorlegen. Es ist ihm gelungen, die Politiker auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Sie wollen mit der gleichen Koalition und dem gleichen Kräfteverhältnis in der Regierung weiter machen. Sie haben sich sogar darauf geeinigt, bis ans Ende der Legislatur im Jahr 2011 zu gehen. Die flämischen Christdemokraten müssen jetzt noch einen Premierminister finden. Das ist nicht unüberbrückbar, auch wenn diese Partei ihre besten Leute sehr schnell verschleißt.
Wer wird Premierminister?
De Morgen behauptet: Jean-Luc Dehaene hat die meisten Trumpfkarten. Doch um Dehaene durchzusetzen, müsste die CD&V einen hohen Preis bezahlen. Denn die Liberalen, die nur Guy Verhofstadt als Retter des Vaterlands anerkennen, wollen Dehaene nicht. Mithin muss man einen anderen finden, beispielsweise den Kammerpräsidenten Herman Van Rompuy. Wenn er den Auftrag annimmt, wird er in den nächsten Monaten mit seinem Kabinett untergehen. Danach holen die Liberalen Verhofstadt zurück und erzwingen Neuwahlen im Juni.
Für Gazet van Antwerpen sind drei CD&V Kandidaten bereits ausgeschlossen, nämlich Leterme, Vandeurzen und Peeters. Dennoch hat die Partei noch einige Politiker in der Hinterhand, z.B. Inge Vervotte und Marianne Thyssen. Doch auch bei Open VLD und SP.A gibt es noch Politiker, die das Zeug zum Premierminister haben.
Mit der gleichen Problematik befasst sich Het Belang van Limburg: Jean-Luc Dehaene galt schon fast als sicher, doch seitdem die anderen Parteien eine Legislaturregierung wollen, sind seine Chancen geschwunden. Er ist nämlich überzeugt, dass es am besten wäre, alle Wahlen im Juni zusammenzulegen. Van Rompuy ist selbst kein Kandidat. Eine andere Möglichkeit wäre, dass einer der beiden erneut Yves Leterme den Weg bereitet, der in einigen Monaten sein Amt wieder antreten könnte, wenn der Untersuchungsausschuss über Fortis festgestellt hat, dass Leterme keinen Druck auf das Gericht ausgeübt hat. Das Problem ist allerdings, dass niemand ihm noch vertraut.
Het Laatste Nieuws erklärt: Der wahre Grund, weshalb die CD&V keine föderalen Wahlen im Juni abhalten will, ist nicht inhaltlicher Art, sondern Wahltaktik. Die Partei befürchtet, dass man ihr die Rechnung für das Scheitern von Leterme präsentieren wird. Der wahre Grund, weshalb die VLD keine vorgezogenen Neuwahlen will, ist ebenfalls rein wahltaktisch. Die Partei befürchtet, dass die Liste De Decker mehr Stimmen erhält als sie.
Das Interesse des Landes geht vor
La Derniere Heure richtet einen Appell an die Politiker, an das Interesse des Landes zu denken und sich nicht gegenseitig auszuschließen. Es ist Zeit für die echten Prioritäten. Sie dürfen das Land nicht als Geisel nehmen. Sie brauchen politischen Mut und mehr staatsmännischen Geist.
Het Nieuwsblad stellt fest: Nicht jeder ist bereit, seine Verantwortung zu tragen, während das Land in höchster Not ist. Bei Fortis brauchen alle Betroffenen schnell zuverlässige Gesprächspartner, die eine Lösung herbei führen können. Die verworrene politische Situation gibt dem Ausland ein schlechtes Bild von Belgien. Man kann nicht erwarten, dass Unternehmen noch in einem Land investieren, das immer unstabiler erscheint. Auch die Sozialpartner wollen schnell eine Regierung, die die Wirtschaftskrise anpackt. Es ist höchste Zeit, dass die Politiker mit ihren Spielchen aufhören.