Spareinlagen durch Börsenkrise nicht gefährdet
De Morgen unterstreicht auf seiner Titelseite, dass die belgischen Grossbanken Fortis, Dexia und KBC in den letzten zwei Tagen sage und schreibe 8 Milliarden Euro ihres Börsenwertes verloren haben. Am schlimmsten hat es die Fortis erwischt, deren Aktie gestern an der Brüsseler Börse erneut rund 11% einbüßte.
Diesbezüglich wittert Le Soir eine Art Börsenkomplott gegen Fortis und beruft sich diesbezüglich auf Lügen, die in jüngster Zeit über die Bank verbreitet wurden. Im übrigen geht die Zeitung auf zwei Seiten auf die Finanzmarktkrise ein und beschäftigt sich vor allen Dingen mit deren Ursprung und der Frage, wie lange das Debakel an den Finanzmärkten noch dauern könnte.
Vers l'Avenir beantwortet einige Fragen, die den Normalverbraucher interessieren. Dazu heißt es u.a.: die Sparer brauchen sich um ihr Geld keine Sorgen zu machen, denn mit dem Konkurs einer belgischen Bank ist nicht zu rechnen. Wohl aber wird es für jene, die nicht genügend Eigenkapital haben oder keine ausreichenden Einkommensgarantien bieten, in Zukunft schwerer sein, bei einer Bank Geld zu leihen. Die eigentlichen Opfer der Krise sind zweifellos die Aktionäre, die ihr Geld in Bankaktien investiert haben.
La Libre Belgique schreibt zur Bankenkrise in ihrem Kommentar: man soll nicht so naiv sein zu glauben, dass die Globalisierung der Finanzwelt jetzt ein Ende nehmen wird. Allerdings müsste jetzt auf politischer Ebene die Entschlossenheit vorhanden sein, den von der wirtschaftlichen Realität losgelösten Kapitalismus künftig zu regulieren und zu kontrollieren.
Die Posse um den Innenminister und seinen Polizeichef
Für einen zweiten Schwerpunkt der heutigen Inlandspresse sorgt der Generalkommissar der belgischen Polizei, Fernand Koekelberg. Er hat seine beiden Sekretärinnen ohne die dafür vorgesehene Prüfung in Spitzenpositionen mit Topgehältern befördert und sollte nun dafür eigentlich vom zuständigen Innenminister Patrick Dewael gemaßregelt werden. Letzterer zögert jedoch, weil er vermutlich selbst Dreck am Stecken hat, so das diesbezügliche Presseecho.
Le Soir geht dennoch davon aus, dass der Innenminister gegen den Polizeichef eine Disziplinarmaßnahme ergreifen wird, die im schlimmsten Fall bis zur Entlassung gehen kann.
Das Grenz Echo ist ebenfalls überzeugt, dass Fernand Koekelberg nicht ungeschoren davonkommt, denn die Berichte des polizeilichen Kontrollkomitees über ihn sind schwer belastend.
De Morgen schreibt zum gleichen Thema: der Chef der belgischen Polizei hat das Vertrauen des Innenministers ganz offensichtlich verloren. Der Minister jedoch kann nicht unbefangen gegen ihn vorgehen, weil eine frühere Kabinettsmitarbeiterin des Ministers ebenfalls in eine Spitzenposition katapultiert wurde, ohne die Eignungsprüfung bestanden zu haben.
Damit wird das Ganze zum Gegenstand einer echten Kabinettskrise, so urteilt Het Laatste Nieuws. Dazu heißt es u.a.: der Innenminister will den Polizeichef bestrafen, doch drohen in diesem Fall die PS und die cdH, den Innenminister aufs Korn zu nehmen, weil dieser von der irregulären Beförderung einer früheren Mitarbeiterin gewusst haben könnte.
Gazet van Antwerpen schreibt dazu in ihrem Kommentar: der Innenminister möchte gerne mit der Faust auf den Tisch schlagen, doch seine eigene Position ist dafür zu schwach. Für Innenminister Dewael mag das sehr peinlich sein, doch der Bürger erwartet, dass Polizeikommissar Koekelberg bestraft wird. Wer seine Macht missbraucht, der muss dafür zahlen, so schlussfolgert die Zeitung.
Die FGTB droht mit Streik
Le Soir befasst sich mit dem gestern von der sozialistischen Gewerkschaft angekündigten Streik, für den das genaue Datum noch festgelegt werden muss. Als Gründe für diese Aktion werden in erster Linie die ungenügende Reaktion der Regierung auf die sinkende Kaufkraft der Bevölkerung genannt sowie das Veto der Arbeitgeber gegen eine Anhebung der Sozialleistungen, wenn nicht zugleich die finanziellen Lasten der Betriebe reduziert werden.
La Dernière Heure geht davon aus, dass die Streikaktion das Land weitestgehend lahm legen könnte, zumal die christliche Gewerkschaft sich höchstwahrscheinlich an dem Protest beteiligen wird.
Het Belang van Limburg ruft die Gewerkschaften zur Verantwortung auf, denn weder die Betriebe noch der Staat können sich derzeitig Geschenke leisten. Sollten die Gewerkschaften sie dazu zwingen, würden wir die gesalzene Rechnung dafür, u.a. in Form von Entlassungen, schon bald präsentiert bekommen.