Das zweite Schwerpunktthema sind die Beförderungsaffären bei der Polizei und im Kabinett von Innenminister Dewael, die gestern im Parlament zur Sprache kamen.
Dewael überlebt, ist politisch jedoch K.O.
Vor diesem Hintergrund verweisen sämtliche Blätter auf die Verteidigungstaktik des Innenministers, der von der irregulären Beförderung einer früheren Kabinettsmitarbeiterin nichts gewusst haben will. Er habe seinen engsten Mitarbeitern vertraut, doch hätten diese ihn offensichtlich hinters Licht geführt.
Gazet van Antwerpen schlussfolgert nach der gestrigen Aussprache im Parlament, dass die Krise, die diese Affäre in der Regierung auszulösen drohte, wohl vorerst vereitelt wurde. Es ist davon auszugehen, dass Innenminister Dewael jetzt mit den frankophonen Parteien PS und cdH über die Strafe für Polizeichef Koekelberg verhandeln wird. Diese muss ausreichend sein, um die flämischen Parteien zufrieden zu stellen, doch nicht zu schwer, um den Frankophonen, die hinter dem Generalkommissar der Polizei stehen, einen Gesichtsverlust zu ersparen.
Het Laatste Nieuws stellt die Frage „Müsste Innenminister Dewael zurücktreten?“ und meint in der Antwort, nachdem er im Amt geblieben ist, muss er jetzt den Beweis erbringen, dass er sein Kabinett 100%ig unter Kontrolle hat und als oberster Dienstherr der Polizei in der Lage ist, Polizeichef Fernand Koekelberg eine ebenso harte wie gerechte Strafe aufzuerlegen. Daran darf kein Weg vorbeiführen, auch wenn dies letztlich zu einer Regierungskrise führen könnte.
Het Belang van Limburg versteht die Welt nicht mehr und schreibt dazu: Das muss man sich mal vorstellen! Die Parteien PS und cdH drohen damit, Innenminister Dewael zum Rücktritt aufzufordern, falls dieser es wagen sollte, Polizeichef Koekelberg abzusetzen, und das nur, weil dieser französischsprachig ist und es jetzt schon so wenig Frankophone an der Spitze der Polizei gibt. Bei dieser Sicht der Dinge wird die Sprache zum Alibi, um sich hierzulande gleich was zu erlauben. Wenn es so weitergeht, macht Belgien keinen Sinn mehr. Dann wäre es besser mit diesem Land Schluss zu machen.
De Morgen gelangt zu der Schlussfolgerung, dass die Regierung bei der Abhandlung der Beförderungsaffären im Grunde nichts beschließt, sondern alles beim Alten lässt. Dadurch hat Innenminister Dewael zwar überlebt, doch politisch schweren Schaden erlitten.
Letzteres gilt nicht nur für ihn, sondern, wie aus einer Umfrage von Het Nieuwsblad hervorgeht, auch für Polizeichef Fernand Koekelberg. Bei einer Umfrage unter Polizisten bezeichnete eine große Mehrheit ihn als einen totalen Ausfall. Fast 80% finden, dass er sein Amt zur Verfügung stellen sollte, weil er durch seinen Fehler dem Ansehen der Polizei aufs Schwerste geschadet hat.
Rauer Wind an den Börsen beunruhigt Sparer
Das zweite Schwerpunktthema der belgischen Inlandspresse ist der anhaltende Abwärtstrend an den Börsen. De Tijd hebt hervor, dass vor allen Dingen die Bankenaktien gestern abermals schwer unter Beschuss lagen.
In diesem Kontext verweist L'Echo auf den, wie es heißt, freien Fall der Fortis-Aktie, die gestern erneut knapp 10% an Wert verlor.
Daraus macht auch La Libre Belgique ihren Aufhänger auf Seite 1 und merkt an, Fortis ist nicht nur zum Opfer des Misstrauens der Investoren geworden, sondern auch die Zielscheibe von Spekulanten, die nichts unversucht lassen, die Aktie der größten belgischen Bank in den Keller zu schicken.
Dass diese Entwicklung zunehmende Sorge bei den Sparern auslöst, ist nicht verwunderlich, so unterstreicht Het Laatste Nieuws auf seiner Titelseite. Die Banken des Landes erhalten in diesen Tagen 30% mehr Fragen besorgter Kunden. Den Finanzspezialisten zufolge gibt es jedoch keinen Grund zur Panik. Die belgischen Finanzinstitute sind allesamt grundlegend gesund und durch die Krise an den amerikanischen Finanzmärkten in einem nur sehr begrenztem Umfang betroffen.
Eine weitgehend gleich gelagerte Darstellung ist auch in Le Soir nachzulesen, wobei die Brüsseler Zeitung hinzufügt, dass die Einlagen der belgischen Sparer - selbst beim Konkurs einer Bank - dank eines Entschädigungssystems sehr gut geschützt sind.
Gute und schlechte Neuigkeiten
Zum Schluss noch eine gute und eine schlechte Neuigkeit. Die schlechte ist in Le Soir nachzulesen, wo die für den nächsten Winter zu erwartende Grippewelle als besonders bösartig angekündigt wird.
Die gute steht in Gazet van Antwerpen und betrifft den Benzinpreis, der heute um immerhin 10 Cent pro Liter billiger wird, so dass man bei einer Tankfüllung von 50 Litern nicht weniger als 5 Euro spart. Die Frage ist allerdings, ob dieser erfreuliche Trend von langer Dauer sein wird.