Vers l'Avenir notiert: Dexia erhielt Sauerstoff. Belgien, Frankreich und Luxemburg garantieren ihre Anleihen eine gewisse Zeit lang. Mit dieser Garantie kann Dexia die fehlenden Liquiditäten auftreiben. Die Zukunft wird von der Reaktion der EU-Kommission abhängen, die die Entscheidungen des Staates untersucht.
Het Belang van Limburg stellt die Frage, weshalb die staatliche Garantie für alle großen Banken gilt und nicht für die kleinen. Sind ihre Kunden und Sparer weniger wert? Die Krise wurde dadurch verursacht, dass die Banken sich gegenseitig kein Geld mehr ausleihen wollten, weil sie einander nicht mehr vertrauen. Wie kann man dann den Banken noch trauen? Man muss eine Untersuchung über die Ursachen der Bankenkrise führen, um festzustellen, wer wofür verantwortlich ist.
De Tijd unterstreicht: Der Staat ist zu 60 % Garant für neue Geldnöte bei Dexia. Sollte der Fall tatsächlich eintreten, kann er Belgien noch viel Geld kosten. Die wichtigste Frage ist, weshalb die Regierung Dexia eine staatliche Garantie bietet, aber nicht Fortis, obschon das auch eine zahlungsfähige Bank mit zeitweiligen Liquiditätsproblemen ist. Wahrscheinlich befürchtet die Regierung eine Kettenreaktion, die den Versicherer Ethias in Gefahr bringen könnte. Um Fortis zu retten, brauchte die Leterme-Regierung auch die Unterstützung der Niederlande. Und für diese zählt nur ABN Amro.
Welche Rolle kann die EU spielen?
Gazet van Antwerpen erinnert daran, dass die Staatshilfe für den Bankensektor schon vor Jahren gestrichen wurde genauso wie die staatliche Garantie für die Sparguthaben. Es ging darum, die Konkurrenz nicht zu verfälschen. Inzwischen erhält die zuständige EU-Kommissarin immer mehr Klagen. Die Regeln für staatliche Unterstützung müssen neu abgefasst werden.
L'Echo behauptet: Es gibt noch viele Unklarheiten über die überstürzt beschlossene Garantie für die belgischen Banken. Die Nationalstaaten feiern ein Comeback in einem sehr unsicheren Umfeld. In Europa erwachen Nationalismen, die nicht in der Lage sind, sich auf die notwendigen koordinierten Maßnahmen zu einigen.
De Standaard befindet: So etwas haben wir noch nie erlebt. Es hat keinen Sinn mehr, Löcher zu stopfen. Es geht um die Wiederherstellung des Vertrauens. Europa kann praktisch nichts tun. Die Mitgliedsstaaten haben der Kommission nicht die Kontrolle über diese Materien zugestanden. Jetzt müssen sie das jeder für sich tun. Dabei sind selbst die größten EU-Länder zu klein für eine starke Reaktion. Belgien trägt zudem noch die Last einer großen Staatsverschuldung.
De Morgen ist überzeugt: Wenn die Industrie keine Kredite mehr findet, droht der totale Einsturz des Systems. Noch schlimmer als zur Zeit der großen Depression. Mithin können die Staaten nichts Anderes tun als massiv Geld in die Kassen der Banken fließen lassen, die für die Seifenblase verantwortlich sind. Erst wenn alle Folgen dieser Seifenblase deutlich sichtbar sind, können die Märkte wieder ein Gleichgewicht finden. Hoffentlich greifen die Regierungen dann genauso kräftig ein und ergreifen Maßnahmen, um die nächste Seifenblase zu verhindern.
La Libre Belgique stellt fest: Diese regelrechten Verstaatlichungen und die Interventionen der Zentralbanken haben das Vertrauen in den Finanzsektor nicht wiederbeleben können. Die ganze Welt wartet auf eine geniale Initiative, die in der Lage wäre, diesen Großbrand zu löschen, der die ganze Finanzwelt erfasst hat und die Wirtschaft erstickt.
Folgen für Energiekonzerne und Familien
Le Soir meldet auf seiner Titelseite, dass nicht nur die Banken, sondern auch die großen Energiekonzerne gestern an den Börsen abstürzten. Die Spezialisten führen das auf die Erklärung des sozialistischen Energieministers Magnette zurück, der angekündigt hat, er wolle einen Höchstpreis für Elektrizität einführen. In der Regierung ist man sich darüber nicht einig und der Unternehmerverband hält den Vorschlag für unangebracht und undurchführbar. Der Börsenwert von GDF Suez ist in einigen Stunden um 8 Milliarden Euro gesunken.
Het Laatste Nieuws macht mit den Folgen für die Familien auf. Die Zahl der Darlehen für den Wohnungsmarkt ist seit dem Ausbruch der Krise um 4 % gesunken. Auch der Reisesektor ist angeschlagen. Die Zahl der Buchungen für den Winterurlaub ging bereits um 10 % zurück.