Dennoch bleibt der nach wie vor geltende Ratschlag, jetzt nur gar nicht in Panik zu verfallen.
Wo wird das enden?
Zum Ausmaß der Krise einige Balkenüberschriften: „Nichts scheint zu helfen“, so heißt es in De Standaard. „Brüsseler Börse crasht“, so die Schlagzeile in De Tijd, während Het Laatste Nieuws titelt: „Warten auf das Wundermittel“. Weiter heißt es, dass es diesmal auch ganz besonders die Reichen trifft, die alleine in Belgien seit dem Beginn des Börsenkrachs um über 7,2 Milliarden Euro ärmer geworden sind.
De Standaard zufolge ist Europa mehr oder weniger zum Zuschauen verurteilt, denn zum Handeln bekam es von seinen Mitgliedsstaaten kaum Befugnisse. Derweil hat sich bei uns das für kommendes Jahr erwartete Haushaltsdefizit auf 8 Milliarden ausgedehnt. Niemand weiß, wo das alles hinführt, wo und vor allen Dingen wann es endet. Wohl könnte es sein, dass wir unsere Erwartungen in puncto Lebensstandard schon bald deutlich zurückschrauben müssen.
Nur keine Panik
Unter dem Titel „Kleines Land in großer Krise“ befürchtet auch Het Laatste Nieuws einen deutlichen Dämpfer für unsere Wohlstandsgesellschaft. Ein Glück ist noch, dass der Durchschnittsbelgier sich vernünftig verhält, und dass die Leute nicht massenweise zur Bank rennen, um ihr Geld abzuholen.
La Derniere Heure macht sich zum Berater ihrer Leser und hält einige Antworten zu Fragen bereit, die sich heute viele stellen, unter anderem bezüglich ihrer Lebensversicherung oder des Pensionssparens. Der wichtigste Rat der Zeitung bleibt allerdings: „Keine Panik, es wird schon werden“. Auf gar keinen Fall sollte man jetzt zur Bank gehen und sein Konto räumen, denn das ist das beste Mittel, alles nur noch viel schlimmer zu machen.
La Libre Belgique unterstreicht die Auswirkung der Banken- und Börsenkrise auf die Wirtschaft. Viele kleine und mittelgroße Unternehmen stehen am Rande des Ruins, weil die Bank ihnen den Kredithahn zudreht. Infolge des damit verbundenen Investitionsmangels werden sicherlich auch Arbeitsplätze verloren gehen. Daher die Schlussfolgerung der Zeitung: Der Kapitalismus des laisser-faire hat ausgewirtschaftet. Wir brauchen einen Neuanfang mit einer Regulierung, die uns morgen mehr Verantwortungsbewusstsein in unserem Finanzsystem garantiert.
Was wird aus Dexia?
Verschiedene Zeitungen befassen sich eingehend mit den jüngsten Bemühungen um die Rettung der Dexia-Bank, die gestern an der Brüsseler Börse abermals 15% einbüßte. Ihr großes Problem, so heißt es in De Morgen, ist ihre amerikanische Filiale FSA, in der es von vergifteten Krediten nur so wimmelt. Ihr Ausmaß könnte bei der Bank ein Finanzloch von 40 Milliarden Dollar schlagen.
Le Soir vermutet, dass man versuchen wird, zwischen Belgien, Frankreich und Luxemburg eine neue Finanzierungsstruktur für Dexia auszuarbeiten, die ihr die Liquiditäten besorgt, die sie zum Überleben dringend braucht.
Privatbanken unverzichtbar
Scharfe Kritik an Nationalbankgouverneur Guy Quaden übt Het Nieuwsblad in seinem Leitartikel. Dass er gestern von der schlimmsten Finanzkrise sprach, die wir seit den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts erleben, wird die erhitzten Gemüter im Lande sicherlich nicht beruhigen. Doch dann fügte er auch noch hinzu, dass nach Fortis und Dexia demnächst auch noch andere Banken hierzulande in Schwierigkeiten geraten könnten. Genau solche Sprüche sind es, die die ganze Wirtschaft des Landes und die Arbeitsplätze in Gefahr bringen, doch Guy Quaden scheint sich dessen nicht bewusst zu sein.
Das Grenz-Echo schreibt in seinem Leitartikel, dass in der Finanzwelt der eine dem anderen nicht mehr traut. Dabei ist in dieser Branche Vertrauen alles. Schlussfolgernd heißt es, die Teilverstaatlichung von Privatbanken kann nur vorübergehend eine Lösung sein. Zu einer gesunden sozialen Marktwirtschaft gibt es keine Alternative. Unsere Wirtschaft braucht gut funktionierende Privatbanken, die den Unternehmen jene Kredite gewähren, die diese dringend benötigen, um Reichtum und Arbeitsplätze für alle zu schaffen.
Das Leben geht weiter
Gazet Van Antwerpen geht davon aus, dass das wirtschaftliche Wachstum im kommenden Jahr in Richtung Null tendieren wird. Zum Glück haben die meisten Betriebe eine ansehnliche Reserve, doch die wird auch nötig sein, denn die Talfahrt könnte schon noch einige Zeit andauern.
Zum Schluss ein Blick auf Het Belang Van Limburg, das bemüht ist, die Krise zu relativieren. Das Leben geht weiter, die Sonne scheint, unsere Kinder gehen zur Schule, es ist kein Krieg ausgebrochen und auch eine Epidemie ist nicht zu beklagen. Kurzum, kein Grund zur Panik, denn es könnte uns viel schlimmer erwischen.