Die Beschäftigten sind perplex. Eine Fortis-Anlage hat in zehn Jahren ihren Wert halbiert, so fasst Het Nieuwsblad den Stand der Dinge bündig zusammen.
Brutale Scheidung bei Fortis, titelt De Standaard. Die Niederländer haben eine harte Gütertrennung durchgesetzt, die Luxemburger übernehmen 52% von Fortis Luxemburg.
L'Echo bringt als Schlagzeile: Fortis lässt sich den niederländischen Arm amputieren. Für Fortis Belgien gehört jetzt noch immer eine Übernahme durch BNP Paribas zu den Möglichkeiten. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass der belgische Staat den Bankversicherer Fortis zu 100% übernimmt, so die Wirtschaftszeitung.
Le Soir, De Tijd und De Morgen bringen de Stand der Dinge in ihrer Schlagzeile folgendermaßen auf den Punkt: Fortis wird abgewickelt. Die dramatische Entscheidung fiel, nachdem neue Milliardendefizite bei Fortis Belgien auftauchten, schreibt De Morgen.
Dazu meint Het Belang Van Limburg im Kommentar: Laut Informationen des niederländischen Finanzministeriums hat der belgische Zweig der Fortis-Gruppe schlechte Kredite in Milliardenhöhe zu verkraften. Es soll sich um 18 Milliarden Euro handeln. Mit der Aufspaltung von Fortis ist der Traum von Maurice Lippens zu Ende der aus der belgisch-niederländischen Allfinanzgruppe einen der größten Konzerne Europas machen wollte.
La Libre Belgique kommentiert: Die Verlierer dieser traurigen Geschichte sind nicht nur die Aktionäre, sondern auch die Beschäftigten, die schlimme Stunden mitmachen, sowie auch die gesamte belgische Wirtschaft. Das einzig Positive ist die Tatsache, dass die Leterme-Regierung die Sache in den Griff bekommt und so die Sparer beruhigen kann.
De Standaard kommentiert: Die Fortis-Rettungsaktion der vergangenen Woche ist de facto gescheitert. Jetzt wurde ein Verkauf des niederländischen Zweiges der Gruppe erzwungen. Belgien bezahlt einen hohen Preis für das kaltblütige und hochmütige Projekt des Fortis-Managements.
De Tijd meint: Fortis verdient keinen Namen mehr, der an Stärke erinnert. Fortis Belgien ist ab jetzt nur noch ein regionaler Bankversicherer. Die Regierung in Den Haag kaufte das niederländische Kerngeschäft des internationalen Spitzenkonzerns für einen Spottpreis. Das könnte der Beleg dafür sein, dass Fortis weit mehr zu verbergen hat, als bisher an die Öffentlichkeit gelangte.
Le Soir kommentiert: Belgien steht jetzt mit dem Fortis-Risiko völlig alleine da. Die Leterme-Regierung garantiert aber alle Sparguthaben. Und das ist erst einmal die wichtigste Botschaft. Tatsache ist, dass einer der größten Finanzkonzerne Europas in seiner bisherigen Form nicht mehr existiert.
Besonders kritisch reagiert De Morgen. Banken wie Fortis, die unkalkulierbare Risiken auf sich nehmen, indem sie Übernahmegeschäfte anleiern, deren Finanzierung nicht geregelt ist, können jetzt nur noch mit staatlicher Hilfe überleben. Wer solche unverantwortlichen Risiken nimmt, soll das in Las Vegas mit seinem eigenen Geld tun, aber nicht mit dem Ersparten, für das Menschen ihr ganzes Leben gearbeitet haben.
Het Laatste Nieuws meint: Jetzt ist Fortis endgültig gerettet. Aber es ist nicht mehr das stolze Fortis, das Europa erobern wollte. Fortis Belgien ist jetzt wieder genau da, wo es Anfang der 90er Jahre stand, als die Generale Bank und die ASRK zu Fortis fusionierten.
L'Echo kommentiert: Diese Bankenkrise hat den Ruf Belgiens weiter beschädigt. Und dies nach anderthalb Jahren politischer Krise, die schon dafür sorgte, dass sich die internationalen Medien mehr als sonst für unser Missgeschicke und Probleme interessierten.