Die Rezession und ihre Folgen
Vers L'Avenir schreibt zum Thema Rezession dass Deutschland, die stärkste Wirtschaftsmacht der Eurozone, als erstes Land in eine Periode des wirtschaftlichen Rückgangs eingetreten ist. Die Experten sind sich jedoch darüber einig, dass die übrigen EU-Länder diesem Trend folgen werden. Jedenfalls sagt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für das kommende Jahr eine Verringerung des Wachstums um durchschnittlich 0,5 % in der Europäischen Union voraus.
Het Laatste Nieuws geht ebenfalls ausführlich auf dieses Thema ein und spricht für die nächsten zwei bis drei Jahre von der schwersten wirtschaftlichen Rezession seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Für Belgien bedeutet dies nach Berechnungen der Zeitung einen Anstieg der Arbeitslosenzahl von rund 50.000 im kommenden Jahr. Außerdem geht man davon aus, dass der belgische Durchschnittshaushalt auf Jahresbasis über etwa 2.000 Euro weniger an Einkommen verfügen wird.
Vom billigen Öl und den Sorgen der Banken
De Standaard berichtet ausführlich über die jüngste Talfahrt des Rohölpreises. Mitte August kostete das Barrel über 145 Dollar, gestern lag der Preis noch bei 56 Dollar. Bei uns sind dadurch Superbenzin um 22% und Diesel um 24% billiger geworden. Dass die Preise nicht noch günstiger sind, hat mit den hohen Akzisen zu tun, sowie mit dem jüngsten deutlichen Kursverlust des Euros gegenüber dem Dollar. Ferner befürchtet die Zeitung, dass die Verbilligung der Ölprodukte die Bemühungen zur Energieeinsparung beeinträchtigen könnte.
Bankenkrise
Verschiedene Zeitungen widmen der jüngsten Entwicklung bei einigen besonders schwer krisengeschädigten Banken ihre Aufmerksamkeit.
So meldet De Morgen, dass Dexia heute den Umfang seiner Verluste ebenso mitteilen wird wie den angepeilten Kurs für die nächste Zukunft. Diesbezüglich heißt es, solange das Problem der amerikanischen Dexia-Filiale FSA nicht gelöst ist, wird die Bank in Schwierigkeiten bleiben.
La Derniere Heure hebt ihrerseits auf Seite 1 die jüngsten Verluste bei der Fortis-Bank hervor, für die angeblich Premierminister Leterme verantwortlich ist. Nachdem dieser erklärt hatte, der Staat werde sein Geld aus der Fortis-Bank zurückziehen, falls die prozessierenden Aktionäre vor Gericht recht bekommen sollten, habe es unter der Fortis-Kundschaft eine weitere Panikreaktion gegeben, die die Bank rund 10 Milliarden Euro gekostet habe.
L'Echo meldet, dass die staatliche Unterstützung für die Banken der Staatskasse im kommenden Jahr voraussichtlich Einnahmen in Höhe von 652 Millionen Euro bescheren wird. Demgegenüber allerdings stehen 900 Millionen Zinsen für die Anleihen, die die Regierung ausschreiben musste, um den krisengeschüttelten Finanzinstituten unter die Arme zu greifen.
In diesem Kontext berichtet Le Soir, dass die Regierung heute den königlichen Erlass verabschiedet, durch den die staatliche Garantie auf Spareinlagen pro Konto und pro Kontoinhaber von 20.000 auf 100.000 Euro erhöht wird. An anderer Stelle fragt sich die Zeitung, was aus dem Bankensponsoring für die Spitzenclubs der 1. Division werden soll. Bei Anderlecht zum Beispiel zahlt Fortis bisher rund 15% aller Kosten. Man sollte sich nicht wundern, wenn diese Unterstützung schon bald nach unten korrigiert wird.
Belgische Gesundheitsfürsorge könnte besser sein
Mit der Gesundheitsfürsorge in Belgien befasst sich Het Nieuwsblad und stellt dabei fest, dass diese im europäischen Vergleich weiter zurückgeht. Zwar gibt es durchaus Positives, wie die praktisch nicht bestehenden Wartezeiten im Fall einer Operation sowie die Zufriedenheit der meisten Patienten mit dem Arzt. Negativ ist hingegen, dass neue medizinische Präparate bei uns erst relativ spät zur Anwendung gelangen.
DG-Festtag im Schatten der Krise
Das Grenz-Echo widmet seinen Leitartikel dem morgigen Festtag der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Dazu heißt es unter anderem, Ministerpräsident Lambertz darf in diesem Jahr wie ein Sonnenkönig auftreten, nachdem seine Berufung zum königlichen Vermittler ihn zu einer Persönlichkeit von nationalem Rang gemacht hat.
Allerdings hat die Deutschsprachige Gemeinschaft auch Grund, ein wenig beunruhigt zu sein. Dass die Finanzkrise auch für die DG nicht ohne Folgen bleiben wird, ist jetzt schon sicher. Die eine Million Euro, die sie auf die hohe Kante legen will, um für schwierigere Zeiten gewappnet zu sein, reicht womöglich nicht aus. Und sollte es noch viel dicker kommen als befürchtet, dann werden sich unsere Gemeinschaftspolitiker wohl auch die Frage stellen müssen, ob das eine oder andere Großprojekt überhaupt noch finanzierbar sein wird.