La Libre Belgique stellt fest: Alle flämischen und frankophonen Parteien sind einverstanden, belgische Soldaten in die ehemalige Kolonie zu schicken. Doch eine solche Initiative kann nur im Anschluss an eine Debatte im Parlament und im Rahmen eines genau definierten europäischen Mandats ergriffen werden. Die Debatte über einen militärischen Einsatz im Kongo wird in den nächsten Tagen in Kreisen der Regierung und im Parlament geführt.
Le Soir unterstreicht: Belgien bringt seine militärische Kompetenz, seine logistische Unterstützung und seine Kenntnis des Einsatzgebietes mit. Die belgischen Soldaten genießen innerhalb einer europäischen Friedenstruppe das Vertrauen der Bevölkerung. Die wichtigste Bedingung ist, dass die Soldaten und ihre Führung ein klares Mandat erhalten.
Ein Auftrag für Außenminister De Gucht
Het Nieuwsblad fordert mehr Deutlichkeit über das Mandat der Truppen, die Gefechte verhindern sollen, ohne selbst welche zu führen. Außenminister De Gucht wird in dieser Woche bei seinen europäischen Kollegen aktiv werden, um einige Länder zu einer Beteiligung zu überreden. Als Partner denkt man an die Niederlande und Schweden. Frankreich ist offensichtlich schon bereit, die Führung zu übernehmen.
De Morgen behauptet: Kein vernünftiger Mensch kann sich einer humanitären Mission im Kongo widersetzen. Doch das Mandat der Truppen muss umfassend genug sein, und sie müssen über die nötige Schlagkraft verfügen. Außenminister De Gucht hat jetzt eine Bestätigung erhalten. Er hat schon lange behauptet, dass das diplomatische Palaver mit den kongolesischen Machthabern sinnlos ist. Jetzt muss er seine europäischen Partner zu einer Beteiligung an einer humanitären Eingreiftruppe überreden.
La Derniere Heure erklärt: Die Operation ist delikat, weil die Situation vor Ort sehr verworren ist. Zudem sind die Beziehungen zwischen Staatspräsident Kabila und Außenminister De Gucht schlecht. Die Familien der in Ruanda ermordeten belgischen Soldaten sind besorgt und fragen sich, ob man bereits vergessen hat, was vor zehn Jahren in dieser Region geschah.
Het Belang van Limburg notiert: Außenminister De Gucht steht vor einem heiklen diplomatischen Auftrag, der ihm die einmalige Chance gibt, seinen angeschlagenen Ruf aufzupolieren. Er muss in den kommenden Tagen eine europäische Friedenstruppe zusammenstellen, für die es in Europa keine große Begeisterung gibt.
Die Probleme der Region lösen
De Standaard ist überzeugt, dass eine Intervention im Kongo nur sinnvoll ist, wenn alle Probleme an Ort und Stelle ausgeräumt werden. Man muss die Rebellen entwaffnen. Ruanda muss die Grenzen anerkennen. Die illegale Ausbeutung der Bodenschätze muss aufhören. Der Leidensweg der Bevölkerung verdient, dass die Debatte über die Einsatztruppe hierzulande ernsthaft geführt wird, und dass niemand sie für parteipolitische oder gemeinschaftspolitische Zwecke missbraucht.
Vers l'Avenir meint: Die Entsendung einer europäischen Truppe ist keine Lösung für die Krise. Die europäischen Soldaten können die Kampfhandlungen eindämmen und die Flüchtlingslager bewachen. Es ist aber sinnlos, solche Mittel einzusetzen, wenn man die Probleme in Kivu nicht löst: die Anwesenheit von Hutus, die am Völkermord beteiligt waren; die Rebellion der Tutsis, die die Regierung in Kinshasa ins Wanken bringt; die Machtlosigkeit und die Verbrechen der kongolesischen Armee und die systematische Plünderung der Rohstoffe.
Auch Het Laatste Nieuws ist vorsichtig. Wenn belgische Soldaten in diese gefährliche Region geschickt werden, stehen sie gut trainierten Rebellen gegenüber und sind nur auf sich selbst angewiesen. Es ist keine humanitäre Friedenstruppe, denn der Auftrag in Kivu wird nicht friedlich verlaufen. Man sollte sich die Frage stellen, ob die belgischen Soldaten darauf vorbereitet sind und die Mittel besitzen, um gegebenenfalls zurück zu schlagen. Es fällt auf, dass praktisch alle Parteien die Entsendung unterstützen, und dass niemand vor den Gefahren warnt.