Folgen der Finanzkrise
De Morgen macht mit der Balkenüberschrift „Löhne für zwei Jahre eingefroren“ auf. Für die Sozialpartner sei klar, dass abgesehen von Anhebungen der Bezüge wegen steigender Lebenshaltungskosten - also der Indexierung - kaum Spielraum für weitere Lohnerhöhungen abzusehen ist. Die Kaufkraft der belgischen Erwerbstätigen, so notiert das Blatt, würde damit in den kommenden zwei Jahren kaum steigen. Dies habe Yves Leterme in seiner Reaktion auf eine von seiner Regierung beim Planbüro in Auftrag gegebenen Studie durchblicken lassen. Die Lohnindexbindung würde die Einkommen an die Lebenshaltungskosten angleichen, aber mehr sei nicht drin. Womit Belgiens Regierungschef kurz vor Beginn der Sozial- und Tarifverhandlungen nächste Woche einen Schuss vor den Bug versetze.
Leterme rufe die Sozialpartner schon jetzt zu einer kontrollierten Entwicklung der Lohnkosten auf, die die Konkurrenzfähigkeit hiesiger Betriebe nicht schädigen würde. Kommende Woche sollen die alle zwei Jahre festgelegten Lohnnormen in der Privatindustrie bei den Tarifverhandlungen besprochen werden. Dies werde aber von der drohenden weltweiten Rezession überschattet. Die gute Nachricht, so De Morgen, sei derweil die sinkende Inflationsrate in Belgien. Sie habe im Oktober bei 4,72% gelegen, was gegenüber 5,46 % einen deutlichen Rückgang bedeutet.
Das soziale Klima bringt auch Het Nieuwsblad auf die Titelseite und berichtet über die Streiks bei Carrefour und Ikea. Die schwedische Möbelhauskette werde heute landesweit Opfer des sich ausbreitenden sozialen Unmuts der Beschäftigten, die die ihnen angebotene Prämien kritisierten. Nach Angaben der Gewerkschaften liegen diese für ein solches Unternehmen viel zu niedrig. Auch bei Carrefour werde der andauernde Sozialkonflikt heute mit der Fortsetzung des Arbeitskampfes und geschlossenen Filialen weiter gehen. Streikposten wollen den Zugang zu insgesamt zehn Großwarenhäusern der Kette sperren und damit gegen die unterschiedliche tarifliche Einstufung von Kollegen in einer neuen Carrefour Niederlassung in Brugge demonstrieren.
Het Laatste Nieuws titelt auf Seite 1 „Weniger neue Selbständige“. Durch die Krise sei ein deutlicher Rückgang der Firmenneugründungen festzustellen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum Juli/August/September seien in diesem Jahr gut 15% weniger Ein-Mann-Firmen gegründet worden. Gleichzeitig, so schreibt Het Laatste Nieuws, seien 8% mehr Konkurse und Firmenschließungen zu verzeichnen. Angesichts der Finanzkrise in Belgien, die im Grunde erst seit dem letzten Monat wirklich sichtbar geworden sei, würden gut 70% der Selbständigen im Land fürchten, dass das dicke Ende, die größten Schwierigkeiten also, im nächsten Jahr zu erwarten seien. Dennoch gebe es einen Lichtblick, notiert das Blatt und schreibt, dass trotz der dunklen Wolken am Wirtschaftshimmel es immer noch Mutige gäbe, die den Start mit einem eigenen Unternehmen wagen würden.
Le Soir rät angesichts der Krise in Immobilien zu investieren. Während Aktien abstürzen und Sparbücher weniger Zinsen einbringen würden als die Inflation hoch sei, bliebe die Konjunktur für Investitionen in Immobilien günstig. Wenn sich die Frage nach dem Wohin mit dem Erbe oder den geretteten Geldern vom Finanzmarkt stelle, alles zusammenbreche und Aktien ihren Wert einbüßen würden, hätten die Belgier Tendenz, sich in Immobilienwerte zu flüchten. Angesichts der derzeitigen Lage, so schreibt Le Soir, müsse man demjenigen der so handle Recht geben. Es habe schon deutlich ungünstigere Momente gegeben, um in Immobilien zu investieren, schreibt Le Soir.
Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten
Die am 4. November anstehenden US-Präsidentschaftswahlen veranlassen mehrere Tageszeitungen zu Sonderseiten.
La Libre Belgique titelt zu diesem Thema: „Naht das Ende des amerikanischen Traums?“ Die USA würden sich anschicken, Obama oder Mc Cain zum nächsten Präsidenten zu machen. Der Demokrat Obama habe noch einen gewissen Vorsprung vor seinem republikanischen Rivalen. Derweil zweifle Amerika vor dieser historischen Wahl an sich selber. Das Erbe der „Bush-Jahre“ wiege schwer. Die entscheidende Schlacht werde rund um das Thema „Wirtschaft“ geschlagen. Während die schlechten Wachstumszahlen es Obama erlauben würden, die Bilanz der Bush-Präsidentschaft zu kritisieren, konterte Mc Cain, mit der Perspektive von Steuererhöhungen, an denen Obama nicht vorbei käme.
Aus dem Lager der Republikaner kommt überdies Kritik an den demokratischen Plänen zur Stärkung der Wirtschaft. Sie seien eine Gefahr für Arbeitsplätze in den USA, heißt es. Unterdessen seien Belgiens Politiker sich einig. Milquet, Javeau, Reynders und Di Rupo würden Barack Obama unterstützen.
Auch De Standaard berichtet ausführlich über die US-Wahl und zitiert Celie Dehaene mit den Worten "Ich hoffe, dass sie ihn nicht erschießen". Womit die Ehefrau des ehemaligen Belgischen Premiers ihre Präferenz für Barack Obama ausdrücke.