Standard Lüttich überzeugt im Europacup
„Forza Standard“ titelt heute Vers L'Avenir. La Derniere Heure meint gar auf Seite 1: “Belgien ist stolz auf diese wundervolle Mannschaft.“ Standard Lüttich hat gestern Sampdoria Genua mit 3:0 besiegt. Damit hat der amtierende belgische Meister schon jetzt das Sechzehntelfinale des UEFA-Cups erreicht.
Auch viele flämische Zeitungen berichten in großer Aufmachung über den beeindruckenden Sieg von Standard Lüttich über die favorisierten Italiener.
Wirtschaftskrise: Belgier sparen an Weihnachtsgeschenken
Die wirtschaftliche Lage sieht bekanntlich nicht so rosig aus: Drei von vier Belgiern werden in diesem Jahr weniger Geld für Weihnachtsgeschenke ausgeben, wissen etwa Le Soir und L'Echo zu berichten.
Insgesamt werde das Weihnachtsbudget der belgischen Haushalte um etwa vier Prozent schrumpfen. Die Belgier gehören damit zu den Pessimisten in Europa.
Das bedeutet aber nicht unbedingt, dass weniger Geschenke auf den Gabentisch kommen, bemerken beide Blätter. Vielmehr haben sich die Belgier vorgenommen, verstärkt nach Sonderangeboten Ausschau zu halten und das Nützliche dem Überflüssigen vorzuziehen.
Keine EU-Schutztruppe für den Kongo
All das sind allerdings Luxusprobleme, wenn man die Lage der Menschen im Osten der Demokratischen Republik Kongo betrachtet.
Und trotz der dramatischen humanitären Lage in der von Bürgerkrieg geplagten Region wird die EU bis auf weiteres keine Schutztruppe in das Krisengebiet entsenden. „Die EU Friedenstruppe für den Kongo stirbt einen stillen Tod“, meint dazu De Morgen.
Die Mitgliedsstaaten erteilten einer entsprechenden Anfrage von Belgien und Frankreich eine Absage. Kommentierend meint dazu De Standaard, der heute übrigens 90 Jahre alt wird: In der EU, vielleicht mit Ausnahme von Belgien, gibt es keinen Druck von der öffentlichen Meinung, sich der Lage der Menschen im Kongo anzunehmen.
Auf der anderen Seite muss man sich aber die Frage stellen, was eine gleichwie geartete Schutztruppe in dem Krisengebiet hätte ausrichten können: Der kongolesische Präsident Kabila werde wohl so schnell nicht zu einem effizienten Staatschef, Ruanda wird auch in absehbarer Zeit nicht die Grenze anerkennen und Rebellenchef Nkunda hat auch nicht vor, kurzfristig mit der Plünderung der Bodenschätze aufzuhören.
Eine Schutztruppe hätte vielleicht einige Menschenleben retten können, das Land aber nicht nachhaltig befriedet. Und das ist eine Tragödie, meint De Standaard.
Die Brüsseler Tageszeitung Le Soir hingegen ist wütend auf die EU-Staaten. Während im Kongo Zivilisten blutrünstigen Warlords ausgeliefert sind, kommt aus Europa das Signal: „Bitte nicht stören!“.
Europa schaut nicht hin, und das ist nicht nur schlimm für den Kongo - auch Europa stellt sich ein Armutszeugnis aus. Wo ist denn das Europa der Werte? Wo ist die Vision? Angesichts der Finanzkrise haben die EU-Regierungen einzig die Wirtschaft im Kopf.
Das allein reicht aber als Mörtel im Hinblick auf die europäische Integration nicht aus. Und im vorliegenden Fall ist das nicht nur tragisch, sondern kriminell, meint Le Soir.
La Libre Belgique bringt ihrerseits Verständnis für die Haltung der Europäer auf. Wenn etwa die UNO-Friedensmission im Kongo gescheitert ist, dann auch, weil die Kriegsparteien nicht vorhaben, Frieden zu schließen.
Für die Brüsseler Tageszeitung ist zuallererst Kongos Präsident Kabila am Zug. Die Regierung in Kinshasa muss den Stier bei den Hörnern packen, eine schlagkräftige Armee aufbauen und zugleich den Willen aufbringen, den Konflikt im Osten des Landes zu beenden.
Präsident Kabila ruft die Internationale Gemeinschaft nämlich nur dann um Hilfe an, wenn er einen Krieg, den er selbst angezettelt hat, wider Erwarten verliert. Die Regierung in Kinshasa muss endlich regieren, statt sich nur auf das Kassieren zu beschränken.
Regierung Leterme kämpft mit außen- und innenpolitischen Problemen
In der innenpolitischen Tagesaktualität heben viele Blätter zunächst den Besuch des Dalai Lama in Brüssel hervor. Das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter wurde gestern von Premierminister Yves Leterme in dessen Amtswohnung empfangen.
Postwendend gab es wütende Reaktionen aus Peking, wo selbst der belgische Botschafter einbestellt wurde. La Libre Belgique widmet dem Besuch des Dalai Lama ihre Titelseite und bringt außerdem ein Exklusivinterview mit dem Mönch.
Unterdessen braut sich über der Regierung Leterme wieder ein Unwetter zusammen. Der zwischengemeinschaftliche Dialog steht wegen der Affäre um die drei Bürgermeister auf der Kippe.
Wenn es nicht bald konkrete Resultate in Sachen Staatsreform gibt, dann droht der flämische Ministerpräsident Peeters damit, die Föderalregierung zu stürzen, bemerken dazu insbesondere Gazet Van Antwerpen und Het Belang Van Limburg.
Das allerdings wäre unverantwortlich, notiert das Börsenblatt De Tijd in seinem Kommentar. Es ist fast nicht zu glauben, dass wieder ein gemeinschaftspolitischer Sturm aufzieht, während ein wirtschaftlicher Orkan bereits unseren Wohlstand bedroht.