FORTIS ist bei der französischen BNP Paribas gut untergebracht, meint Gazet Van Antwerpen. Die Bank ist mit einem Schlag von allen Liquiditätsproblemen erlöst, doch es bleibt ein schmerzhafter Ausverkauf. Auch die Zukunft von DEXIA ist nicht sicher. Der ehemalige Premierminister Dehaene soll das Vertrauen jetzt wiederherstellen. Doch die Bürger sind nicht naiv. Sie stellen sich mit allem Respekt für Dehaene die Frage, ob er auch ein guter Bankier ist.
Het Nieuwsblad fügt hinzu: Dass es Dehaene noch nicht gelungen ist, den Kursverfall für DEXIA zu stoppen, beweist, dass die Anleger noch immer kein Licht am Ende des Tunnels sehen. Alle spüren, dass DEXIA noch große Manöver vorbereitet.
De Morgen spricht von Panik. Mit dem gleichen Eifer, mit dem sie vor kurzem noch in unrealistische Wachstumsszenarien investierten, haben sich die Anleger jetzt für das umgekehrte entschieden, nämlich die Katastrophe, die keinem noch Aussicht auf Überleben gibt. Selbst die Banken vertrauen einander nicht mehr. Dadurch entsteht eine Situation, in der Kredit knapp wird. Dies wird in kurzer Zeit auch Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Nichts scheint im Augenblick die Ruhe wiederherstellen zu können.
Le Soir erklärt: Die Situation führt zu echten Dramen. Für viele Sparer, Haushalte oder Rentner war FORTIS bis heute gleichbedeutend mit einem finanziellen Ausgleich, der es gestattete, über die Runden zu kommen. Die Fortis-Aktionäre haben Recht, wenn sie vom Staat mehr als einen Trostpreis verlangen.
Was tut Europa?
La Libre Belgique behauptet: Europa rührt sich nicht. Dabei erwartet man von der Union eine starke Antwort und Maßnahmen auf europäischer Ebene, die die Gefahren abwenden, die die Wirtschaft und die Arbeitsplätze bedrohen. Man hat den Eindruck, dass es an einer Vision fehlt, wie man den Schaden der Krise eindämmen kann. Im Gegenteil, jeder handelt wieder für sich, und die nationalen Egoismen erwachen. Doch wenn es die Europäische Zentralbank und den Euro nicht gäbe, wäre die Situation noch weitaus dramatischer.
De Standaard bemerkt: Die europäischen Finanzminister haben gestern die Mindestgrenze für die Absicherung der Sparguthaben auf 50.000 Euro angehoben. Die Höhe der Garantie ist nicht relevant. Kein einziger europäischer Staat ist bereit, den Bankrott einer großen Bank zuzulassen. Die Garantie ist an erster Stelle ein vertrauensbildendes Signal für die Bevölkerung. Europa ist in dieser Krise nur ein machtloser Zuschauer.
De Tijd stellt fest: Europa ist hoffnungslos gespalten, und seine Regierungsführer finden keinen globalen Konsens, weil sie nur ihren eigenen Wählern Verantwortung schulden. Das erklärt das Ausbleiben kräftiger europäischer Maßnahmen. Europa braucht jetzt dringend Staatsmänner wie Mitterand, Kohl oder Delors.
L'Echo schreibt: Heute sagen alle zu Unrecht den Zusammenbruch des Bankensystems voraus. Es wird noch Pleiten geben und weitere Übernahmen. Doch in zwei oder drei Jahren werden neue Akteure und Marktnischen auftauchen, die bis zur nächsten Krise genutzt werden können.
Für Het Laatste Nieuws ist die Krise die Folge der unkontrollierten Globalisierung. Nur ein Dominostein genügt, um alles einstürzen zu lassen. Es ist der Bankrott des angelsächsischen Neokapitalismus. Jetzt ist bewiesen, dass der Markt nicht imstande ist, sich selbst zu regulieren. Ein freier Markt ist nur möglich, wenn es Kontrollen und Spielregeln gibt, die die Banker voreinander schützen.
"Gemeinschaftsblablabla"
Heute beginnt in Brüssel der Gemeinschaftsdialog, den Het Belang Van Limburg als „Gemeinschaftsblablabla“ bezeichnet. Nichts hat sich geändert, die Flamen wollen eine Staatsreform, die Frankophonen nicht. Reynders und Di Rupo wollen sich als unnachgiebige Frankophone profilieren, und die Spaltung von Brüssel-Halle-Vilvoorde wird für heftige Diskussionen sorgen. Eine echte Staatsreform kommt nicht vor den Wahlen im Juni zustande.