"Das totale Schneechaos", schreibt La Dernière Heure. "Nichts geht mehr", meint Het Laatste Nieuws und titelt: "Belgien wie eingeschneit". Auf den Straßen gab es am Dienstag Morgen mehr als 1.600 Kilometer Stau: ein absoluter Rekord. Auch bei der Bahn ging nichts mehr.
In und um Brüssel brach der Zugverkehr zeitweise komplett zusammen, wie De Morgen auf Seite eins berichtet. Jeder zweite Belgier kam zu spät zur Arbeit. Die Zeitung versucht Erklärungen zu geben, warum das Chaos gestern so groß ausgefallen ist. Schneefall während des Berufsverkehrs sorgt immer für Probleme, so das Blatt. Der kräftige Wind und die Minusgrade haben die Arbeit der Winterdienste erschwert. Außerdem sind zu viele Autofahrer in Belgien ohne Winterreifen unterwegs.
In der Nähe von Brügge kam ein Autofahrer ums Leben, als er mit seinem Wagen ins Schleudern geriet und gegen einen Streuwagen knallte. In Hasselt hat die Polizei einen vollen Reisebus mit Kindern gestoppt. Der Fahrer war mit 100 km/h unterwegs, obwohl auf der Autobahn wegen der schlechten Verhältnisse nur 70 km/h zugelassen waren.
"Schnee im März ist keine höhere Gewalt"
Gazet Van Antwerpen bemerkt: Zugegeben, der Zeitpunkt für den erneuten Wintereinbruch war vielleicht ungewöhnlich, aber 15 Zentimeter Neuschnee im März, sind keine Seltenheit und da kann man nicht von höherer Gewalt sprechen. Belgien liegt nicht im Süden. Seit jeher wissen wir, dass der Winter im November beginnt und irgendwann Ende März endet. Wir sollten besser darauf vorbereitet sein.
Het Laatste Nieuws fordert ein Fahrverbot für Lastwagen an solchen Tagen - ähnlich wie in Frankreich. Oftmals verursachen festgefahrene und querstehende LKW lange Staus. La Dernière Heure äußert sich ähnlich: Auch wenn ein Fahrverbot Unternehmer und Spediteure hart trifft, die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer sollte immer Vorrang haben.
"Bahn muss vernünftige Alternative sein"
Het Nieuwsblad kann den totalen Ausfall bei der SNCB nicht nachvollziehen und spricht von der größten Panne der letzten 15 Jahre bei der Bahn. Knackpunkt war einmal mehr das Nadelöhr des belgischen Schienennetzes: die Nord-Süd-Verbindung in Brüssel. Kommt es auf der überbelasteten Strecke zu Problemen, drohen heftige Auswirkungen auf das ganze Land. Das Schlimmste, so die Zeitung, ist die fehlende Information für die Reisenden, die stundenlang auf den Bahnsteigen standen und deren Frust mehr als nachvollziehbar ist. Mal wieder schieben sich Eisenbahngesellschaft SNCB und Schienennetzbetreiber Infrabel gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Das darf nicht mehr passieren. Die Bahn muss eine zuverlässige Alternative für die Autofahrer im staugeplagten Belgien sein.
La Libre Belgique hält fest: Gegen gewisse Naturphänomene scheinen wir Menschen machtlos zu sein und es fällt uns schwer, das zu akzeptieren. Vor allem in einer postmodernen Gesellschaft, in der die Wirtschaft rund um die Uhr funktioniert und das Straßennetz jederzeit zur Verfügung stehen muss.
Het Belang Van Limburg bemerkt: Auf verschiedenen Ebenen kommen heute Krisenstäbe zusammen, um Lehren aus dem Schneechaos von gestern zu ziehen.
"Philippe kein schlechter König"
Le Soir macht mit einer Exklusiv-Umfrage auf. Demnach ist rund die Hälfte der Belgier dafür, dass König Albert abdankt und Platz für seinen Sohn macht. Das Staatsoberhaupt wird im kommenden Jahr 80 Jahre alt. Noch vor drei Jahren war die übergroße Mehrheit dagegen, dass der König seine Amtsgeschäfte abgibt. Laut der Umfrage glaubt außerdem mehr als die Hälfte der Belgier, dass Thronfolger Philippe ein guter König wäre. Das Erstaunliche, so das Blatt: Diese Meinung teilen auch 48 Prozent der Flamen. Die Zeitung meint: Es gibt zwei Gründe für diese Entwicklung. Zum einen besteht keine akute Gefahr mehr, dass Belgien plötzlich auseinander bricht, zum anderen dürften Königin Beatrix in den Niederlanden und der ehemalige Papst, Benedikt XVI., eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben. Beide haben ihren Platz für Jüngere geräumt.
Ein Jahr danach…
Ähnlich wie fast alle Zeitungen blickt De Standaard auf das schwere Busunglück heute vor genau einem Jahr in der Schweiz zurück. Im Mittelpunkt stehen Trauer und Erinnerung. 28 Menschen, darunter 22 Kinder, waren bei dem Unfall ums Leben gekommen. Eltern kommen zu Wort, aber auch einige der 24 Kinder, die gerettet werden konnten und die Katastrophe im Autobahntunnel überlebt haben. Experten meinen, dass es noch Jahre dauern wird, ehe sie das Trauma verarbeitet haben. Es gibt aber auch Kritik, weil einige Eltern der getöteten Schüler die Namen der beiden Busfahrer vom Gedenkstein im Skiort Saint-Luc haben entfernen lassen. Sie werfen dem Chauffeur vor, Selbstmord begangen zu haben. De Morgen kann die Wut und Trauer dieser Eltern nachvollziehen, allerdings nicht gutheißen. Möglicherweise wird man nie klaren können, was zum Unfall geführt hat. Auch wenn es schwer fällt: Den einen Schuldigen gibt es vielleicht gar nicht.
Bild: Yorick Jansens (belga)