Het Laatste Nieuws stellt fest: Die niederländischen Fortis-Aktionäre haben gestern nur drei der fünf von Fortis vorgeschlagenen Kandidaten für den Verwaltungsrat akzeptiert. Das reicht aus, um einen neuen kleinen Verwaltungsrat zu bilden. Heute müssen die belgischen Aktionäre ebenfalls entscheiden. Sie können den vorläufigen Mini-Verwaltungsrat noch ablehnen. Dann bleibt der alte noch an der Macht und es besteht die Gefahr, dass die Fortis-Holding noch Monate in Unsicherheit verkehrt.
L'Echo notiert: Fortis war vor gut zwei Monaten noch ein Bankversicherer. Heute ist es weder eine Bank noch ein Versicherer, sondern eine Holding mit schlecht identifizierten Guthaben. Diese Holding hat auch keine Führung mehr. Bei einer neuen Zusammenkunft am 19. Dezember könnten die Teilhaber theoretisch den Laden dicht machen.
Unter der Führung von Etienne Davignon
Le Soir schreibt: Etienne Davignon, der von der alten Fortis-Direktion für das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden vorgeschlagen wurde, erhielt knapp 51 % der Stimmen. Der 76-jährige langjährige Freund von Maurice Lippens erhielt die Unterstützung des chinesischen Teilhabers Ping An, der 5 % der Fortis-Aktien besitzt. Doch es ist nicht ausgeschlossen, dass Davignon heute der Abstimmung in Brüssel zum Opfer fällt.
De Tijd meint dazu: Selbst wenn eine Mehrheit der Aktionäre heute in Brüssel die Ernennung von Davignon gutheißt, nimmt er einen schlechten Start. Denn die Aktionäre sind nicht davon überzeugt, dass er der richtige Mann für den Job ist. Er wird nicht über ein starkes Mandat verfügen.
La Dernière Heure fragt sich: Was wird man tun, wenn Davignon in Rente geht? Kann Belgien ohne ihn leben? Immer, wenn ein Unternehmen in Schwierigkeiten steckt, ruft man ihn als Retter. Bisher glaubte man, Maurice Lippens oder Philippe Bodson könnten ihn ersetzen. Doch beide sind mit Fortis untergegangen. Nur Davignon hat überlebt als einer der letzten Belgier.
La Libre Belgique stellt fest: Die Aktionäre haben das Gefühl, dass man ihnen nicht die erwarteten Antworten gegeben hat. Das Vertrauen ist nicht wieder hergestellt. Trotz der Unterstützung durch die Hauptaktionäre ist Davignon nur sehr knapp zum Vorsitzenden gewählt worden. Und das kann sich heute in Brüssel noch ändern. Er wird auf jeden Fall nur ein geduldeter Präsident sein.
Noch mehr Geld für Mittler
Unterdessen fordert der entlassene Fortis-Manager Gilbert Mittler von Fortis 900.000 Euro Pensionszulage zusätzlich zur Abfindung von 4,2 Millionen Euro, die er bei seinem Rücktritt erhielt, meldet De Standaard. Mittler war als Finanzdirektor bei Fortis für die Übernahme von ABN Amro verantwortlich, die zum Sturz von Fortis geführt hat. Der Gesetzgeber muss gegen solche Lohn- und Abfindungsforderungen auftreten. Man muss abwarten, ob ein Gericht Mittler für das Fortis-Drama verantwortlich machen wird. Nur die Justiz kann ihn zur Vernunft bringen.
Unternehmen in Schwierigkeiten
Het Belang van Limburg macht mit der Meldung auf, dass Ford Genk einen ganzen Monat lang die Produktion einstellt. Die Zeitung meint: So schlecht es der Autoindustrie auch geht, Ford Europa wird dieses Jahr wahrscheinlich doch noch mit einem kleinen Gewinn abschließen. In Europa entwickelte Ford inzwischen eine Reihe von wettbewerbsfähigen Fahrzeugen.
De Morgen unterstreicht: Im vergangenen Jahr machten mehr als 8.000 belgische Betriebe Pleite. Mehr denn je sind Impulse erforderlich, um neues Vertrauen zu schaffen. Die nationalen Regierungen sind zu klein, um wirksame Signale zu geben. Doch sie tragen auch Verantwortung. So könnte der Staat seine Rechnungen schneller begleichen und öffentliche Investitionsprogramme einleiten. Im Augenblick ist die Wirtschaft die einzige Priorität. Ein Politiker, der glaubt, mit gemeinschaftspolitischen Themen noch Stimmen zu holen, irrt sich gewaltig.