"Chaotischer Sturz der Leterme-Regierung", "König am Zug", "Druck in der Fortis-Affäre wurde zu groß", das sind im Grenz-Echo hierzu die Schlagzeilen. "Bye Bye Leterme", titelt La Derniere Heure. "Leterminus", heißt es in Gazet van Antwerpen. "Der Sturz", titelt La Libre Belgique. "Kassationshof zwingt Leterme zum Rücktritt", "Der König hält seine Antwort vorläufig in der Schwebe", erfahren wir in De Tijd auf Seite 1.
"Leterme meldet Konkurs an", titelt De Morgen. Jetzt wird dringend eine Notregierung gesucht, die sich mit Fortis, dem Staatshaushalt und der Wirtschaftskrise befasst, schreibt diese Zeitung. Und Het Laatste Nieuws meldet, "Nach seinem Rücktrittsgesuch beim König gibt er sich nicht geschlagen. Leterme will einfach weiter machen".
Dazu meint Le Soir mit einer Schlagzeile: "Der nächste, aber schnell". Die Leitartiklerin schreibt: In der jetzigen Wirtschaftskrise braucht das Land unbedingt eine Regierung. Diese muss aber auch handlungsfähig sein. Das konnte von der ersten Leterme Regierung nicht behauptet werden, die arbeitete nicht effizient.
Imageschaden durch Regierungskrise
De Tijd analysiert im Kommentar: Die jetzige Regierungskrise schadet dem Image des Landes und dem gemeinschaftspolitischen Frieden. Sie gefährdet den Staatshaushalt und die Rettung von Fortis.
Die Frage ist, wie dieser Müllberg beiseite geschafft werden kann. Auf der Hand liegt jetzt eine Notregierung, die das Problem der Finanz- und Wirtschaftskrise angeht, dann müssen im Juni des nächsten Jahres Neuwahlen stattfinden, in der Hoffnung, dass danach eine stabile föderale Regierung gebildet werden kann.
Het Nieuwsblad sieht auch die Notwendigkeit einer Übergangsregierung, die schnell und tatkräftig die dringendsten Probleme angeht und bei der Bevölkerung wieder Vertrauen schafft.
Allerdings wird hierzu ein anderer Premierminister gebraucht. Yves Leterme fehlt hierzu das Potential. Auch dieser Leitartikler meint, dass eine solche Übergangsregierung im kommenden Juni Neuwahlen organisieren muss.
Warten auf Guy Verhofstadt?
La Derniere Heure kommentiert: Guy Verhofstadt muss wieder antreten. Yves Leterme ist nach seinem Wahlsieg vor 18 Monaten schon viermal gescheitert. Jetzt muss König Albert dafür sorgen, dass dies sein letzter Rücktritt wird.
Unser Land braucht Stabilität und die kann nur ein Mann garantieren: Guy Verhofstadt. Der wird in ganz Europa von seines Gleichen geschätzt und von der Bevölkerung respektiert. Auch in Finanzkreisen ist sein Ruf ausgezeichnet.
De Morgen will diese Regierung möglichst schnell vergessen. Ihr fehlte eine klare Vision und sie konnte sich selbst in den kleinsten Details nie einigen.
Aber auch wenn jetzt die schlechteste Nachkriegsregierung abgetreten ist, die Probleme bleiben die gleichen, wir brauchen jetzt ein Notkabinett, meint der Leitartikler.
Die Frage bleibt, wer diese Übergangsregierung bis zu den Neuwahlen im Juni führen soll. Dies kann nur ein Politiker tun, der seine Kariere schon hinter sich hat. Die ideale Besetzung für diesen Job wäre Jean-Luc Dehaene, meint De Morgen.
Yves Leterme in der Kritik
La Libre Belgique kommentiert, Yves Leterme ist nie ein charismatischer Regierungschef gewesen. Unser Land braucht aber einen Premier mit Ausstrahlung, der das Vertrauen in die Institutionen stärkt.
So einer ist nicht leicht zu finden. Die Zeitung denkt an Dehaene, Verhofstadt, aber auch an Didier Reynders. Eine Übergangsregierung bis zum Juni lehnt La Libre ab.
Auch Het Laatste Nieuws meint: Unser Land braucht einen Premier, der in breiten Kreisen respektiert wird. Das gilt nicht für Yves Leterme.
Gebraucht wird ein vertrauenswürdiger Premier, der etwas vom Regieren versteht, zur Not auch an der Spitze einer Notregierung. Unser Land kann es sich in der aktuellen Krise nicht leisten, nicht regiert zu werden, so Het Laatste Nieuws.
Auch De Standaard wagt sich im Leitartikel an eine Diagnose der vergangenen 18 Monate. Schuld am Scheitern dieser Regierung ist nicht nur Yves Leterme, sondern die gesamte politische Klasse.
Die Regierungskoalition war von Anfang an auf Sand gebaut. Die verschiedenen Parteien taten alles, um sich gegenseitig zu schaden.
Allerdings springt ins Auge, dass diese Regierung nicht an internen Meinungsverschiedenheiten scheitert, sondern an einem Konflikt zwischen Politik und Justiz.