Gestern verlor die Aktie des belgisch-niederländischen Bank- und Versicherungskonzerns erneut 20% ihres Wertes und ist jetzt nur noch 5 Euro 20 wert.
„Fortis kommt nicht zur Ruhe“, heißt es dazu im Grenz-Echo. Die Spitze der Fortis-Gruppe dementierte am Freitag Gerüchte, sie sei in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Panik treibt Fortis in den Keller, titelt De Morgen. Völlig überraschend wurde am Freitagabend mitgeteilt, dass Fortis-Chef Herman Verwilst von Filip Dierckx abgelöst wird.
Zweiter Fortis-Manager steht auf der Straße. Nach nur 2½ Monaten musste Herman Verwilst als Chef des Finanzkonzerns zurücktreten, heißt es dazu in Het Laatste Nieuws.
„Rettet Fortis“
Le Soir titelt: „Operation rettet Fortis“ . Die Regierung verfolgt die Entwicklung auf den Fuß. Und in De Tijd erfahren wir, dass die Spitzenmanager der belgischen Großbanken gemeinsam mit der zuständigen Aufsichtsbehörde noch dieses Wochenende nach einer Lösung suchen werden.
Um Liquiditätsprobleme zu vermeiden wird im Eiltempo an einem Rettungsplan für Fortis gearbeitet, schreibt De Standaard. „Jetzt geht es bei Fortis ans Eingemachte“, meint die Zeitung. Het Nieuwsblad titelt „Bei Fortis bricht das Wochenende der Wahrheit an. Nicht auszuschließen ist, dass auch der Aufsichtsratvorsitzende Maurice Lippens seinen Hut nehmen muss. „Ein Konkurs ist keine Option“, zitiert La Libre Belgique den bisherigen Fortis-Chef Herman Verwilst. Und La Derniere Heure stellt die Frage, Fortis Affäre: Was sind Ihre Risiken?
Die Kommentare
Ein Unglück bei Fortis wäre wie eine Explosion einer Bombe in der belgischen Wirtschaft, meint Le Soir. Deshalb wird es zu einem solchen Unglück nicht kommen. Und deshalb müssen auch die Sparer ihre Ruhe und ihre Kaltblütigkeit bewahren. Schuld an der jetzigen Entwicklung sind grobe Managementfehler. Und das ist eine furchtbare Schlussfolgerung für Fortis-Gründer Maurice Lippens.
De Tijd kommentiert, Fortis hat in den vergangenen Monaten mehr als 2/3 seines Börsenwertes verloren. Trotzdem steckt der Konzern nicht in finanziellen Schwierigkeiten, wie uns die Gerüchteküche glauben machen will. Es wird höchste Zeit wieder zur Vernunft zu kommen und das gilt für Anleger, Banker und Sparer.
„Wahnsinn“
De Morgen meint: Was die Börse momentan mit Fortis treibt, grenzt an Wahnsinn, denn die Gruppe ist grundsolide, und kann schon seit Jahrzehnten gesunde Gewinnzahlen vorweisen. Das beweist wieder einmal, wie unverantwortlich es ist, die Börse eine so dominante Rolle in unserer Wirtschaft spielen zu lassen.
Es muss dringend eine Lösung für Fortis gefunden werden, weil die Zukunft der belgischen Wirtschaft auf dem Spiel steht, meint La Libre Belgique. Das eigentliche Problem ist die Tatsache, dass sich das Management in den vergangenen Monaten immer übertrieben optimistisch zeigte, obschon die Realität das Gegenteil bewies. Der Wechsel auf dem Chefsessel wird leider keine Wunder bewirken. Problematisch ist aber, dass die Regierung erst jetzt zu begreifen schein, wie ernst die Lage ist.
De Standaard glaubt, die Schwierigkeiten bei Fortis sind eine Folge der fehlenden Glaubwürdigkeit des Managements und des Aufsichtsratsvorsitzenden, Maurice Lippens. Es kann erst wieder bergauf gehen, wenn Lippens die einzig richtige Entscheidung trifft und seinen Rücktritt ankündigt.
Auch Het Nieuwsblad meint, Fortis braucht mehr als einen neuen Manager, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Gegen Gerüchte und Spekulationen ist kein Kraut gewachsen. Da hilft nur, alle Karten auf den Tisch zu legen und klarzustellen worum es wirklich geht.
Flämisches Politbarometer
Het Belang van Limburg und Gazet van Antwerpen veröffentlichen heute die Resultate ihres flämischen Politbarometers. Minus 40%, CD&V verliert fast die Hälfte ihrer Wähler, so fast die Antwerpener Zeitung das Resultat zusammen. Wenn am morgigen Sonntag gewählt würde, währen vor allem N.VA und die Liste De Decker die großen Gewinner. Guy Verhofstadt wird noch immer als der Politiker angesehen, der am besten dazu geeignet wäre die politische Krise zu meistern. Premier Leterme landet in dieser Liste nur auf Platz 5.
Dazu meint Het Belang van Limburg im Kommentar: OK, es ist nur eine Meinungsumfrage, aber für die CD&V ist das Resultat alles andere als erfreulich. Wenn die Partei nächstes Jahr bei den Regionalwahlen eine Schlappe vermeiden will, muss sie eine glaubwürdige Staatsreform auf die Beine stellen. Das Schicksal der CD&V liegt also in den Händen des flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters.
Die Stimmung kann natürlich noch völlig umschlagen, meint Gazet van Antwerpen im Leitartikel. Aber wenn sich nichts bewegt, können die Regionalwahlen des kommenden Jahres in Flandern für ein politisches Erdbeben sorgen.