Arbeitnehmer pessimistisch - Regierung gefordert
De Morgen titelt auf Seite 1 „Die Belgier sehen schwarz für ihre Zukunft“. Das Vertrauen der Verbraucher befindet sich auf dem tiefsten Stand seit dem wirtschaftlichen Krisenjahr 1993. Die meisten gehen davon aus, dass die Arbeitslosigkeit weiter ansteigen und die Sparmöglichkeiten zurückgehen werden. Dieser Pessimismus, so fährt De Morgen fort, ist nicht ungerechtfertigt: Zahlreiche Unternehmen drosseln ihre Produktion oder entlassen Mitarbeiter. Der finanzielle Schock ist zu einem weltweiten wirtschaftlichen Schock geworden.
Ähnlich klingt es auch in Het Nieuwsblad, das auf Seite 1 hervorhebt, dass inzwischen einer von vier Landsleuten fürchtet, seine Stelle zu verlieren. In einem Interview mit dem früheren Gouverneur der Nationalbank, Fons Verplaetse, fordert dieser die Regierung auf, unverzüglich Stützungsmaßnahmen und Investitionen zu tätigen, um die Betriebe in Gang zu halten, auch wenn dabei der Staatshaushalt in die roten Zahlen abrutscht. Eine übertriebene Sparpolitik wäre jetzt wirtschaftlicher Selbstmord.
Preise fallen - Börsen auch
La Derniere Heure beschäftigt sich indessen mit einer Folge der Krise, die zahlreiche Konsumenten begrüßen werden, nämlich die sich häufenden Preisrabatte von sage und schreibe 30-50 Prozent in zahlreichen Supermärkten. Möglich ist dies angeblich, weil viele Hersteller überschüssige Rohstoffe, die früher vernichtet wurden, jetzt zu besonders günstige Preisen aufkaufen und somit die genannten Preisnachlässe gewähren können.
De Standaard rückt den freien Fall der Börsen in den Blickpunkt seiner Titelseite. Seit Anfang der Woche haben diese weltweit im Schnitt weitere neun Prozent eingebüßt, während der Ölpreis gestern mit unter 50 Dollar pro Barrel auf den niedrigsten Stand seit dreieinhalb Jahren fiel. Schuld daran sind natürlich die anhaltende Krisenstimmung und das Vertrauenstief sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Verbrauchern.
Zur Bekämpfung der Krise hat Arbeitsministerin Joëlle Milquet nunmehr einen Plan vorgelegt, mit dem die Unternehmensbeihilfen für die Einstellung neuer Mitarbeiter wesentlich vereinfacht werden sollen. Vers L'Avenir unterstreicht die Schwerpunkte des Konzeptes, das vor allen Dingen Jugendlichen und älteren Arbeitslosen zu einer neuen Stelle verhelfen soll. Leicht wird dies nach Ansicht der Zeitung allerdings nicht sein, denn angesichts der Krise ist für das kommende Jahr in Belgien mit der Schaffung von höchstens 11.000 neuen Arbeitsplätzen zu rechnen.
Diebische Polizisten
Verschiedene Zeitungen befassen sich mit dem Fall von zwei korrupten Polizisten, die in Brüssel eine Ladeneinbruch untersuchen sollten und dabei selbst zu Dieben wurden.
Het Laatste Nieuws findet es unerhört, dass die beiden erst vom Dienst suspendiert wurden, nachdem die Bilder der Überwachungskamera, die sie bei ihrem Vergehen zeigen, an die Öffentlichkeit gelangten. Allerdings warnt die Zeitung davor, jetzt gleich alle Polizisten in ein schlechtes Licht zu rücken, denn zum Glück seien die schwarzen Schafe unter den 45.000 Ordnungshütern des Landes wohl eher noch Ausnahmen.
Dessen ist sich Le Soir nicht so sicher. Zumindest nicht, was Brüssel betrifft. Dazu heißt es unter anderem: Der polizeiliche Diebstahl in dem Zeitungsladen ist leider kein Einzelfall. Inzwischen häufen sich die Klagen gegen Mitarbeiter der Polizei derart, dass sich das Gericht inzwischen monatlich mit einem Polizistendelikt beschäftigen muss.
Auch neuer Fortis-Chef mit goldenem Fallschirm
La Libre Belgique kommt auf die Situation bei Fortis Belgien zurück, von dem nach dem Verkauf des Bank- und Versicherungsgeschäftes an die BNP Paribas kaum mehr als eine leere Hülse übrig bleibt. Trotzdem soll der neue Chef ein Jahresgehalt von 800.000 Euro brutto einstreichen und bei vorzeitiger Beendigung seines Vertrages mit einem goldenen Händedruck von 1,2 Millionen Euro rechnen können. Nach Ansicht der Zeitung sind diese Summen, die doch eigentlich der Vergangenheit angehören sollten, gerade im Fall von Fortis unschicklich und anstößig. Jedenfalls stehen sie in keinem Verhältnis zu dem, was die zerschlagen Fortis heute noch darstellt.
Der Winter kommt
Zum Schluss noch ein Blick auf Gazet Van Antwerpen, die für das anstehende Wochenende die erste Winteroffensive ankündigt. Zumindest in den höheren Lagen der Ardennen rechnet man mit einer geschlossenen Schneedecke. Es heißt zwar immer „Der nächste Winter kommt bestimmt“, doch scheint er sich in diesem Jahr besonders früh anzumelden.