Kosten der Bankenkrise
La Libre Belgique präsentiert auf Seite 1 die Rechnung der Bankenkrise. 21,9 Milliarden Euro habe die öffentliche Hand in die Stützung von Banken und Versicherer wie Fortis, Dexia, Ethias und KBC investiert. Die Staatsschuld werde dadurch zusätzlich belastet.
Kommentierend notiert das Blatt, dass die Geschehnisse auf den Finanzmärkten derzeit unglaublich wären. Gestern habe man erfahren, dass der belgische Staat 3 ½ Milliarden Euro für die KBC bereitstellen werde. Wer hätte, so fragt La Libre Belgique, vor 6 Monaten geglaubt, dass dieser Bankversicherer, ein flämisches Vorzeigemodell, ein Finanzunternehmen, das immer erklärt hatte, keine Solvenz- oder Liquiditätsprobleme zu kennen, seinerseits beim Staat um Hilfe bitten würde. Kaum einer, ja vielleicht niemand, beantwortet La Libre Belgique diese Frage.
Deshalb müssten die Finanzmärkte und ihr derzeitiges Funktionieren wegen unkontrollierter Entwicklungen auch in Frage gestellt werden, so das Fazit der Zeitunng.
Auch Vers l'Avenir widmet sich auf der Titelseite und im Innenteil der Zeitung, der durch die Bankenkrise verursachten Kosten. Für den Steuerzahler, so schreibt das Blatt, würden die staatlichen Finanzspritzen jährlich mit 70 Euro zu Buche schlagen.
Für den Staat stünden auf der einen Seite die Milliardeninvestitionen und auf der anderen Seite die Dividenden als Rückfluss aus den erworbenen Anteilen. Was die Steuerzahler angehe, so sei man weit von den 29 Euro an Pro-Kopf-Kosten für das staatliche Eingreifen entfernt, die der liberale Abgeordnete Bernard Clerfayt vorgerechnet hatte.
Wirtschaftsexperten schlagen Alarm
Bei De Standaard lautet die Balkenüberschrift heute „Ökonome läuten die Alarmglocke“. Wirtschaftsexperten forderten rasche und effiziente Maßnahmen des Staates, um zu vermeiden, dass die Wirtschaft in ein schwarzes Loch stürzt. Ein Konjunkturtief sei nicht länger auszuschließen, so De Standaard. Seit der schweren Krise in den 30-er Jahren des letzten Jahrhunderts, sei die Wirtschaft noch nie so rasch auf eine Wirtschaftsdepression zugesteuert.
Die flämische Zeitung zitiert einen Chefökonomen mit den Worten, er habe die Wirtschaft noch nie so abrupt zum Stillstand kommen sehen. Ihm zufolge würden eine Reihe von Faktoren und perverser Mechanismen zu einem Abwärtstrend führen, die uns schlussendlich in ein Konjunkturtief stürzen.
Ex-Fortis-Manager unter Betrugsverdacht
Die beiden Börsenblätter L'Echo und De Tijd berichten heute über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Brüssel gegen mehrere Ex-Führungskräfte der Fortis-Bank. Ihnen wird Unterschlagung und Betrug vorgeworfen, weil man sie verdächtigt, die Anteilseigner zu spät oder unsachgemäß über den tatsächlichen Finanzzustand der Bank informiert zu haben. In den nächsten Tagen käme in die Ermittlungsakte vermutlich Bewegung, so die beiden Wirtschaftsblätter.
Streit um Kündigungsfristen
Le Soir bringt den Streit zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften zur Länge der Kündigungsfristen und über Abfindungen auf die Titelseite. Ins Rollen gebracht habe die Diskussion der Generaldirektor des belgischen Unternehmerverbandes Pieter Timmermann.
Timmermann hatte sich unlängst dahingehend geäußert, dass über hohe Abfindungen diskutiert werden könnte, selbst wenn sein Verband eher für eine Selbstregulierung und gegen gesetzliche Vorschriften in diesem Bereich sei. Im gleichen Atemzuge hatte sich Timmermann aber auch für Diskussionen über die Kündigungsfristen von Angestellten ausgesprochen, die er gegebenenfalls einkürzen will.
Die Reaktion hierauf, so Le Soir, hätte nicht lange auf sich warten lassen. Gewerkschaften und die französischsprachigen Sozialisten der PS seien entrüstet. Die Arbeitnehmerorganisationen werteten die Aussagen als Kriegserklärung und sie sperren sich einem Dialog, der Diskussionen über Abfindungen in höheren Positionen, mit der Länge von Kündigungsfristen von Angestellten mischt.
Vorwürfe gegen Geflügelzüchter
Het Laatste Nieuws und Het Nieuwsblad berichten heute auf der Titelseite über Untersuchungen der Verbraucherschützer von Test Achat, die bei Stichproben in Kühltheken von Supermärkten und Metzgereien feststellten, dass fast 1/3 des dort angebotenen Geflügelfleisches nicht frisch ist.
Die Verbraucherschützer forderten deshalb dringend mehr Kontrollen und strengere Ahndung solcher Vorkommnisse. Von insgesamt 70 Proben an Geflügelfleisch waren, so notiert Het Laatste Nieuws, 22 Erzeugnisse nicht mehr frisch genug, um noch angeboten und verzehrt zu werden.
Häufigste Ursache war vermutlich eine unzulängliche Kühlung des Fleisches. Der Verband der Geflügelzüchter reagierte inzwischen auf die Testergebnisse und gibt zu, dass in diesem Bereich Probleme bestehen. Gleichzeitig bekräftigen die Geflügelzüchter, alles daran zu setzen, um das erkannte Problem zu beseitigen.
Flüchtlingselend im Osten Kongos
De Morgen schließlich macht heute mit der Balkenüberschrift „Totaler Krieg im Osten Kongos“ auf und berichtet über das Vorrücken der Rebellen unter Laurent Nkunda auf die strategisch wichtige Stadt Goma und das dadurch entstehende Elend tausender Flüchtlinge.