La Libre Belgique bringt auf ihrer Titelseite "das Wort, das Angst einjagt: Rezession". Le Soir meldet auf seiner ersten Seite: „Der Bel20-Index fällt um fünf Jahre zurück“. Er sackte gestern unter 2000 Punkte und hat seit dem Anfang des Jahres mehr als die Hälfte seines Wertes eingebüßt. Allein gestern fiel er um 6,5%, ein größerer Sturz als Paris, London oder Frankfurt.
De Tijd bringt die Überschrift: „Die Anleger werfen den letzten Rest Vernunft über Bord“. In ihrem Kommentar schreibt die Zeitung: Die Welt hat sich gründlich verändert. Banken können Pleite machen und eine Rezession scheint unvermeidlich. Doch das wusste man auch schon vor einigen Wochen. Weshalb fallen die Kurse jetzt so stark? Das kommt an erster Stelle daher, dass viele keinen Blick mehr auf die wirtschaftliche Realität werfen.
Käufer geben auf, weil sie in der Vergangenheit schon gekauft haben und sich dabei die Hände verbrannten. Weltweit verkaufen kleine und professionelle Anleger Anteile zu gleich welchem Preis. Viele werfen das Handtuch aus Furcht, morgen noch größere Verluste zu erleiden. Das Ausbleiben von Käufern sorgt für einen leeren Markt, besonders für mittlere und kleine Anteile. Das führt zu absurden Kursbewegungen.
Het Laatste Nieuws notiert: Alle europäischen Länder ergreifen Maßnahmen, um die Folgen der Finanzkrise für ihre Wirtschaft einzuschränken. Die europäische Union versucht, einen gemeinsamen Nenner zu finden, doch es gelingt ihr kaum. Überall gibt es Signale, die zeigen, dass die einzelnen Länder zuerst ihre eigene Wirtschaft schützen wollen, Belgien hat eine offene Wirtschaft und lebt von Export und Handel. Die Nervenzentren der belgischen Betriebe sind im Ausland. Belgien ist äußerst anfällig.
De Morgen erklärt: Bei der bevorstehenden Sozialrunde wollen die Arbeitnehmer eine Verbesserung der Kaufkraft, angesichts der Inflation und der Abwertung der Rentenfonds und der kleinen Sparguthaben. Die Unternehmer befürchten zunehmende Konkurrenz und Rezession. Die Arbeitgeber sind die Opfer, die die Rechnung für das unverantwortliche Verhalten von Spekulanten und Bankiers bezahlen müssen. Wenn der Staat sie so massiv unterstützt, haben Arbeitnehmer und Unternehmer auch Recht auf Entgegenkommen.
Debatte im Parlament
Zur Vertrauensabstimmung im Parlament heißt es in Gazet van Antwerpen: Premierminister Leterme hat Recht, wenn er erklärt, das Wichtigste sei, glaubwürdig zu sein und Vertrauen aufzubauen. Doch man weiß jetzt schon, dass die Haushaltszahlen, die seine Regierung für das kommende Jahr vorlegt, nicht stimmen. Wo ist die Glaubwürdigkeit dieses Entwurfs? Das Budget 2009 ist nur ein Spiegelbild des schlechten Klimas, das zur Zeit in der Föderalregierung herrscht. Wie kann der Bürger Ministern vertrauen, die sich misstrauen?
Het Belang van Limburg bemerkt: Belgien ist das Land des Surrealismus. Die Regierung gewährt den Autofahrern nur noch die Hälfte einer Verbilligung der Treibstoffpreise, weil der Staat die andere Hälfte durch eine Anhebung der Akzisen verschlingt. Das hat sie bei der Vorstellung ihres Haushaltsplans verschwiegen. Danach pries sie die Maßnahme als umweltfreundliche Entscheidung an. Willkommen in Absurdistan.
Het Nieuwsblad kritisiert die neue Steuer auf Flugreisen. Wenn es wenigstens eine echte Umweltsteuer wäre. Man könnte Flugzeuge nach ihrem Ausstoß oder dem Fluglärm, den sie verursachen, besteuern und den Ertrag in Umweltprojekte investieren. Eine solche Steuer müsste auch auf europäischer Ebene koordiniert werden.
De Standaard stellt fest: Es gibt noch Länder mit Koalitionsregierungen, die ordentlich funktionieren. Die belgischen Zustände liegen an der politischen Kultur und den schlechten Gewohnheiten auf föderaler Ebene. Alles ist politisiert, und über alles wird gestritten. Die Leterme-Regierung behauptet, die Finanzkrise habe für Schwierigkeiten gesorgt. Doch das ist eine Ausrede. Auch in anderen Jahren arbeitete die Regierung schlecht. Man muss sich sogar wundern, dass in diesem Haushaltsentwurf noch einige tatkräftige Beschlüsse zu finden sind, beispielsweise eine Verringerung der Zahl der Beamten.