Die internationale Bank- und Finanzkrise und ihre Konsequenzen für unser Land
Dexia fand endlich Käufer für die US-Tochter FSA. Die Bank fuhr im dritten Quartal 1,5 Milliarden Verlust ein und erhält eine Staatsgarantie, erfahren wir im Grenz-Echo.
„Dexia Aktie verlor gestern zwölf Prozent ihres Wertes“ titelt Het Laatste Nieuws. Das Misstrauen gegenüber der Bank bleibt bestehen, weil sie auf einem Portfolio mit schlechten Krediten sitzen bleibt, schreibt diese Zeitung. La Derniere Heure titelt: „Dexia in der Krise, Dehaene schließt Stellenabbau nicht mehr aus“.
Auch die Wirtschaftszeitung De Tijd meldet, dass die Bankversicherungsgruppe tausend Arbeitsplätze abbauen will. Die Hausmärkte der Bank, Belgien, Frankreich und Luxemburg sollen aber verschont bleiben. Die Börsenzeitung L'Echo titelt „Dexia besinnt sich wieder auf seine Wurzeln und will sich wieder auf das traditionelle Bankgeschäft konzentrieren“.
De Morgen titelt „Dexia reißt die Gemeinden mit in den Abgrund. Der Dexia-Hauptaktionär, die Gemeinde-Holding, ein Interessenverband der Provinzen und Gemeinden, fordert nun auch eine staatliche Bürgschaft für ihre Kredite.
Auf den Titelseiten ist auch Fortis ein Thema. Fortis-Leiche kostet den Staat drei Milliarden extra ist die Zeile in De Standaard. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde dieser Betrag in die Bank gepumpt, weil BNP Paribas sonst zu wenig für die angeschlagene Fortis-Gruppe geboten hätte.
Le Soir titelt „Leterme versucht die Fortis-Kunden zu beruhigen". Vor allem in der Wallonie haben in den letzten Tagen viele Sparer ihre Fortis-Konten geplündert. Es besteht kein Anlass zur Panik, so Premier Leterme.
„Back to basics" heißt es jetzt bei Dexia - laut Het Nieuwsblad ist dies ein wichtiges Signal für die Finanzwelt. Jede Bank wollte die größte sein und nahm deshalb unverantwortliche Risiken. DEXIA ist die erste Großbank, die die neuen Vorgaben in die Tat umsetzt, und das wird auch für das Personal Konsequenzen haben. Einen anderen Weg gibt es nicht, wenn die Banken wieder das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen wollen.
Auch der Leitartikler von L'Echo begrüßt, dass Dexia sich jetzt von hoch spekulativen Geschäften verabschiedet und sich wieder auf sein historisches Kerngeschäft rück besinnt, nämlich Finanzdienstleistungen für Städte und Gemeinden und Sparguthaben für Privatkunden.
De Morgen kritisiert, dass Dexia eine Vorzugsbehandlung erhalten hat. Der Staat übernimmt nämlich die Bürgschaft für alle schlechten amerikanischen Kredite. Die Aktionäre von Fortis müssen hierfür aber selbst gerade stehen.
De Tijd wirft die Frage auf, wie lange der Staat noch Geld in die Banken pumpen kann. Die Zeitung vergleicht dies mit einem russischen Roulette. Wenn die Banken nämlich in noch größere Schwierigkeiten geraten, droht die Apokalypse.
Auch Gazet Van Antwerpen findet, dass die Politik die Probleme der Finanzwelt nur verschoben hat: Kurzfristig wurde eine Lösung gefunden, auf lange Sicht wird aber die Zukunft des Landes gefährdet.
G-20 Gipfel in Washington
Am Wochenende treffen sich die zwanzig reichsten Länder des Planeten zum G-20 Gipfel in Washington, um Lösungen für die globale Finanzkrise zu diskutieren, kommentiert La Libre Belgique. Der Kapitalismus ist krank aber noch nicht tot. Für die freie Marktwirtschaft gibt es keine Alternative. Erwartet wird nun von den G-20 Staats- und Regierungschefs, dass sie ein Zeichen setzen dafür, dass die Wirtschaft und die Finanzwelt den Menschen zu diesen haben, und nicht umgekehrt.
Auch Le Soir meint zu diesem Thema: Europa muss eine Vorreiterrolle bei der Neuerfindung des Kapitalismus übernehmen. Das ist nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendig. Europa ist weltweit die stärkste Wirtschaftsmacht und kann deshalb auch die Spielregeln bestimmen. Wir brauchen glaubwürdige und effiziente Regeln, die langfristiges Wachstum, Beschäftigung und soziale Gerechtigkeit garantieren.
König Albert feiert 15. Amtsjubiläum
Heute ist der Feiertag der Dynastie. König Albert feiert sein 15. Amtsjubiläum, und das wird in den meisten Zeitungen ausführliche gewürdigt. Albert II ist müde, aber er bleibt auf dem Thron, titelt Het Nieuwsblad.
Vers L'Avenir zitiert Yves Leterme mit der Schlagzeile: „Albert II. ist ein guter König“. Wir respektieren Albert II. nicht nur aufgrund des Amtes, das er ausübt, sondern wegen seiner Persönlichkeit und der Art und Weise, wie er dieses Amt mit Leben füllt. Für Belgien ist die Monarchie ei gutes System und kein Anachronismus.
Het Laatste Nieuws kommentiert: Wer hätte vor 15 Jahren gedacht, als König Albert vor Nervosität zitternd den Eid auf die Verfassung schwor, dass er so lange unser Staatsoberhaupt sein würde. Albert entpuppte sich als ehrgeiziger König, der der Monarchie seinen eigenen Stempel aufdrückte.