La Libre Belgique bezeichnet Yves Leterme auf ihrer Titelseite als Gesetzlosen. In einem besonders scharfen Kommentar heißt es, Leterme ist verantwortungslos und unfähig. Er muss gehen. Die Regierung kann bleiben. Leterme kann durch einen anderen ersetzt werden, der zuverlässiger ist und ein Vertrauensklima schaffen kann, das seit Monaten fehlt.
Die gleiche Meinung vertritt Gazet van Antwerpen. Was in den letzten Tagen geschah, verstößt gegen den Rechtsstaat. Minister, die versuchen, Richter zu beeinflussen und die Folgen ihrer Tat nicht tragen wollen, das schürt die Anti-Politik. Leterme hätte sofort die Konsequenzen ziehen müssen, als er von den Telefongesprächen mit den Richtern hörte. Doch er machte weiter und lieferte ein geschmackloses Spektakel, das nichts mehr mit seinem Wahlversprechen zu tun hat.
Ruhmloser Untergang
De Tijd spricht vom spektakulären Untergang von Yves Leterme, der vor anderthalb Jahren noch 800.000 Vorzugsstimmen erhielt. Jetzt kämpft er, selbst nach einer Beschuldigung durch den Kassationshof, wie ein Teufel im Weihwasserfass, um jeglicher Verantwortung zu entgehen. Niemand vertraut ihm noch.
De Standaard meint: Leterme erlebt ein großes persönliches Drama. Er hat kein Gemeinschaftsabkommen geschafft, keinen gesunden Staatshaushalt, er hat kein Kartell mehr, keine starke Partei, er hat die größte Bank des Landes nicht retten können und hat keine Gesundheit mehr. Er geht ruhmlos und verbittert unter. Doch das Drama für Belgien und seine Bürger ist noch viel größer. Das Land hat mitten in der größten Krise der letzten 100 Jahre keinen Steuermann.
Het Belang van Limburg behauptet, Leterme wurde das Opfer seines eigenen Machtstrebens. Wenn er noch Ehrgefühl hat, muss er zurücktreten. Doch gestern tat er das nicht. Will er andere in seinem Sturz mitreißen, oder versucht er wieder anderen den schwarzen Peter zuzuschieben? Eines Tages kommt die Wahrheit doch ans Licht und dann gibt es kein Entkommen mehr.
Auch Het Nieuwsblad erklärt: Leterme bleibt nur noch ein ruhmloser Abgang. Seine großen Versprechen hat er nicht eingehalten. Es gibt keine Staatsreform, der Staatshaushalt hat ein großes Defizit, und seine Regierung schleppt sich von Krise zu Krise. In diesen Zeiten unsicherer Konjunktur braucht das Land eine tatkräftige Regierung. Die gibt es nicht unter einem Premierminister, der sogar in seiner eigenen Partei keine Unterstützung mehr besitzt.
Totales Chaos
Für Le Soir ist Leterme verantwortlich für ein totales Chaos. Er hinterlässt den Eindruck, dass er nur eine Politik kennt, nämlich die der verbrannten Erde. Der Druck der Regierung auf die Justiz ist eine Beleidigung der Demokratie und führt zu einer absoluten Verwirrung. Der Premierminister muss die Verantwortung übernehmen und einer anderen Regierung eine Chance geben.
L'Echo findet: Wenn Leterme Harakiri verüben wollte, hätte er sich besser einen andern Augenblick ausgesucht. War es wirklich nötig, dass ein politischer Skandal einen der Grundwerte der belgischen Demokratie beschädigt? Wie kann man nur so unbewusst handeln.
Het Laatste Nieuws schreibt unter dem Titel „Es ist Zeit, zu gehen“: Leterme degradiert Belgien zu einer Pseudo-Demokratie wie Weißrussland, in der das Parlament im Dienst des großen Führers steht. Die Fundamente des Rechtsstaats stehen auf dem Spiel. Ein Premier ist nicht nur ein Politiker, sondern auch die höchste moralische Autorität. Leterme hält das Land in einem parteipolitischen Spiel gegensätzlicher persönlicher Interessen gefangen. Gestern hat er die Grenzen überschritten.
De Morgen stellt fest: Leterme will nicht alleine gehen. Selbst diesen letzten Dienst will er dem Land nicht erweisen. Der schlechteste Nachkriegspremierminister ist politisch tot.