Für Le Soir war das „das Ende des Kapitalismus’ unserer Väter“. Nach dem spektakulären Rücktritt von Maurice Lippens, der Entmachtung von Philippe Bodson und der Niederlage von Etienne Davignon wurden einige der größten Vertreter des belgischen Kapitalismus bestraft, die seit Jahrzehnten im Vordergrund standen. Man weiß noch nicht, wer ihre Nachfolge antreten soll.
La Libre Belgique unterstreicht: Die Aktionärsversammlung beschimpfte die Verwaltungsratsmitglieder als Diebe und Betrüger. Viele von ihnen haben viel Geld und manchmal alle ihre Ersparnisse verloren. Bleibt abzuwarten, ob die Ereignisse von gestern eine Wende bedeuten. Die Aktionäre haben nämlich auch gezeigt, dass sie das Verhalten einiger Führungskräfte der Wirtschaft ablehnen. Es ist höchste Zeit, dass die Manager das begreifen.
Für La Derniere Heure ist die Fortis-Affäre noch nicht zu Ende. Viele Fragen über die Zukunft der Institution sind unbeantwortet. Der Verkauf an BNP ist noch nicht ganz abgeschlossen, und es fehlt an konkreten Projekten.
De Standaard erklärt: Durch ihren Größenwahn und ihre Arroganz haben die Fortis-Manager ihre Bank zugrunde gerichtet. Doch hoffentlich betreiben die kleinen Aktionäre jetzt auch Gewissenserforschung. Schließlich haben sie selbst vor einem guten Jahr die gefährliche Übernahme von ABN Amro mit überwältigender Mehrheit gutgeheißen. Es gab kaum kritische Fragen und Bedenken. Wenn die Anleger aus dem Fortis-Drama die Lehre ziehen, dass sie nicht nur in schlechten, sondern auch in guten Zeiten als Aktionäre eine kritische Rolle spielen müssen, hätte das ganze noch eine gute Seite.
Etienne Davignon abgewählt
Het Belang Van Limburg meint: Etienne Davignon bezahlte gestern die Rechnung. Er machte Karriere als Diplomat, Politiker und Finanzmann und erlitt bei Fortis eine persönliche Niederlage. Fortis, Lippens Davignon sind für viele die überholten Repräsentanten des belgischen Establishments. Fortis hätte Davignon niemals als Kandidaten für den Vorsitz aufstellen dürfen. Dass es doch geschah, ist ein weiterer Beweis dafür, wie weltfremd die Fortis-Führung ist.
Het Nieuwsblad sieht darin die Rache des kleinen Mannes. Für Davignon wurde das Ende seiner Karriere zu einer Blamage. Doch die kleinen Aktionäre haben noch nicht gewonnen. Der Verkauf der wichtigsten Bestandteile von Fortis an BNP Paribas ist nicht mehr rückgängig zu machen.
De Morgen schreibt: Davignon verteidigte bereits bei der Unabhängigkeit des Kongo die belgischen Interessen. Er ist das Symbol des alten Belgiens. Sowohl in Utrecht als auch in Brüssel verweigerte mehr als 49% des Fortis-Kapitals ihm die Unterstützung. Auch wenn die Fortis-Holding nicht mehr viel wert ist, konnten Davignon und Lippens diesen Kampf nicht mehr gewinnen. Es ist der tiefe Fall der belgischen Hochfinanz.
Gazet Van Antwerpen ist deutlich: Es ist gut, dass Davignon es nicht schaffte. Er ist 76, und bei Fortis muss man eigentlich mit 70 gehen. Davignon ist auch ein guter Freund von Maurice Lippens. Davignon hat viele Bekanntschaften, doch sie spielen keine Rolle mehr, denn das Schicksal von Fortis wird jetzt von der Entwicklung einer Reihe ausländischer Versicherungsgesellschaften und der Finanzmärkte bestimmt.
Het Laatste Nieuws findet: Davignon hätte als Verwaltungsratvorsitzender noch das Beste aus den Fortis-Überresten gemacht. Wenn jemand das Vertrauen wieder herstellen kann, dann er. Doch alle anderen, die den Bankversicherer zugrunde richteten und Milliarden in den Sand setzten, hätten schon vor Monaten zurücktreten müssen. Hoffentlich haben sie das endlich verstanden.
Die Börsenzeitung L'Echo bedauert, dass einige Aktionäre sich ungehörig verhalten haben. Ihre Angriffe auf Davignon trafen die falsche Person. Er ist seit 2004 nicht mehr im Fortis-Verwaltungsrat. Er war ein großer Staatsmann, ein vorbildlicher Europäer, der Retter der Stahlindustrie und ein außergewöhnlicher Diplomat. Gestern zeigte er noch Mut und Beherztheit.