Daneben befassen sich viele Zeitungen mit der weltweiten Finanzkrise und blicken auch noch einmal auf den Prozess um den Tod von Joe Van Holsbeeck zurück.
Affäre Koekelberg zieht weitere Kreise
„Im Kabinett Dewael rollen Köpfe“, titelt De Standaard. De Morgen meint auf Seite 1: „Für Innenminister Patrick Dewael wird die Luft langsam dünn“. Gestern Abend wurde bekannt, dass zwei Mitarbeiter von Innenminister Dewael gekündigt haben. Darunter ist auch der stellvertretende Kabinettschef, den Het Laatste Nieuws als die rechte Hand des Ministers bezeichnet. Dies ist ein neuer Höhepunkt in der Affäre um dubiose Ernennungen an der Polizeispitze.
Ebenfalls in diesem Zusammenhang wurde auch der Chef der Generalinspektion der Polizei, Luc Closset, für 4 Monate vom Dienst suspendiert. Closset soll auf Anweisung des Kabinetts Dewael die Beförderung einer ehemaligen Mitarbeiterin des Innenministers ermöglicht haben. Die Opposition fordert den Rücktritt des Ministers. Der denkt allerdings nicht daran, wie De Morgen unterstreicht.
BNB-Studie über Geldtransfers
Die beiden Finanzzeitungen De Tijd und L'Echo berichten auf ihren Titelseiten über eine bislang unveröffentlichte Studie der Nationalbank. Darin geht es um die viel diskutierten Geldtransfers vom Norden in den Süden des Landes. Beide Blätter heben aber eine jeweils andere Schlagzeile hervor.
Für De Tijd ist festzuhalten, dass jeder Flame jedem Wallonen pro Jahr fast 1000 Euro gibt. L'Echo hingegen bringt in seiner Titelzeile die Feststellung, dass die Nord-Süd-Transfers in den kommenden Jahren stark zurück gehen werden. Hintergrund: Die Kosten für die flämischen Pensionen werden in den nächsten Jahren stärker ansteigen als im Süden das Landes. Die Politiker dieses Landes sollten sich diesen Bericht genau anschauen, empfiehlt De Tijd. Eine Schlussfolgerung sei nämlich auch, dass die Debatte über die Geldtransfers nicht notwendigerweise zu einer Spaltung des Landes führen muss.
Staatsreform: jetzt gibt es keine Entschuldigung mehr
Vers l'Avenir bringt auf seiner Titelseite die Balkenüberschrift „Jetzt wird es ernst“. Der institutionelle Dialog wird am 8. Oktober beginnen. Bis dahin müssen noch viele Details geklärt werden. Und die Spannung steigt.
In diesem Zusammenhang warnen verschiedene flämische Zeitungen die Frankophonen vor verfrühter Euphorie. Nach dem Bruch des Kartells CD&V / N.VA haben die Frankophonen die Champagnerflaschen geköpft. Sie glauben, dass nach dem Abgang der N.VA nun bessere Zeiten anbrechen. Doch ihnen droht ein böses Erwachen, meinen Het Laatste Nieuws und De Morgen im Chor.
Jetzt gibt es nämlich keine Entschuldigung mehr. Die Flamen wollen nun schnell Resultate sehen. Und die Frankophonen haben Interesse daran, auf die flämischen Kollegen zuzugehen. Ansonsten droht eine bislang nicht gekannte Radikalisierung. Und das könnte in Flandern Parteien nach oben spülen, die noch viel unnachgiebiger sind als die traditionellen. Und dann droht ein komplettes Chaos.
Einige Zeitungen befassen sich insbesondere mit dem Zustand der CD&V. Zwischen den alten Kartellpartnern CD&V und N.VA ist ein Rosenkrieg entbrannt, bemerkt De Standaard. Beide Parteien bekriegen sich nunmehr und schenken sich nichts. CD&V ist derweil auf Schadensbegrenzung bedacht. Doch gelingt das nicht nur, indem man Ruhe in die eigenen Reihen bringt. Die CD&V muss jetzt vielmehr endlich auf politischer Ebene punkten. Gefragt sind: ein glaubwürdiger Haushalt, Tarifabkommen und Gesetzestexte über ein neues institutionelles Gleichgewicht.
Für Het Belang van Limburg ist jetzt vor allem Yves Leterme gefragt. Hinter dem Thema Staatsreform kann sich der Premierminister jetzt nicht mehr verstecken. Von ihm werden jetzt Fortschritte, etwa in Sachen Haushalt, Asyl- und Wirtschaftspolitik erwartet.
Wege aus der weltweiten Finanzkrise
Auch Le Soir ist auf der Suche nach mutigen und fähigen politischen Führungspersönlichkeiten. An die Adresse von Yves Leterme gerichtet, meint das Blatt: Es ist immer noch besser, falsche Entscheidungen zu treffen, als gar keine. Das gilt im übrigen auch für die Bewältigung der weltweiten Finanzkrise.
In diesem Zusammenhang warnt das Börsenblatt L'Echo aber vor einer Hexenjagd. Wenn man alle Verantwortlichen für das weltweite Börsendebakel vor Gericht stellen müsste, dann wäre wohl kein Gerichtssaal groß genug. Die Märkte jetzt mit der Brechstange regulieren zu wollen, wäre ebenfalls nicht vernünftig. Das Problem ist nicht im Eilverfahren zu lösen. Jetzt muss die Panik der Besonnenheit weichen.
Braucht Belgien eine Reform der Schwurgerichte?
Einige Zeitung kommen schließlich noch einmal auf das Urteil im Prozess um den Tod von Joe van Holsbeeck zurück. La Libre Belgique und Le Soir stellen sich die Frage, ob nicht die Schwurgerichte einer grundlegenden Reform unterzogen werden müssen. Nach Informationen von Gazet van Antwerpen arbeitet Justizminister Vandeurzen bereits an einer solchen Neuordnung.