“Kim De Gelder entschuldigt sich nicht bei den Eltern der getöteten Kinder“, titelt Het Nieuwsblad auf Seite eins. Auch Het Laatste Nieuws befasst sich mit der zweiten Woche im Prozess gegen den vierfachen Mörder.
Der elfte Verhandlungstag war gestern besonders emotionsgeladen, so die Zeitung. Denn vor dem Schwurgericht in Gent haben die Opferfamilien ausgesagt: die Eltern der getöteten Kleinkinder und der Sohn der ermordeten Betreuerin.
Ihre Ausführungen beschreibt das Blatt als einfach, würdevoll und dadurch besonders beeindruckend. Sie haben über ihren Verlust gesprochen und über die bleibende Trauer, ohne Hass und Vorwürfe. De Gelder hatte vor vier Jahren in einer Kindertagesstätte in Dendermonde ein Blutbad angerichtet. In dem Prozess in Gent muss unter anderem geklärt werden, ob der heute 24-Jährige zum Tatzeitpunkt zurechnungsfähig war.
Noch kein weißer Rauch über Brüssel und Rom
L’Avenir blickt auf die anstehende Haushaltskontrolle der Föderalregierung. Das Ziel sind Einsparungen in Höhe von 2,8 Milliarden Euro. Rechnet man die anderen Sparmaßnahmen dazu, hat Belgien seit Antritt der Regierung Di Rupo im Dezember 2011 sage und schreibe 20 Milliarden Euro gespart. “Wahnsinn“, fasst es das Blatt in seiner Schlagzeile zusammen.
Het Belang van Limburg bemerkt, dass am Dienstag gleich zwei Konklave starten: die Haushaltsanpassung im Brüsseler Regierungsviertel und die Papst-Wahl in Rom. Und fragt: Wo wird zuerst der weiße Rauch zu sehen sein? Le Soir glaubt nicht an ein schnelles Ergebnis und stellt sich auf lange und komplizierte Verhandlungen ein. Sowohl in Belgien als auch im Vatikan.
La Dernière Heure beschäftigt sich mit den Teilnehmern am “Haushalts-Konklave“: Um den Tisch sitzen keine Kardinäle, sondern Premierminister Elio Di Rupo, seine sechs Vize-Premiers von CD&V, sp.a, Open VLD, CDH, MR und PS sowie der neue Finanzminister Koen Geens und Haushaltsminister Oliver Chastel.
Haushaltssanierung: Quantität statt Qualität
Bei den Beratungen geht es auch um die Frage, ob Belgien seinen Sparkurs etwas lockern soll, um die Wirtschaft schneller anzukurbeln, so wie die französischsprachigen Sozialisten das vorschlagen. Alle anderen Parteien sind bislang dagegen. Het Nieuwsblad meint: Auf die Frage kommt es nicht an. Viel wichtiger ist es, dass die Politiker strukturelle Maßnahmen ergreifen, um unser Land auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten. Noch nie gab es so viele Rentner wie derzeit. Die Alterung der Gesellschaft stellt uns vor ein immenses Kostenproblem. Ähnlich sieht es Het Laatste Nieuws. Allerdings muss die Haushaltssanierung klug und umsichtig sein, ohne der Kaufkraft und der Binnennachfrage zu sehr zu schaden.
De Standaard fordert, dass wir unser größtes Problem endlich anpacken, nämlich die hohen Lohnkosten. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, meint das Blatt und verlangt, dass Vermögende stärker zur Kasse gebeten werden, damit die Lohnkosten endlich deutlich gesenkt werden. Das GrenzEcho sieht es so: Mit der gigantischen Schuldenlast - einer Quote von 100 Prozent - die Belgien schultern muss, ist es sicher nicht angebracht, jetzt die Zügel zu lockern. Wir würden die künftigen Generationen in unverantwortlicher Weise belasten. Nur: Die Sanierungsmethoden in Belgien sind zu einseitig; strukturelle Reformen würden der Binnennachfrage gut tun. Qualität statt Quantität, fasst es die Zeitung zusammen.
Wahlsieg auf Silbertablett
De Morgen macht mit einer weiteren Enthüllungsgeschichte in der Affäre um die christliche Arbeiterbewegung ACW auf. Nach Informationen der Zeitung soll die Arco, der finanzielle Arm der ACW, im Zuge der Dexia-Pleite die staatliche Bürgschaft für ihre Aktionäre selbst in die Wege geleitet haben. Demnach soll die Arco Königliche Erlasse selbst verfasst und sie anschließend zum Kabinett des damaligen Premierministers Yves Leterme geschickt haben. Die Zeitung findet: Langsam ist es an der Zeit, genau zu prüfen, ob dies eine weitere Unterstellung ist, oder ob nicht doch mehr dahinter steckt.
Le Soir sieht jedenfalls das belgische System in Gefahr. Die christliche Arbeiterbewegung hat eine Bombe platzen lassen und kann mit den Folgen überhaupt nicht umgehen. Unsere Institutionen geraten in Misskredit. Eine der historischen Säulen droht einzustürzen und die nationalistische N-VA bekommt den Wahlsieg auf dem Silbertablett serviert.
Laut La Libre Belgique kämpfen in Syrien siebzig Belgier gegen die Truppen von Machthaber Assad. Dabei handelt es sich um aus Belgien stammende Islamisten, die von radikalen Organisationen für den Heiligen Krieg gewonnen werden konnten. Eine besorgniserregende Entwicklung, heißt es aus Kreisen des Staatsschutzes. Auch wenn es sich nur um einige wenige handelt, fordert die Zeitung, dass wir hierzulande etwas gegen die Radikalisierung von Muslimen unternehmen.
Bild: Didier Lebrun (belga)