De Morgen gibt dem Management der Fortis Bank die Schuld für die Situation. Um größenwahnsinnige Geschäfte zu tätigen, ging die Geschäftsführung unverantwortliche Risiken ein und ließ sie durch die Bankenkommission gutheißen. Sie haben die Aktionäre in die Irre geführt und falsche Informationen verbreitet. Viele sind schon für weniger vor Gericht gestellt worden.
De Standaard kritisiert die Vorgehensweise der niederländischen Regierung. Sie hat listig, aber nicht sauber gehandelt. Ihr Finanzminister Bos war schon am letzten Wochenende nicht mehr bereit, das Abkommen einzuhalten. Dadurch war die belgische Regierung gezwungen, an diesem Wochenende erneut nach einer Lösung zu suchen. Bos hat den Rest von Fortis in französische Hände gespielt. Er hat damit die Rache der Niederländer für den brutalen Überfall auf ABN Amro vollzogen. Den Haag hat für weniger als 17 Milliarden eine der größten niederländischen Banken gekauft und wird diese mit großem Mehrwert wieder verkaufen oder an die Börse bringen, sobald die Finanzmärkte sich beruhigt haben. Und Paris hat für ein paar Milliarden die größten belgischen und luxemburgischen Banken eingestrichen.
In weltweiter Krise jeder für sich
Für La Libre Belgique besteht Fortis nicht mehr. BNP Paribas übernimmt 75% der Bank und lässt dem belgischen Staat eine symbolische Sperrminorität. Doch mittelfristig wird Fortis zu 100% französisch. Wie Electrabel und vielleicht auch Dexia. Es bleiben Wut und Verbitterung. Die Anleger, aber auch das Personal dieser Institution, die bis vor kurzem noch als solide galt, sind traumatisiert. Dieses Debakel wird in der gesamten belgischen Wirtschaft Spuren hinterlassen.
Het Laatste Nieuws ist überzeugt, dass alle großen Sicherheiten ins Wanken geraten. Vor allem, dass Belgien seinen Bürgern eine Rente und Gesundheitsfürsorge bieten kann, die es ihnen gestattet, nicht nur zu überleben, sondern auch zu leben. Auch, dass ihr Spargeld bei ihrer Bank in Sicherheit ist. Ihre Bank ist nicht mehr belgisch. Paris wird die neue die finanzielle Hauptstadt, wo die Entscheidungen fallen und die den Gewinn einstreicht.
Het Belang Van Limburg unterstreicht, das Finanzsystem der ganzen Welt ist erschüttert. Es ist der wichtigste Auftrag, das Finanzsystem, den Blutkreislauf der Wirtschaft, wieder in Gang zu setzen und die Spargelder zu sichern. Dazu ist ein beherztes Auftreten der Banken, Finanzinstitutionen und Regierungen in ganz Europa erforderlich. Die Frage nach der Schuld muss später gestellt werden.
Le Soir stellt fest, dass jedes Land unter dem Motto „Nach mir die Sintflut“ seine Banken, seine Sparer und seine Aktionäre schützt und die anderen Partner fallen lässt. Die belgischen Sparer wurden von Europa im Stich gelassen und können nur feststellen, dass die einzigen, die sich für ihre Zukunft und ihre finanzielle Sicherheit eingesetzt haben, Leterme und Reynders sind.
Gazet Van Antwerpen warnt: Die Welt befindet sich nicht am Begin einer klassischen Konjunkturflaute, sondern die Weltwirtschaft ist schwer erkrankt. Sie wird das überleben, doch die Genesung wird viel Zeit und Mühe kosten. Nicht nur die Banken sind schuld, auch viele große Konzerne hatten keinen Bezug zur Wirklichkeit mehr. Das überstürzte Wachstum der letzten Jahre hat dazu geführt, dass viele Konzerne schwache Fundamente haben.
Het Nieuwsblad schreibt: Das Bankensystem kracht in allen Fugen. Die Gewerkschaften verhalten sich nicht verantwortungsbewusst. In einer solchen Krise müssten alle an einem Strang ziehen, um Lösungen für die Probleme zu finden. Es ist unangebracht, jetzt für mehr Kaufkraft zu streiken. Die belgischen Betriebe stecken in großen Schwierigkeiten. Ein Streik macht alles nur noch schlimmer.