Wer wird neuer US-Präsident?
Für De Standaard ist heute „Obama Day“. Die Amerikaner könnten heute Geschichte schreiben und den ersten farbigen Präsidenten wählen. Letzten Umfragen zufolge habe der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama 7% Vorsprung vor seinem republikanischen Rivalen John McCain. Mindestens 153 Millionen registrierte Wähler, das seien 73,5 % der Wahlberechtigten Bevölkerung dürften ihre Stimme abgeben, so das Blatt.
Im Innenteil der Zeitung wirft De Standaard derweil die Frage nach der Genauigkeit der Meinungsumfragen auf. Sie würden Barack Obama allesamt einen Vorsprung vor John McCain einräumen. Doch ist es nicht möglich, dass sie sich täuschen?, fragt das Blatt.
1948 hätten die Demoskopen sich völlig geirrt. Damals hätten sie den Präsidentschaftskandidaten Dewey schon im Weißen Haus gesehen, doch nach einem abschließenden Endspurt sei Harry Truman schließlich sein eigener Nachfolger geworden. Man müsse äußerst vorsichtig sein, schlussfolgert De Standaard und weist auf verschiedene Unwägbarkeiten hin.
In De Morgen lautet die Balkenüberschrift auf Seite 1 „Wählt Amerika einen schwarzen Präsidenten?“. Beim Wettlauf zwischen Barack Obama und John McCain um den Einzug ins Weiße Haus falle heute die Entscheidung. Wer von den beiden Kandidaten Gewinner werde, würde in der kommenden Nacht belgischer Zeit bekannt. Wie immer das Ergebnis auch ausfallen möge, es werde historisch sein, notiert De Morgen.
Gewinnt der Demokrat Obama, dann wird er der erste farbige US-Präsident. Schafft es John McCain, dann geht Sarah Palin als erste weibliche Vize-Präsidentin in die Geschichte ein. McCain selber würde dann mit 72 Jahren der älteste je vereidigte US-Präsident sein. Auch für De Morgen geht Obama am heutigen Wahltag als klarer Favorit an den Start. In der kommenden Nacht würden alle Blicke auf eine handvoll Staaten gerichtet sein, in denen die Entscheidung falle. Hierzu gehörten u.a. Ohio, Florida, Virginia oder Colorado.
Über einem Foto von Barack Obama titelt und fragt La Libre Belgique auf Seite 1 heute, ob dieser Mann das neue Gesicht Amerikas sei. Kommentierend notiert das Blatt, dass mit dem Urnengang heute ein Präsidentschaftswahlkampf zu Ende gehe, der nicht nur Amerika sondern die ganze Welt in Atem gehalten habe. Seit zwei Jahren hätten zwei Mitglieder des US-Senats, die man selten in dieser parlamentarischen Versammlung gesehen habe, darum gekämpft, erst von ihren Parteien nominiert und dann für den Einzug ins Weiße Haus gewählt zu werden.
Beide würden wohl einen exzellenten Präsidenten hergeben, meint La Libre Belgique. Man könne John McCain bedauern, weil die Meinungsumfragen ihn als den Verlierer darstellen. Er habe es auch schwer gehabt. Habe er mit Barack Obama doch einen Rivalen gehabt, der aus dem Nichts Millionen Amerikanern wieder den Geschmack an der Politik vermittelt habe.
Het Nieuwsblad titelt hierzu, „Der Gewinner erbt einen Scherbenhaufen“ und zitiert auf Seite 1 gleich mehrere Problemfälle, mit denen der neue Mann im Weißen Haus konfrontiert werde. 10.000 Milliarden Dollar Staatsschuld, 700.000 verlorene Arbeitsplätze in zehn Monaten und nach fünf Jahren sei man überdies im Irak keinen Schritt weiter. Zu den Prognosen über den Ausgang der Wahl notiert auch Het Nieuwsblad, dass solche Meinungsumfragen noch nie wirklich richtig gewesen wären.
In Vers l'Avenir lautet der Titel: „Für eine neue Welt“. Auch diese Zeitung bringt heute 16 Seiten Sonderberichterstattung zu den Präsidentschaftswahlen in den USA. Im Hauptquartier von Barack Obama sei die Aufregung jetzt auf dem Siedepunkt, notiert das Blatt und schreibt, dass für seine Anhänger der Einzug ins Weiße Haus nicht mehr bezweifelt werde.
Le Soir fragt auf der Titelseite neben einem Foto von Barack Obama, ob Amerika es mit diesem Mann wage. Auch die Brüsseler Tageszeitung glaubt an eine historische Wahl. Das Blatt lässt Amerikaner, Journalisten, Bürger, Zeitzeugen und Sonderberichterstatter in einer Extrabeilage zu Wort kommen. Die sich abzeichnende hohe Wahlbeteiligung müsse unterdessen zugunsten Obamas wirken, glaubt Le Soir.
Het Laatste Nieuws vergleicht die beiden Präsidentschaftskandidaten und ihre wichtigsten Standpunkte. Für Obama gelte es, sich aus dem Irak zurückzuziehen und verstärkt in Afghanistan aufzutreten, McCain wolle im eigenen Land ansetzen und die Steuerreform von George W. Bush fortsetzen und die höheren Einkommen, also Besserverdiener begünstigen.
Missbrauchte Außenminister De Gucht Insiderwissen?
Het Belang van Limburg greift heute neben dem US-Wahlkampf auch die mögliche Weitergabe von Insiderwissen durch Außenminister De Gucht auf. Belgiens Chefdiplomat leugne, es seiner Frau durch sein Insiderwissen erlaubt zu haben, Fortis-Aktien vor deren völligen Absturz an der Börse zu verkaufen.
5 Milliardenloch für Staatshaushalt 2009
Das Wirtschaftsblatt De Tijd schließlich notiert heute, dass die Regierung Leterme nächstes Jahr im Staatsetat einen Fehlbetrag von 5 Milliarden Euro haben wird. Das Defizit liege 2009 bei 1,4% des Bruttoinlandsproduktes. Mit Schuld daran seien Mehrausgaben im Gesundheitsbereich und bei Sozialleistungen.