Unregelmäßigkeiten beim Verkauf von Fortis?
Le Soir notiert hierzu, dass es beim Verkauf der Fortis an BNP Paribas nach Ansicht der Staatsanwaltschaft zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Vor Gericht sei man der Auffassung, dass der Veräußerung die Zustimmung einer Hauptversammlung der Aktionäre hätte vorausgehen müssen.
Dies sei bislang nur die Ansicht der Staatsanwaltschaft, doch diese wiege schwer und stelle eine Bedrohung für den Verkauf des Bankversicherers Fortis an die französische BNP Paribas dar. Beim ersten Verfahren in dieser Sache, das von enttäuschten Anteilseignern des ehemaligen belgischen Finanzriesen angestrengt worden war, ist die Staatsanwaltschaft der Ansicht, dass der Verwaltungsrat der Fortis weit über seine Machtbefugnisse hinausgegangen ist.
Kann dies den Verkauf der Fortis an die Franzosen gefährden?, fragt die Brüsseler Tageszeitung und erklärt, dass dies nicht ausgeschlossen sei. Zumindest, wenn die Vorsitzende des Handelsgerichts, vor dem das Verfahren abgewickelt werde, der Meinung der Staatsanwaltschaft folge. Es sei selbstverständlich, notiert das Blatt, dass dies den Druck auf den belgischen Staat erhöhe. Das Risiko habe ein Finanzvolumen von 14,7 Milliarden Euro. Das war der Verkaufspreis der Fortis an die BNP Paribas.
Staatsanwaltschaft stützt Ansicht der Fortis-Kleinanleger
De Standaard titelt hierzu heute „Staatsanwaltschaft legt Zeitbombe unter Fortis-Verkauf“. Die Regierung rechne mit dem Schlimmsten, nachdem die Staatsanwaltschaft im Sinne der Kläger vor dem Handelsgericht argumentiere. Die Ansicht der Staatsanwaltschaft hatte gestern sowohl die Regierung als auch Fortis in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Denn im Grunde bedeutet sie, dass die Regierung nicht das Recht hatte, die Fortis Bank an BNP Paribas zu verkaufen nehme und die Belange von Personal und Anlegern garantieren werde.
Gestern habe derweil noch Verwirrung darüber geherrscht, welche Tragweite die Beurteilung durch die Staatsanwaltschaft haben kann. Kommentierend schreibt De Standaard, dass bis vor kurzem die Regierung wegen ihres Auftretens während der Finanzkrise einstimmig Lob entgegenklang, jetzt sitze sie deswegen auf der Anklagebank.
Gewaltenteilung funktioniert im Falle Fortis
Für La Libre Belgique kam es vor Gericht in dieser Sache zum Donnerschlag. Der Chef der Finanzabteilung des Handelsgerichtes stütze die Hoffnungen der Anleger. Im Leitartikel heißt es hierzu, dass man im Gerichtsgebäude oft höre, dass das Recht das einzige sei, was einem bleibe, wenn man alles verloren habe. Man werde wohl noch eine ganze Reihe von Interpretationen des gestern von Seite der Staatsanwaltschaft in diesem Fall Vernommenen hören.
Doch zum jetzigen Zeitpunkt, und in Erwartung eines Urteils, könne man nur begrüßen dass die Staatsanwaltschaft deutlich gemacht hätte, dass die Gewaltentrennung kein leeres Wort sei. Ihre Meinung in diesem Fall müsse nämlich so manchem in sehr hoher Position, gelinde gesagt, missfallen.
Kleinaktionäre optimistisch
Auch für das Wirtschaftsblatt L'Echo stellt die Entwicklung im Prozess zum Verkauf der Fortis einen ersten Sieg für die kleinen Aktionäre der Bank dar. Sie seien entzückt gewesen und hätten nach dem Verlesen der Standpunkte der Staatsanwaltschaft aus ihrer Zufriedenheit keinen Hehl gemacht.
Jetzt stehe es im Streit zwischen Anteilseignern und Fortis 1:0. Die Hauptversammlung von Fortis wird möglicherweise am 2. Dezember den Verkauf des Finanzriesen an die Niederlande und schließlich BNP Paribas nachträglich absegnen müssen.
EZB-Leitzinssenkung: Schlecht für Sparer, gut für Häuslebauer
De Morgen greift ebenfalls ein Finanzthema auf der Titelseite auf. Die Entscheidung der Europäischen Zentralbank, ihren wichtigsten Leitzins um 0,5% zu senken, sei eine schlechte Nachricht für Sparer, aber ein Segen für denjenigen, der den Kauf einer Wohnung beabsichtige.
Ein Hypothekendarlehen mit jährlich anzupassenden Zinssätzen werde nämlich deutlich günstiger. Und das werde schon jetzt sichtbar: Lag dieser Zinssatz vor einem Monat bei 5,1%, dann seien es jetzt beim gleichen Darlehen nur noch 4,2%. Für Sparer hingegen habe mit der KBC Bank bereits das erste Finanzinstitut eine Senkung der Zinsen auf Sparbüchern von vier auf drei Prozent angekündigt.
Statistik: Belgische Gehälter
Het Laatste Nieuws macht heute mit dem monatlichen Brutto-Durchschnittsgehalt der Belgier auf, das bei 2.739 Euro liege. Jeder zehnte Arbeitnehmer verdiene weniger als 1.700 Euro im Monat, nur 10% der Belgier würden monatlich mit mehr als 4.100 Euro entlohnt. Die überwiegende Mehrheit der Lohnempfänger liege zwischen diesen Kategorien. Drei Viertel der Belgier hätten ein monatliches Bruttoeinkommen zwischen 1.750 und 3.500 Euro.
Streitfall Flugticketsteuer
Het Nieuwsblad schließlich informiert über den Zankapfel Flugticketsteuer. Die Regierungen auf föderaler und gliedstaatlicher Ebene wollen heute hierüber beraten. Doch scheine diese Besteuerung schlussendlich doch nicht eingeführt zu werden, wodurch Premier Leterme und seinem Finanzminister 132 Millionen Euro im Etat fehlen würden.