Das Magazin Le Vif glaubt, dass der Börsenkrach zu einer Bewusstwerdung ohnegleichen geführt hat. Die Rettungsaktionen der Staaten werden als einziger Ausweg zum Schutz der Sparer und zur Ankurbelung der Wirtschaft akzeptiert. Die Bürger werden die Steuern zahlen müssen, die man den Banken erlässt. Man muss versuchen, so schnell wie möglich die Zone der finanziellen Turbulenzen zu verlassen. Doch man darf nicht wieder einfach zur Tagesordnung übergehen. Man muss ein System reformieren, in dem die Verantwortlichen für das Fiasko ungestraft ausgehen.
De Tijd erwartet eine Wirtschaftskrise nach der Bankenkrise. Die Banken werden weniger Kredit verteilen. Das führt zu einem Rückgang der Investitionen, der Einstellungen und des Konsums. Damit erreicht die Krise eine neue Dimension, nämlich eine ernsthafte globale wirtschaftliche Malaise. In der realen Wirtschaft können höchstens noch die Verbraucher eine Rezession verhindern, indem sie weiter konsumieren.
L'Echo ist verärgert über die Initiative des französischen Staatspräsidenten Sarkozy. Die Meinungsverschiedenheiten über die Notwendigkeit eines europäischen Rettungsplans sind ein erneuter Beweis für die kurzsichtige französische Politik. Zuerst beanspruchte Frankreich die Vaterschaft des Plans, um sich wenig später als erster davon zu distanzieren. Europa muss sich mobilisieren, seine Politik und die Maßnahmen koordinieren, um das Vertrauen der Sparer zurück zu gewinnen.
Der Staatshaushalt entgleist
De Standaard bemerkt: Die Politiker kritisieren zu Recht die Banken, die buchhalterische Tricks anwendeten, um den Zustand ihrer Finanzen zu beschönigen. Doch jetzt droht auch der Staatshaushalt in die roten Zahlen zu rutschen. Man spricht von einem Defizit von 7 Milliarden. Nach der einstimmigen Verurteilung der Bankiers kann kein einziger Politiker noch die Tricks anwenden, die in den anderen Jahren üblich waren. Die Regierung kann es sich nicht mehr leisten, ihre Einnahmen zu überschätzen.
Gazet Van Antwerpen fügt hinzu: Es ist unmöglich, das Haushaltsdefizit allein durch eine Ausgabenkürzung zu stopfen. Zur Zeit der Verhofstadt-Regierungen übten die Christdemokraten heftige Kritik an den einmaligen Maßnahmen. Heute wollen sie diese Technik selbst anwenden. Es ist auch erneut die Rede von einer besseren Eintreibung der Steuern. Doch diesmal wird eine oberflächliche Haushaltsplanung nicht genügen. Zur Sanierung des Etats sind strukturelle Maßnahmen erforderlich.
De Morgen schreibt: Es werden bereits Stimmen laut, die die Regierung auffordern, sich nicht länger an die Haushaltsorthodoxie zu klammern, weil die Finanzkrise zuerst gemeistert werden muss. Das wäre eine gefährliche Entscheidung, denn mit einem starken Defizit bringt man die Zukunft unserer Gesellschaft und die Finanzierung der Vergreisung in Gefahr. Nur eine gründliche Reform des Finanzierungsmodells für den föderalen Staat und die Gliedstaaten ist ein Ausweg. Doch damit versinkt die Leterme-Regierung wieder in gemeinschaftspolitische Diskussionen.
Big Brother - Reiche leben länger
Le Soir berichtet auf seiner Titelseite, dass der Innen- und der Justizminister an einem königlichen Erlass arbeiten, der es der Polizei gestatten würde, Informationen über die Rasse, das Sexualleben, die Gesundheit und die politischen Einstellung der Bürger zu sammeln und zu speichern. Die Zeitung warnt vor einer Verletzung der persönlichen Freiheit. Auf diese Weise verlässt man eindeutig den Rahmen des Rechtsstaates und beginnt das Big Brother-Zeitalter: Eine Welt, in der jeder überwacht wird, und in der die soziale Kontrolle alltäglich ist.
Vers L'Avenir bringt den Titel: „Arme sterben schneller als Reiche“. Eine Untersuchung der christlichen Krankenkasse stellt deutlich heraus, dass minder begüterte Bürger mehr Gesundheitsprobleme haben als Reiche. Verantwortlich dafür sind schlechtere Arbeitsbedingungen, ungesunde Wohnungen und eine stärker belastete Umgebung.