Pläne zur Stimulation der Wirtschaft
Le Soir titelt hierzu auf Seite 1: „Alle Mittel sind gut, um die Wirtschaft zu beleben“. 2009 werde durch die Rezession gekennzeichnet. Überall werde deshalb mobil gemacht. Die Europäische Zentralbank senke ihre Leitzinsen um 0,75%, und das sei spektakulär. Ein Zinsschritt in diesem Umfang sei außergewöhnlich. Der wichtigste Leitzins der EZB in Frankfurt liege jetzt bei 2,5%, nachdem er im Oktober noch 4,25% betragen hatte.
„Und in Belgien?“ fragt Le Soir. Hierzulande mache die föderalstaatliche Struktur und Architektur die Bemühungen zu einem komplexen Unterfangen. Dennoch gebe es gleich mehrere Pläne, um der Wirtschaft hierzulande nächstes Jahr unter die Arme zu greifen. Auf den unterschiedlichen Ebenen werde alles daran gesetzt, Konjunkturpläne auf den Weg zu bringen. Flandern mache 840 Millionen Euro hierfür locker. Die Wallonie wolle ihr Vorgehen heute Nachmittag erläutern.
Auf der föderalen Ebene will man vor allem die Baubranche stimulieren. Es sollen neue Gefängnisse entstehen. Doch auch bei der belgischen Bahn oder dem Liegenschaftsamt, der Régie des Bâtiments, sollen Bauvorhaben mit staatlichen Finanzmitteln vorangetrieben werden. Allerdings warte die Regierung Leterme mit der Vorlage ihres Konjunkturplans, bis dessen Kosten geklärt und das derzeit verhandelte Tarifabkommen für die Privatwirtschaft abgeschlossen seien.
Prognose: Rezession
Auch De Standaard macht die Wirtschaftskrise zum Aufmacherthema. Belgiens Konjunktur werde dem Niedergang, der anderswo in Europa und in den Vereinigten Staaten bereits eingesetzt hat, nicht mehr lange entkommen können. Nach Angaben der flämischen KBC Bank sei zu 80% davon auszugehen, dass Belgien im kommenden Jahr mit einer Rezession konfrontiert wird.
De Standaard skizziert folgendes Szenario: Die Wirtschaft schrumpft nächstes Jahr um 0,5%. Die Staatsschuld wächst um 1,2%. Es werden 45.000 neue Erwerbslose zu verzeichnen sein, wodurch die Arbeitslosenrate von 10,1 auf 11% steige. Wenn Belgien derzeit noch eine Ausnahme sei, weil die Wirtschaft hierzulande dieses Jahr ein Wachstum von 1,4% verzeichnete, dann sei dies nächstes Jahr vorbei. Solche Konjunkturdaten, von denen Nachbarländer in der Eurozone schon jetzt nur träumen könnten, würden 2009 ebenfalls der Vergangenheit angehören.
Europäische Zentralbank senkt Leitzins drastisch
Auch die Wirtschaftszeitungen De Tijd und L'Echo haben die Maßnahmen gegen die Wirtschaftskrise auf der Titelseite. L'Echo titelt „EZB setzt sich voll im Kampf gegen die Rezession ein“. Jean-Claude Trichet, der französische Chef der Europäischen Zentralbank, rufe die Mitgliedsstaaten derweil zur raschen Umsetzung der einzelnen nationalen Hilfsmaßnahmen für die Banken auf. Die EU-Staaten hätten mit ihrem Mitte Oktober verabschiedeten Aktionsplan gegen die Finanzkrise Maßnahmen beschlossen, die Rekapitalisierungen von Finanzinstituten vorsehen, die aber nach Angaben der EZB noch auf ihre Umsetzung warten.
De Tijd titelt „Europa dreht kräftig an der Zinsschraube“. Gleich drei europäische Notenbanken hätten gestern weit reichende Zinssenkungen angekündigt. Neben der Bank of England und der schwedischen Notenbank habe auch die Europäische Zentralbank in Frankfurt ihren wichtigsten Leitzins mit dem kräftigsten Zinsschritt seit der Einführung des Euro deutlich abgesenkt. Dieser drastische Eingriff von Notenbanken unterstreiche, dass die Wirtschaft in Europa auf eine schwere Rezession zusteuert. Für die EZB schrumpfe die Wirtschaft nächstes Jahr um 0,5% und gehe die Inflationsrate auf 1,4% zurück.
Auch De Morgen macht mit den günstigeren Bedingungen für Darlehen heute auf. Die flämische Tageszeitung bemerkt hierzu, dass - obwohl die Zinssenkungen deutlich höher liegen als die Wirtschaftsexperten erwartet hatten - die Börsen doch leicht enttäuscht reagierten. Einige Händler an den Finanzplätzen hatten darauf gesetzt, dass EZB-Chef Trichet nicht drei Viertel sondern einen ganzen Prozentpunkt als Senkung für die wichtigsten Leitzinsen ankündigt. Viele Analysten sind der Überzeugung, dass der Leitzins der EZB im kommenden Jahr von jetzt 2,5% wegen des Konjunktureinbruchs auf dann 1,5% sinken müsste.
Wieder mehr Raucher in Belgien
La Libre Belgique macht mit einem ganz anderen Thema auf: Die Zeitung berichtet auf Seite 1 über die zunehmende Zahl von Rauchern in Belgien. Erstmals seit sechs Jahren waren nämlich wieder mehr Menschen dem blauen Dunst zugetan. Zwischen 2007 und 2008 stieg die Zahl der Raucher um drei Prozent auf jetzt dreißig Prozent. Den Grund erkennt das Blatt möglicherweise im Fehlen neuer Initiativen wie etwa einer Verteuerung der Zigaretten oder eines generellen Rauchverbotes im öffentlichen Raum.
Auch Het Nieuwsblad macht mit dem Thema heute auf und stellt überdies fest, dass vor allem in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen die Zahl der Raucher zugenommen hat, und dass unter Erwerbslosen die höchste Zahl von Personen auszumachen ist, die täglich zum Glimmstängel greifen.